Pharmazie aus Bayern: „Rasche Hilfe bringt Togal“
Angeblich bekam der berühmte Elefant „Toto“ des legendären Zauberkünstlers Alois Kassner dreimal täglich 21 Togaltabletten – aufgelöst in Malzbier – gegen seine Wintergicht. Das Schmerzmittel stammte aus der Münchner Fabrik „Kontor Pharmacia M. Schmidt & Co.Komm.-Ges.“, die Gerhard Friedrich Schmidt 1914 in München gegründet hatte.
Der gebürtige Holsteiner hatte eine kaufmännische Lehre bei einer Tuchfabrik in Cottbus absolviert und war dann für ein englisch-amerikanisches Pharmaziekonsortium tätig, bevor er sich an der Isar niederließ. 1921 entstand an der Ismaninger Straße ein Werk mit eigenem Laboratorium, wo „an der Vervollkommnung des Togal“ gearbeitet wurde. Schnell entwickelten sich die freiverkäuflichen Pillen gegen Kopfschmerzen, Erkältungsbeschwerden, Gicht und Ischias zum Verkaufsschlager. 1927 erhielt Schmidt den Titel eines Kommerzienrats. Bereits in den 1930er-Jahren standen 46 Länder auf der Exportliste. 1938 lief die Produktion von „Efasit-Fußpflege“ an. Rechtzeitig zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1964 kamen die Diät-Süßstofftabletten „Ilgonetten“ auf den Markt. Im Wohlstands-Deutschland bekämpfte man damit die überflüssigen Pfunde. Damals leitete Günther Schmidt, der jüngste Sohn des Firmengründers, das Unternehmen. Er galt als „bunter Vogel“ der Münchner Gesellschaft und war häufiger Gast in den Klatschkolumnen der Boulevardpresse. Sein Markenzeichen, den gezwirbelten Schnurrbart, hielt er mit Bartwichse aus der eigenen Produktion in Form. 2009 starb der Togal-Chef mit 91 Jahren.
Togal-Gründer Gerhard Friedrich Schmidt (1878-1956).
Togal-Werbung aus den 1920er-Jahren.
Werbung für Efasit-Fußpflege der 1930er-Jahre.
Das Togal-Werk in München, 1924.
Laboratorium des Togal-Werks, 1924.
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA