Grünes Gas und Großvieheinheiten
Regenerative Energie? Bioenergie? Fahren mit Gas aus Biomasse? Bereits in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam Gas aus Odel zum Einsatz.
Den Gedanken, aus “Odel“ Energie zu erzeugen, verfolgte der Abwasseringenieur und Wasserwirtschaftler Karl Imhoff bereits in den 1940er Jahren. Er plante erfolgreich eine Biogas-Anlage für ein landwirtschaftliches Gut in Olching bei München, die jedoch bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Imhoff hatte auch die Idee, größere genossenschaftliche Gaswerke für Stallmist mit angeschlossenen Gastankstellen in Stadtnähe zu errichten.
Das Interesse an der Energiegewinnung aus landwirtschaftlichen Abfällen war in den Mangeljahren der Nachkriegszeit enorm. Davon profitierte die Deutsche Futterkonservierungsgesellschaft (Defu), die auf dem Versuchsgut Heidehof in Allerhop in der Lüneburger Heide den Prototyp einer Biogas-Anlage betrieb.
Die Wissenschaftler dieses Unternehmens brachten den Begriff „Bihugas“ auf, der auf den sog. Bio-Humus und das gute Düngeergebnis der Gärüberreste hinweisen sollte. Die Defu soll seinerzeit 13 Anlagen ausgeliefert haben.
Die erste Anlage produzierte ab 1955 im Kloster Benediktbeuern aus dem Mist von 180 „Großvieheinheiten“ Gas für die Klosterküche und die Stromerzeugung. Nach wenigen „Boomjahren“ konnte sich die Biogasbewegung ab Mitte der 1950er Jahre gegen das hereinströmende billigere Erdöl nicht durchsetzen. Erschwerden kam hinzu, dass in der Landwirtschaft verstärkt Mineraldünger eingesetzt wurde.
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs: „Es ist immer wieder überraschend, welche Zufallsfunde in unseren Archivbeständen zum Vorschein kommen. Die seltene Originalaufnahme dokumentiert einen der ersten Bihugas-Schlepper in Allerhop mit Gasflaschen. Wie weit der Stand der Technik damals war, zeigt sich daran, dass das gereinigte und verdichtete Faulgas bereits als Treibstoff verwendet wurde. Neu war das Betanken von Traktoren.“
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA