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Geschichte

Liebesgrüße per "Correspondenzkarte"

 

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Oliver Dürrbeck

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Seit 1870 gibt es Postkarten in Bayern - das schnellste Mittel der direkten Kommunikation: Die Post wurde mehrmals täglich ausgeliefert, so dass eine Terminvereinbarung per bunter Karte innerhalb eines Tages möglich war. Nicht nur das: Postkarten waren extrem angesagt und attraktiv - ein beliebtes Sammlerobjekt. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv verfügt über eine Sammlung ansehnlicher Postkarten.

Der englische Journalist und Lebemann George Robert Sims berichtete 1900 über die Ersteigung des Rigi: „Unmittelbar nachdem wir den Gipfel erklommen hatten, rannte jeder zum nahe gelegenen Hotel und raufte sich um Postkarten. Fünf Minuten später schrieb ein jeder, als ginge es ums liebe Leben.“ Die Postkartenmanie der damaligen Zeit war in ganz Europa weit verbreitet. Die Postverwaltung in Bayern hatte gleichzeitig mit Württemberg, Baden und dem Norddeutschen Bund dreißig Jahre zuvor die „Correspondenzkarte“ eingeführt, die später reißenden Absatz fand. Die Postzustellung erfolgte mehrmals täglich und ein verliebtes Pärchen konnte sich mittels Postkarte noch am gleichen Tag zum Stelldichein verabreden.

Postkarte der Zigarettenfabrik Grathwohl in München, um 1900 (Foto:BWA)

Postkarte der Zigarettenfabrik Grathwohl in München, um 1900

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstanden aufwändig und drucktechnisch höchst anspruchsvoll gestaltete Postkarten, die in dicken Alben gesammelt wurden. Die Vielzahl der Motive war groß: Zu den ersten Sujets zählten Städteansichten und Sehenswürdigkeiten. Doch bald nutzte auch die Werbung das neue Medium. Vor allem Restaurants und Hotels machten mit Hilfe der Postkarte kräftig Reklame, ab 1898 auch Industrieunternehmen. Gleichzeitig kamen Künstlerpostkarten in Mode. Maler wie Emil Nolde oder Alfons Mucha arbeiteten für die großen Postkartenverlage, von denen gleich mehrere in München beheimatet waren.

Postkarte des Hotels „Drei Raben“, um 1905, Werbepostkarte für Ribot’s Fettseife, um 1900, Reklamemarke des bekannten Münchner Postkartenverlags Ottmar Zieher, um 1911 (Foto:BWA)

Postkarte des Hotels „Drei Raben“, um 1905, Werbepostkarte für Ribot’s Fettseife, um 1900, Reklamemarke des bekannten Münchner Postkartenverlags Ottmar Zieher, um 1911

In den 1920er Jahren ging die große Zeit der Postkarten zu Ende und das Sammeln kam aus der Mode. Schuld war nicht nur die schlechtere Druckqualität der Nachkriegszeit. Moderne Kommunikationsmittel wie etwa das Telefon verdrängten den handgeschriebenen Gruß. 

Harald Müller M. A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter: „Das Bayerische Wirtschaftsarchiv hat eine umfangreiche Sammlung historischer Bildpostkarten zusammengetragen. Diese Karten sind mehr als nur nostalgisch-reizvolle Liebhaberobjekte, sie sind auch wichtige Zeitzeugnisse.“

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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