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Siemens Campus

Ein neuer Stadtteil für Erlangen

Luftbild Siemens Campus © Siemens AG

Der Siemens Campus ist eine „Jahrhundert-Chance“, so OB Dr. Siegfried Balleis. 500 Mio. Euro will der Konzern in den Standort Erlangen-Süd investieren. Jetzt hat Siemens erste Pläne vorgestellt.

Einigkeit und strahlende Gesichter bei der Unterzeichnung: Der Freistaat Bayern, die Stadt Erlangen und die Siemens AG haben am 12. Februar in München bekräftigt, dass der Siemens Campus im Erlanger Süden gebaut werden soll. „Die Neuordnung unserer Geschäftseinheiten in einem modernen Campus in Erlangen ist ein klares Zeichen für die langfristige Zukunftsausrichtung von Siemens in der Metropolregion. Davon werden die Bürger der Region, des Landes und unsere Mitarbeiter bei Siemens profitieren“, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser bei der feierlichen Zeremonie mit Ministerpräsident Horst Seehofer, Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis und Siemens-Finanzvorstand Ralf P. Thomas.

Stadt und Land wollen das Unternehmen bei dem Großprojekt so gut wie möglich unterstützen. „Der Campus ist ein klares Bekenntnis des Weltkonzerns zum Wirtschaftsstandort Bayern und ein Symbol für Innovationskraft. Der Freistaat wird alles tun, damit dieses Mega-Projekt zügig und erfolgreich umgesetzt wird“, erklärte Seehofer. Der Siemens Campus soll bis spätestens 2030 fertiggestellt werden. Das Projekt, das im Herbst 2013 erstmals offiziell vorgestellt wurde, hatte zuvor in einer von Siemens in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie grünes Licht bekommen. Jetzt hat das Unternehmen erstmals Einzelheiten zur Planung eines der größten Neubauprojekte in Bayern veröffentlicht.

Forschungsstandort mit Tradition

Die konkrete Planung des Campus hat es schon aufgrund der Größe der Baumaßnahmen in sich: Insgesamt umfasst das Areal eine Fläche von rund 540 000 Quadratmetern, auf denen in den kommenden Jahren neue Labor-, Forschungs- und Bürogebäude entstehen. Dazu werden höchstwahrscheinlich alle bestehenden Bauten abgerissen. „Alle Gebäude hier stehen zur Disposition“, erläuterte Thomas Schwarm, der als Location Manager den Standort betreut.

Keimzelle des Komplexes war ein 1965 eingeweihtes Forschungszentrum der Abteilung „Corporate Technology“ an der Günther-Scharowsky-Straße: Dort forschten Siemens-Mitarbeiter anfangs an Starkstromtechnik, später dann an Brennstoffzellen, neuartigen Transportmitteln wie einer Magnetschwebebahn und anderen Zukunftstechnologien. Der Komplex wuchs Stück für Stück um weitere Labore, Büros, Produktions- und Lagerstätten und Einrichtungen wie eine Werksfeuerwehr, eine Kantine und ein Rechenzentrum.

„Heute haben wir auf dem ganzen Gelände eine bunte Mischung von Alt- und Neubauten. Im Durchschnitt sind aber alle Gebäude über 30 Jahre alt“, so Schwarm. Die Hauptprobleme des Standorts seien die ineffiziente Flächennutzung durch einen hohen Anteil an Flachbauten, die geringe Energieeffizienz vieler alter Gebäude und allgemein die nicht mehr zeitgemäße Ausstattung. „An der Magistrale finden sie noch in die Jahre gekommene Gebäude mit Rolltreppen und Großraumbüros aus den 60er Jahren. Das ist mit Sicherheit nicht mehr der Weltstandard.“

Im Wettbewerb um kreative Köpfe sei ein solches Umfeld ein Nachteil, resümiert Dr. Zsolt Sluitner, Geschäftsführer bei der Unternehmensabteilung Siemens Real Estate. Daher will Siemens mit den neuen Gebäuden auch gleich die Arbeitsumgebung zukunftsfähig machen: Mobiles Arbeiten, bessere Work-Life-Integration, eine leistungsfähige IT-Ausstattung, offene Bürolandschaften und die freie Wahl des Arbeitsplatzes sind die Kernelemente von „Siemens Office“, einem neuen Bürokonzept, das in den letzten vier Jahren in vielen Siemens-Standorten weltweit umgesetzt wurde.

Geplant sind große, offene Büroflächen. „Wir wollen die Mitarbeiter aus ihren ‚Höhlen‘ herausholen“, erläutert Sluitner das Konzept. Jeder Mitarbeiter soll außerdem in gewissem Rahmen selbst entscheiden können, wann und wo er arbeitet: Das Arbeitsergebnis soll anstelle von Anwesenheitspflicht und Kontrolle im Mittelpunkt stehen. Dazu sei neben Vertrauen und Respekt zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern aber auch eine verbesserte IT-Umgebung nötig. Die neuen Arbeitswelten sollen monatlich etwa vier Euro pro Quadratmeter mehr kosten als eine klassische Büroumgebung.

Neuer Stadtteil für Erlangen

Der neue Campus soll nicht mehr wie bisher streng abgeschottet sein, sondern auch für Nicht-Siemensianer geöffnet werden. Zutrittsbeschränkungen soll es dann nur noch für die einzelnen Gebäude geben. Dadurch wird der Campus samt seiner Infrastruktur (beispielsweise der angedachten Restaurants, Fitness-Center, Einkaufsmöglichkeiten und weiteren Einrichtungen) zu einem neuen Erlanger Stadtteil. Durch eine effizientere Nutzung der vorhandenen Bauflächen will Siemens darüber hinaus rund 170 000 Quadratmeter wieder freigeben: Dort könnten Bauträger dann Wohnungen für den freien Markt errichten.

Die rund 8 500 Siemens-Mitarbeiter, die derzeit am Standort Süd arbeiten, sollen von den Bauarbeiten möglichst wenig gestört werden: Der Campus wurde in sieben Module aufgeteilt, die nacheinander gebaut werden sollen. Betroffene Mitarbeiter werden während dieser Bauabschnitte in anderen Gebäuden am Standort untergebracht. Außerdem sollen Stück für Stück die knapp 8 000 Siemens-Mitarbeiter, die derzeit im Stadtzentrum von Erlangen arbeiten, an den Campus umgesiedelt werden.

Damit das zu erwartende Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten nicht zum Kollaps führt, ist eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel von großer Bedeutung: „Wir haben uns sehr für die Stadt-Umland-Bahn eingesetzt und halten sie für einen wesentlichen Erfolgsfaktor für den Siemens Campus“, betonte Sluitner, der die Unternehmen jedoch nicht in der Finanzierungs-Rolle sieht. „Siemens und andere betroffene Unternehmen finanzieren die ‚StUB‘ am Ende über jedes Ticket, das von Mitarbeitern oder Besuchern gezahlt wird.“

Um die Anbindung an den Bahnverkehr zu verbessern, ist bereits eine neue Haltestelle für die S1 direkt am Gelände im Bau. Weitere infrastrukturelle Maßnahmen wie zum Beispiel der Ausbau von Fahrradwegen, Straßen und Fernwärmeleitungen sollen mit der Stadt Erlangen besprochen werden.

Städtebaulicher Wettbewerb in Planung

Über die konkrete Gestaltung des Siemens Campus soll in den kommenden Monaten ein städtebaulicher Wettbewerb entscheiden, den Siemens und die Stadt Erlangen in enger Abstimmung veranstalten. Gemeinsam wollen Stadt und Unternehmen die Eckpunkte für den Wettbewerb festlegen und zusätzliche Gutachten zur Verkehrssituation (eine Studie läuft bereits) und Immissionen einholen. Ein Stadtratsbeschluss soll im Juli 2014 die wichtigsten Wettbewerbsinhalte festlegen.

Danach beginnt die Arbeit der zwölf Architekturbüros, die in der zweiten Jahreshälfte 2014 ihre Entwürfe präsentieren sollen. Die ersten Bagger am Südgelände sollen ab 2016 rollen: Bis dahin soll gemeinsam mit der Stadt und dem ausgewählten Architekturbüro die Feinplanung abgeschlossen sein.

Autor/in: 

jm.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2014, Seite 14

 
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