"Feiner und vornehmer Geschmack": das Haus Bernheimer
1864 gründete der aus dem württembergischen Buttenheim stammende Kaufmann Lehmann Bernheimer mit 22 Jahren sein eigenes Geschäft in der Münchner Kaufingerstraße. Die modebewusste Münchnerin fand dort ein reichhaltiges Angebot von Seidenstoffen, Schnittwaren und Schals. Bald kamen auch Möbelstoffe und Teppiche dazu, denen die Modewaren nach und nach Platz machen mussten. Vor allem kostbare Importe aus Japan und China trugen zum Aufschwung des Unternehmens bei. Da die Räumlichkeiten nicht mehr genügten, kaufte Lehmann Bernheimer, seit 1888 königlich bayerischer Kommerzienrat, das Englische Café am heutigen Lenbachplatz.
Der damalige "Stararchitekt", Friedrich von Thiersch, errichtete dort einen imposanten Neubau mit neobarocker Fassade und einem weithin sichtbaren, spitz zulaufenden Zwiebeltürmchen. Zu den Kunden des auch international angesehenen Hauses Bernheimer zählten der Dirigent Bruno Walter, der amerikanische Zeitungszar William Randolph Hearst, der Erfinder Eugen Diesel und die Maler Franz von Stuck oder Franz von Lenbach. Es gehörte zum guten Ton bei Hochfinanz und Adel, komplette Ausstattungen bei Bernheimer zu bestellen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die exklusive Antiquitäten-, Kunst- und Einrichtungshandlung "arisiert", die jüdische Münchner Familie Bernheimer musste emigrieren und ließ sich in Südamerika nieder. Der damalige Seniorchef Konsul Otto Bernheimer, Sohn des Firmengründers, kehrte bereits im August 1945 in seine Vaterstadt zurück und baute die Firma wieder auf.
Der Firmengründer Kommerzienrat Lehmann Bernheimer (1841-1918): 1882 erhielt er von König Ludwig II. den Titel eines Königlich Bayerischen Hoflieferanten.
Werbeblatt für das Bernheimer-Geschäft in der Kaufingerstraße, um 1880.
Ansicht des Bernheimer-Palais, 1916.
Gobelin-Saal im Bernheimer-Palais, 1916: Der über zwei Stockwerke reichende, mit dunkelgrünem Stoff bespannte Raum bildete den Mittelpunkt des Hauses. Mit elektrischen Hebevorrichtungen konnten die Gobelins hochgefahren oder abgesenkt werden, um die richtige Wirkung zu erzielen.
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA