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Geschichte

"Gut Holz!" - Handel mit einem nachwachsenden und vielseitigem Rohstoff

"Die Lage Münchens in der bayerischen Hochebene, am Fuße der Alpen mit ihren ausgedehnten Waldungen“ führte dazu, dass sich in der Isarmetropole ein bedeutender Holzgroßhandel ansiedelte, wie 1913 der Syndikus der IHK München, Dr. Julius Kahn, feststellte. So entstand 1880 die Firma Degginger & Hess, die Sägereiprodukte aus der Bukowina nach Deutschland importierte und dafür am Niederrhein ein großes Lager unterhielt. Sie wurde später durch das von Johann Christian Kloepfer und Otto Königer 1874 gegründete Großhandelsunternehmen Klöpfer & Königer übernommen, das einen Langholzhandel bis Holland betrieb und große Waldungen in Bayern und Österreich besaß.

Die steigende Bautätigkeit in den Städten des ausgehenden 19. Jahrhunderts, besonders in München, führte dazu, dass Holzmaterial für den Rohbau und die Innenausstattung stark nachgefragt war. Eisenbahnschwellen für die Staatsbahnen und mit Silberchlorid imprägnierte Stangen für die Telegrafen- und Telefonleitungen lieferte die in Brannenburg beheimatete Sägerei und Holzgroßhandlung von Kommerzienrat Otto von Steinbeis. Sein größtes unternehmerisches Projekt war ab 1892 die forstwirtschaftliche Erschließung und Nutzbarmachung der ausgedehnten Waldungen in Bosnien im Auftrag der österreichischen Regierung. Steinbeis ließ ein Netz von Waldbahnen sowie Sägewerke, eine Zellulosefabrik und einen Verladehafen für den firmeneigenen Spezialfrachter im kroatischen Šibenik errichten. Welche wirtschaftliche Bedeutung dem Holzhandel seinerzeit zukam, lässt sich auch daran ablesen, dass der Holzgroßhändler Hermann Kloepfer 1922 zu den Gründern der „Deutschen Stunde in Bayern“, der Vorläuferin des Bayerischen Rundfunks, gehörte. Sein Sohn Reinhart Kloepfer wurde 1945 als renommierte und politisch unbelastete Unternehmerpersönlichkeit der erste Nachkriegspräsident der IHK für München und Oberbayern.

 

Holzlager in Rosenheim, um 1910.

Holzlager in Rosenheim, um 1910.

Holzlieferung nach Holland: Zusammenstellung von Mainflößen zu Rheinflößen in Mombach am Rhein unweit der Mainmündung, um 1910

Holzlieferung nach Holland: Zusammenstellung von Mainflößen zu Rheinflößen in Mombach am Rhein unweit der Mainmündung, um 1910.

Imprägnierung von Telegrafenstangen und Leitungsmasten in der Kyanisieranstalt in Wolnzach, um 1910.

Imprägnierung von Telegrafenstangen und Leitungsmasten in der Kyanisieranstalt in Wolnzach, um 1910.

Reinhart Kloepfer, erster Präsident der IHK für München und Oberbayern nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1952).

Reinhart Kloepfer, erster Präsident der IHK für München und Oberbayern nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1952)

Heute produziert die bayerische Sägeindustrie knapp ein Drittel des deutschen Schnittholzes. Mit der historischen Überlieferung von Klöpfer & Königer sowie Degginger & Hess dokumentiert das Bayerische Wirtschaftsarchiv die Entwicklung der für Bayern so wichtigen Holzbranche.

Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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