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Geschichte

Wegbereiter der Süddeutschen Zeitung: August Schwingenstein

Er war ursprünglich Förster, dann Journalist und schließlich Zeitungsverleger und Politiker: der gebürtige Memminger August Schwingenstein. Vor fünfzig Jahren am 5. November ist der Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung gestorben.

Der Förstersohn trat zunächst in die Fußstapfen seines Vaters und absolvierte eine Lehre als Forsteleve in den Diensten des Fürsten Carl Fugger von Babenhausen in Schwaben. 1912 wurde er zum fürstlichen Titularförster befördert. Bei Kriegsausbruch 1914 musste er mit 33 Jahren zum Militärdienst beim Königlich Bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 12 einrücken. Nach dem Krieg drängte es ihn in die Politik. „Ich wollte dabei sein, das Vaterland wieder aufzubauen und neu einzurichten“, äußerte er rückblickend. Seine politische Heimat fand Schwingenstein beim Bayerischen Bauernbund. Nachdem er sich schon als junger Mann nebenbei journalistisch betätigt hatte, übernahm er bereits am 1. April 1919 die Redaktion des „Iller-, Roth- und Günzboten“, dem Presseorgan des Bauernbunds. Anderthalb Jahre später nahm er seinen Abschied bei der Fuggerschen Forstverwaltung und wechselte ganz zur Verlags- und Druckereigenossenschaft.

1924 schließlich übersiedelte er nach München und wurde Pressesprecher des Bayerischen Bauern- und Mittelstandsbundes im Landtag. 1931 kam es dort zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit den NS-Abgeordneten Julius Streicher und Adolf Wagner, denen Schwingenstein „lausbubenhaftes Verhalten“ vorgeworfen hatte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Ausschaltung der politischen Parteien hielt sich Schwingenstein zunächst mit einem Schreib- und Vervielfältigungsbüro über Wasser, wurde Leiter einer Druckerei und übernahm schließlich einen Zeitungs- und Romanverlag.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er zusammen mit Edmund Goldschagg und Franz Josef Schöningh von der amerikanischen Militärregierung am 6. Oktober 1945 die erste Lizenz für die Herausgabe einer demokratischen Zeitung in Bayern. Als Mitglied der 1945 gegründeten CSU nahm Schwingenstein 1946 an der Verfassunggebenden Versammlung auf Herrenchiemsee teil und saß bis 1948 im Landtag. 1951 ging er als Verlagsleiter der Süddeutschen Zeitung in Ruhestand. Seiner Leidenschaft für die Jagd blieb Schwingenstein bis zu seinem Tod 1968 verbunden.

 

August Schwingenstein (1881-1968), einer der drei Lizenträger der Süddeutschen Zeitung, um 1960. (Foto: BWA)

August Schwingenstein (1881-1968), einer der drei Lizenträger der Süddeutschen Zeitung, um 1960.

 

Die „Geburtsurkunde“ der Süddeutschen Zeitung: License No. 1 der amerikanischen Militärregierung vom 6. Oktober 1945 für Edmund Goldschagg, Franz Josef Schöningh und August Schwingenstein. (Foto: BWA)

Die „Geburtsurkunde“ der Süddeutschen Zeitung: License No. 1 der amerikanischen Militärregierung vom 6. Oktober 1945 für Edmund Goldschagg, Franz Josef Schöningh und August Schwingenstein.

 

August Schwingenstein (l.) auf dem Jagdwagen, 1951. (Foto: BWA)

August Schwingenstein (l.) auf dem Jagdwagen, 1951.

 

August Schwingenstein und der Maler August Philipp Henneberger, 1965. (Foto: Fritz Neuwirth)

August Schwingenstein und der Maler August Philipp Henneberger, 1965. (Foto: Fritz Neuwirth)

 

Zu den wertvollen Beständen im Bayerischen Wirtschaftsarchiv gehört der Nachlass der Verlegerfamilie Schwingenstein. Er dokumentiert in herausragender Weise die bayerische Pressegeschichte, die von August Schwingenstein und seinem Sohn Alfred Schwingenstein (1919-1997) nachhaltig gestaltet und geprägt wurde.

Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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