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Wolken am blauen Himmel - Leichte Abschwächung des Hochs

IHK-Konjunkturklima – Mittelfränkische Wirtschaft: Leichte Abschwächung des Hochs

Datum: 04.02.2019
 

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Dr. Udo Raab

Dr. Udo Raab

Leiter Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, Leiter Referat Wirtschaftsentwicklung und Fachkräftesicherung Tel: +49 911 1335 1383

Nürnberg – Das Wachstum der mittelfränkischen Wirtschaft setzt sich fort, verliert zu Jahresbeginn 2019 aber weiter an Dynamik. Der mittelfränkische Konjunkturklimaindex hat sich vom Rekordhoch zu Jahresbeginn 2018 im Laufe des letzten Jahres um fast 14 Prozentpunkte auf nun 124,1 Punkte verringert.

Die mittelfränkischen Betriebe blicken auf einen langjährigen Aufschwung mit nahezu ungebremstem Wachstum ihrer Nachfrage zurück. Die Mehrheit der Befragten rechnet damit, dass diese Reise weiter geht. Doch die Unternehmen erkennen, dass Wolken am blauen Himmel aufziehen und dass man in 2019 vorsichtshalber den Regenschirm im Gepäck haben sollte.

Zu Jahresbeginn 2019 weisen Geschäftslage und -erwartungen ebenso wie Investitions- und Beschäftigungspläne positive Salden auf. Dennoch haben sich über alle Wirtschaftszweige hinweg alle vier Indikatoren im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt. Die Befragten beurteilen ihre Umsatzentwicklung weiterhin als gut und zeigen sich über gut gefüllte Auftragsbücher und hohe Kapazitätsauslastung zufrieden. Als Engpass erweist sich die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, die immer schwerer zu finden sind. Hinzu kommen nun weltwirtschaftliche und wirtschaftspolitische Risiken, die die Fortsetzung des Aufschwungs gefährden. Auch die im vierten Quartal 2018 gestiegenen Energiepreise haben Spuren in der Nachfrage der Verbraucher hinterlassen, die zur Abschwächung im Einzelhandel und bei verbrauchernahen Dienstleistern beitrugen.

Geschäftslage: Nahe am Höchststand

Die mittelfränkische Wirtschaft beurteilt ihre aktuelle Geschäftslage mehrheitlich als gut (54 Prozent der Betriebe), weitere 40 Prozent sind zufrieden. Der aktuelle Saldo von +48 ist das drittbeste Ergebnis der vergangenen beiden Jahrzehnte, liegt jedoch um vier Punkte niedriger als im Herbst 2018 und um acht Punkte unter dem Höchststand vor einem Jahr.

Geschäftserwartungen: Gestiegene Risiken im Blick

Die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Betriebe haben sich weiter eingetrübt und lassen für 2019 eine geringere Wachstumsdynamik erwarten, nicht aber einen Einbruch der Konjunktur. 17 Prozent der Befragten erwarten verbesserte Geschäfte in den kommenden Monaten, 70 Prozent gehen mit unveränderten Geschäftserwartungen in das neue Jahr, während 13 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Damit liegt der Erwartungswert im Saldo bei + 4 Punkten. Das sind sieben Punkte weniger als im Herbst und 18 Punkte weniger als vor einem Jahr. Am bisher blauen Konjunkturhimmel werden also Wolken sichtbar.

Investitionen: Geringere Dynamik

Der langjährige Aufschwung mit fast stetig wachsenden Auftragseingängen in den vergangenen vier Jahren bringt es mit sich, dass die Kapazitäten in hohem Maße ausgelastet sind. Das Investitionsklima bleibt freundlich, weil weiter Ersatzbeschaffungen und Investitionen zur Erweiterung der Kapazitäten anstehen: Fast 80 Prozent der Betriebe in Mittelfranken planen mit unveränderten oder sogar erhöhten Investitionsbudgets, elf Prozent wollen sie senken und zehn Prozent der Befragten auf Investitionen verzichten. Per Saldo liegen die Investitionsplanungen bei plus 15 Punkten. Das sind 7 Punkte weniger als zu Jahresbeginn 2018 bzw. 14 Punkte weniger als beim Hoch im Frühjahr 2018. Die Unternehmen gehen bei den Investitionen also etwas vom Gas.

Beschäftigungspläne: Zusätzliche Fachkräfte gesucht

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Mittelfranken liegt 2018 bei knapp 780 000 und ist damit seit 2009 um rund 120 000 angestiegen. Zu Jahresbeginn 2019 planen 17 Prozent der mittelfränkischen Betriebe nochmals mit zusätzlichem Personal, nur neun Prozent erachten Stellenstreichungen als erforderlich. Der Saldo von + 8 Punkten, der um vier Punkte niedriger als vor einem Jahr liegt, lässt nicht erwarten, dass sich die Engpässe am regionalen Arbeitsmarkt auflösen werden. Gerade die mittelfränkischen Industriebetriebe suchen in noch größerem Ausmaß als 2018 vornehmlich dual ausgebildete Fachkräfte und Meister. Verzögerungen bei der Stellenbesetzung bleiben zu Beginn des Jahres 2019 das größte Risiko für ein anhaltendes Wachstum.

Konjunkturklima nach Wirtschaftszweigen

Industrie: Die mittelfränkische Industrie beurteilt ihre Lage zu Jahresbeginn 2019 als unverändert gut. Der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Urteilen liegt mit + 47 Prozentpunkten so hoch wie im Herbst 2018. Hintergrund sind gestiegene Inlandsaufträge sowie ein stabiles Auftragsvolumen aus dem Ausland. Die Kapazitätsauslastung bleibt gut (voll: 40 %; befriedigend: 55 %). Der um einen Punkt auf +10 gesunkene Saldo der Geschäftserwartungen deutet darauf hin, dass die Erlöse und Erträge der mittelfränkischen Industrie auch 2019 moderat wachsen. Im zehnten Jahr des Aufschwungs erwartet die Mehrheit der Betriebe ein anhaltendes Wachstum der Inlands- und Auslandsaufträge und eine zunehmende Kapazitätsauslastung. Mögliche Mehrkosten lassen sich an die Kunden weitergeben: 45 % rechnen mit höheren, 9 % mit niedrigeren Verkaufspreisen. Über alle industriellen Branchen hinweg werden höhere Beschäftigtenzahlen geplant (Saldo +15). Das Investitionsklima bleibt stabil positiv (Saldo +19). Hauptmotiv zunehmender Investitionen im Inland ist die Ersatzbeschaffung (69 % der Betriebe), bei den fälligen Neuanschaffungen sollen auch die Ziele Rationalisierung, Umweltschutz, Produktinnovation und Kapazitätserweiterung (35 % der Betriebe) verfolgt werden.

Bauwirtschaft: Die mittelfränkische Bauwirtschaft legt eine Verschnaufpause ein. 69 Prozent der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, 31 Prozent sind zufrieden. „Größer als saisonüblich“ sei der Auftragsbestand, so die Mehrheit der Befragten. Niedrige Zinsen und wachsende Realeinkommen bieten ideale Rahmenbedingungen für die Branche. Anhaltender Nachholbedarf besteht im Wohnungsbau, im Wirtschaftsbau wirkt die gute Konjunktur als Treiber. Im öffentlichen Hoch- und Tiefbau erlauben gut gefüllte Kassen, dass insbesondere Investitionsprojekte in den Bereichen Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur abgearbeitet werden.

Steigende Kosten für Vorleistungen und für Personal lassen sich zwar nach Einschätzung der Betriebe mittels steigender Verkaufspreise weitergeben. Doch sie zweifeln, ob das Auftragsvolumen auf dem erreichten Niveau noch wächst, und senken deshalb ihre Geschäftserwartungen deutlich: Ein niedrigerer Saldo als die -9 Punkte zu Jahresbeginn 2019 war zuletzt im Herbst 2014 zu beobachten. Trotz skeptischer Erwartungen wollen die Befragten der Nachfrage mit steigenden Investitionen begegnen (Saldo +17). Im Gegensatz dazu planen sie jedoch mit niedrigeren Beschäftigtenzahlen (Saldo -8).

Handel: Im mittelfränkischen Handel trüben sich Lage und Stimmung ein. Zufrieden sind die Händler mit der Geschäftslage: 47 Prozent der Befragten urteilen „gut“, nur 8 Prozent „schlecht“. Allerdings zeigt sich die Branche gespalten: Großhändler und Handelsvertreter liegen bei einem Saldo von +55 Punkten, die Einzelhandelsbetriebe aber bei nur +27 Punkten. Noch deutlicher gehen die Geschäftserwartungen auseinander: Großhändler und Handelsvertreter liegen bei +24, Einzelhändler bei -14 Punkten. So planen Großhandel und Handelsvertretungen mit mehr Investitionen (+25) und Beschäftigten (+18), die Einzelhandelsbetriebe dagegen mit weniger Investitionen (-14) und sinkenden Belegschaften (-14). Die schlechte Stimmung im Einzelhandel erklärt sich aus sinkenden Umsätzen und aus der Erwartung, dass die Umsätze im stationären Geschäft zurückgehen dürften. Während die Online-Umsätze wachsen, sinken in den Innenstädten die Frequenzen. Vom Weihnachtsgeschäft kamen wenig Impulse. Niedrigere Verkaufszahlen im Kfz-Handel im Gefolge des Dieselskandals tragen zur schlechten Stimmung bei. Großhändler und Handelsvertreter dagegen erwarten steigende Umsätze aus In- und Ausland. Sie reagieren – auch angesichts steigender Preiserwartungen – mit expansiven Investitions- und Beschäftigungsplänen.

Unternehmensnahe Dienstleistungen: In der Branche herrscht Boom-Stimmung, wie der Saldo von +65 Prozentpunkten bei der Geschäftslage zeigt. Damit ist die Lage zu Jahresbeginn 2019 sogar besser als während des gesamten Jahres 2018. Transportgewerbe, Immobilienwirtschaft und Gebäudeservices sowie Beratungs-, Informations- und Kommunikationsdienstleister blicken auf gestiegene Erlöse zurück und erwarten weiteres Umsatzwachstum. Die optimistische Stimmung lässt den Saldo der Geschäftserwartungen auf +19 Punkte steigen und sorgt dafür, dass die im Vergleich zu den anderen Branchen überdurchschnittlichen Investitions- und Beschäftigungspläne beibehalten werden. Fast jeder dritte der unternehmensnahen Dienstleistungsbetriebe will die Investitionen nochmals erhöhen (Saldo + 25 Punkte). Fast jeder dritte Betrieb will auch mehr Personal einstellen, sofern sich qualifizierte Fachkräfte überhaupt noch finden lassen. Speditionen und IT-Dienstleister zählen weiter zu den Branchen mit den größten Schwierigkeiten, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen.

Verbrauchernahe Dienstleistungen: Die verbrauchernahen Dienstleistungen zeigen sich zwar zufrieden mit ihrer Geschäftslage, doch liegt der Saldo mit + 37 Punkten deutlich unter dem Vorjahresstand. Dabei werden Umsatzentwicklung und Auslastung als gut eingeschätzt. Anbieter personenbezogener Dienstleistungen erwarten weiteres Wachstum (Saldo +14). Doch im Hotel- und Gaststättengewerbe kippt die Stimmung: Es geht von rückläufigen Umsätzen aus, sodass jeder vierte Betrieb eine schlechtere Geschäftslage in den kommenden Monaten befürchtet (Saldo -19). Als Risiken werden Bürokratielasten und steigende Arbeitskosten sowie neue Wettbewerber und Preisdruck durch Internet-Portale genannt. Diese Geschäftserwartungen beeinflussen die Beschäftigungsplanungen: Während Hotels und Gaststätten mit weniger Personal reagieren, wollen die personenbezogenen Dienstleister mehr Beschäftigte einstellen. Unter dem Strich ist bei den verbrauchernahen Dienstleistern davon auszugehen, dass die Beschäftigung leicht sinkt. Die Investitionspläne werden von der etwas gedämpften Stimmung dagegen kaum beeinflusst (Saldo +16 Punkte). Die geplanten Investitionen dienen vornehmlich der Ersatzbeschaffung und Modernisierung, um mit Qualität bei den Kunden zu punkten.

Ausblick

Nachdem schon das Bruttoinlandsprodukt 2018 mit einem Anstieg von nur noch 1,5 Prozent Bremsspuren zeigte, prognostizieren die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute eine weiter nachlassende Dynamik und ein Wachstum 2019 von nurmehr 1,0 bis 1,5 Prozent. Die Institute sehen die Inlandsnachfrage als wichtigsten Antrieb für den weiteren Aufschwung: Hohe Beschäftigung mit wachsenden realen Einkommen der Verbraucher sowie steigende Ausgabenspielräume der öffentlichen Hand regen die Bautätigkeit und den Konsum an. Auf diese Weise dürften mögliche Schwankungen oder Abschwächungen im internationalen Handel abgefedert werden.

Zu Jahresbeginn 2019 sehen 65 Prozent der mittelfränkischen Betriebe Engpässe bei der Verfügbarkeit von Fachkräften als Risiko für die weitere Wirtschaftsentwicklung. Gegenüber dem vergangenen Herbst (69 Prozent) deutet sich hier kaum Entspannung an. Daneben rücken weitere Herausforderungen in den Blick: Die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Nachfrage im In- und Ausland sowie die Arbeitskosten bereiten zunehmend Sorgen. Für Unruhe sorgen auch diese Themen: Brexit, Konflikte innerhalb der EU, zunehmender weltweiter Protektionismus, Handelskonflikt zwischen USA und China, aber auch die Diskussion

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