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Geschichte

Kintopp, Kintopp: Die Anfänge der Filmindustrie in Bayern

In Zeiten von Corona kaum noch zu glauben, aber Ende der 1990er Jahre zählten die Münchner zu den fleißigsten Kinogängern Deutschlands, wie damals eine Studie des FilmFernsehFonds Bayern herausfand. Bereits 1897 öffnete in der Königlichen Haupt- und Residenzstadt das erste Kino. Der vielseitige Unternehmer Carl Gabriel zeigte damals in seinem Panoptikum in der Neuhauser Straße die ersten bewegten Bilder, freilich noch ohne Ton und Farbe. Zehn Jahre später gab es schon sechs Kinos und 1914 beherbergte München bereits 40 Lichtspieltheater. Die Industrie- und Handelskammer München hielt damals fest: "Es sind in Bayern ca. zehn Millionen in Kinos investiert, und es werden ca. 1.500 Personen beschäftigt."

Der Kunstfotograf Peter Ostermayr gründete 1907 die erste bayerische Filmproduktionsfirma. Noch vor dem Ersten Weltkrieg brachte er das Stummfilmdrama "Die Wahrheit" in drei Akten heraus. 1919 errichtete er in Geiselgasteig bei München das seinerzeit modernste Glasatelier Deutschlands. Große Glasflächen waren notwendig, da man damals bei Filmaufnahmen auf natürliches Licht angewiesen war. Außerdem gab es einen riesigen Dekorationsraum, große Garderobenräume, eine Kopieranstalt, ein photochemisches Laboratorium und eine weitläufige Filmstadt für Außenaufnahmen.

1920 – vor hundert Jahren - konnte der erste Film in Geiselgasteig fertiggestellt werden: "Der Ochsenkrieg" nach dem Roman von Ludwig Ganghofer. Regie führte Peter Ostermayrs Bruder Franz, der für sich den Künstlernamen Osten wählte. Er ging wenige Jahre später nach Indien und schuf dort das Fundament für "Bollywood". Insofern könnte das "B" in der Bezeichnung für die indische Filmindustrie nicht allein auf Bombay anspielen, sondern auch dezent die Verbindungslinien nach Bayern andeuten.

 

Reklamemarke für die Kinos von Carl Gabriel, um 1910.

 

Das Filmgelände der Münchner Lichtspielkunst AG (EMELKA) in Geiselgasteig, München, 1926.

Rechts im Bild gut sichtbar das große Glasatelier. Nach dem Konkurs der EMELKA 1932 ging das Filmareal auf die Bavaria über, die sich nach Bavaria Filmkunst und Bavaria Atelier schließlich 1987 in Bavaria Film umbenannte.

 

Filmkulissen auf dem Gelände in Geiselgasteig, 1926.

 

Werbeanzeige des EMELKA-Konzerns, um 1925.

1919 gründete der Filmpionier Peter Ostermayr die Münchner Lichtspielkunst AG, die allgemein EMELKA genannt und nach der in Berlin ansässigen UFA zum zweitgrößten deutschen Filmkonzern wurde.

In den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich München neben Berlin zu einer wichtigen Filmmetropole. Das Gelände in Geiselgasteig ist noch heute Hauptsitz der Bavaria Film und beherbergt zahlreiche Unternehmen aus der Medienbranche. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv dokumentiert mit seinen Beständen facettenreich den bedeutenden Bereich der Filmindustrie.Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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