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Geschichte

"Die Kraft des Guten" – Pfanni-Knödel aus München

 

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Oliver Dürrbeck

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1868 gründete der aus dem mittelfränkischen Emskirchen stammende Johannes Eckart in München am Salvatorplatz eine Fruchtsaftfabrik. Der Zeitpunkt war günstig. In Bayern nahm die Industrialisierung gerade Fahrt auf und kurz zuvor war die neue Gewerbefreiheit in Kraft getreten. Die Reform ermöglichte es, ohne den Nachweis einer abgelegten Befähigungsprüfung ein Gewerbe auszuüben.

Nach und nach versuchte Eckart, auch andere Lebensmittel zu konservieren. Der Betrieb florierte und erhielt sogar den Titel eines Königlich Bayerischen Hoflieferanten. Im Ersten Weltkrieg lag der Produktionsschwerpunkt in der Fleischverarbeitung. Angeblich stieg die Verarbeitungskapazität damals auf bis zu 200 Rinder und 500 Hammel.

Briefkopf der Fruchsäfte- und Conservenfabrik Johs. Eckart, 1903(Foto: BWA).

Briefkopf der Fruchsäfte- und Conservenfabrik Johs. Eckart, 1903.

Darüber hinaus arbeitete die Firma Johannes Eckart bereits im Ersten Kriegsjahr 1914 mit einem Trocknungsverfahren für Kartoffeln. Hauptabnehmer für Trockenkartoffeln in großen Mengen war in beiden Weltkriegen die deutsche Wehrmacht. Mit der Währungsreform eröffnete sich ein neuer Markt.

Warenzeichen der Konservenfabrik Johannes Eckart, 1925(Foto: BWA).

Warenzeichen der Konservenfabrik Johannes Eckart, 1925.

Werner Eckert, der Enkel des Firmengründers, hatte zwei wesentliche Voraussetzungen für den späteren Verkaufsschlager erkannt: Zum einen gehörte die Kartoffel zu den beliebtesten deutschen Beilagen, zum anderen war die Vorbereitung mit Waschen, Schälen und Reiben für die Hausfrau zeitaufwändig und mühsam.

Pfanni-Werbung in den 1950er Jahren(Foto: BWA).

Pfanni-Werbung in den 1950er Jahren.

1949 stellte Eckart den ersten Pfanni-Knödel „halb und halb“ auf der Südwestdeutschen Hotel- und Gaststätten-Ausstellung in Mannheim vor – und die Idee kam im deutschen Wirtschaftswunderland gleich an. Im Pfanni-Werk hinter dem Münchner Ostbahnhof entstand Europas größte „Knödelküche“.

Verbotsschild für Hunde im Lebensmittelgeschäft mit Pfanni-Werbung, um 1960(Foto: BWA).

Verbotsschild für Hunde im Lebensmittelgeschäft mit Pfanni-Werbung, um 1960.

Anfang der 1990er Jahre schrumpften jedoch die Umsätze bei Pfanni, die Konkurrenz war zu groß und 1993 wurde das Unternehmen verkauft. 1996 gingen in der Fabrik in München endgültig die Lichter aus. Heute steht das ehemalige Werksgelände wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit, denn auf diesem Areal könnte ein neues Stadtviertel entstehen und sogar ein neuer Konzertsaal.

 

Die Pfanni-Werke setzten mit ihren neuartigen Fertigprodukten Maßstäbe in der deutschen Lebensmittelbranche. Die im Bayerischen Wirtschaftsarchiv verwahrte historische Überlieferung dieses Unternehmens dokumentiert den Werdegang vom Aufstieg bis zur Betriebsschließung. Dass sich der Name „Pfanni“ aus einer Verbindung einer bodenständigen Köchin namens Fanni mit der Pfanne ableitet, ist wohl eher eine gut erfundene, nette Geschichte.

Harald Müller M.A., Wiss. Mitarbeiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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