Von der Isar an den Nil: Das Amtliche Bayerische Reisebüro (abr)
Frühzeitig hatte man im Königlich Bayerischen Verkehrsministerium erkannt, dass sich ein gut geführtes Reisebüro "belebend und befruchtend auf den Personenverkehr, namentlich auf den Auslandsverkehr" auswirken müsse. Vor 110 Jahren – am 15. Juli 1910 – wurde in München das "Bayerische Reisebüro" als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland gegründet. Zu den Gesellschaftern gehörte neben der Königlichen Staatsbahnverwaltung, der Bayerischen Handelsbank und dem Norddeutschen Lloyd auch das Londoner Weltreiseunternehmen Thomas Cook, das für die internationalen Kontakte sorgen sollte. Schon bald konnte man in München eine Reise buchen, die auf dem Nil bis Khartum und weiter mit einer Karawane zu seinen Quellen führte. Das ABR wirkte aber auch bei der Organisation der Oberammergauer Passionsspiele mit, verkaufte Tickets und vermittelte Unterkünfte. Für die Zubringerdienste und Ausflugsfahrten erwarb es bei den Nürnberger Faun-Werken drei Omnibusse als Grundstock für die spätere eigene Autobusflotte. Wichtiger Geschäftszweig war von Anfang an der Fahrkartenverkauf für die Bahn und die kostenlose Erteilung von Reiseauskünften, was auch durch den späteren Zusatz "Amtlich" im Firmennamen zum Ausdruck kam. Überall in Bayern entstanden weitere Büros, die für einen kundennahen dezentralen Service sorgen sollten.
Das Stammhaus des abr am Münchner Promenadeplatz, um 1915.
"Gezähnte" Werbung: Reklamemarke des abr, um 1912.
Der erste Autobus des abr für Oberammergau-Gäste, 1922.
abr-Büro am Nürnberger Hauptbahnhof, 1950.
Für gestresste Büromenschen: Katalog des Amtlichen Bayerischen Reisebüros, ca. 1958.
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA