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Design-Förderung

Die gute Form

Dr. Silke Claus, Geschäftsführerin der Bayern Design GmbH in Nürnberg.

Die Bayern Design GmbH in Nürnberg unterstützt Unternehmen in Bayern dabei, im Wettbewerb mit attraktiver Gestaltung zu punkten.

Design kann das Zünglein an der Waage sein, das über den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens oder einen höheren Produktabsatz entscheidet. Dabei geht es allerdings nicht um das Aufhübschen von Konsumprodukten oder Investitionsgütern am Ende des Produktionsprozesses. Gestaltendes Design beteiligt sich bereits frühzeitig an der Produktentwicklung, um in einem durchgängigen Prozess Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Auf diese Weise ließen sich Produkte und Dienstleistungen gestalten, die einen deutlichen Mehrwert bieten, sagt Dr. Silke Claus, die seit 2009 Geschäftsführerin der in Nürnberg ansässigen Bayern Design GmbH ist.

Die Einrichtung, die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, versteht sich als Plattform, die Design und Wirtschaft verbindet und Marktteilnehmer zusammenbringt. Darüber hinaus will Bayern Design dazu beitragen, das Potenzial von Design stärker im Bewusstsein zu verankern und Wege für eine erfolgreiche Integration von Design in die Firmenstrategie aufzuzeigen. Die Expertise von Bayern Design ist auch beim klassischen Thema Markenbildung und Markenkern gefragt – und bei der Frage, wie sich ein herausragendes Design für die Schärfung des Markenprofils nutzen lässt.

In diesem Jahr feiert die Einrichtung ihr 30-jähriges Bestehen, denn ihre Wurzeln hat sie in dem Verein Designforum Nürnberg, der 1987 vom Steiner Unternehmer und Markenpionier Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell zusammen mit weiteren Partnern aus der Wirtschaft gegründet wurde. Aus der lokalen Initiative mittelständischer Unternehmer und selbstständiger Gestalter entwickelte sich ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für Design, das heute als Verein Bayern Design Forum auftritt. Seit 2001 ist er Träger der Bayern Design GmbH, die alle staatlichen Design-Aktivitäten in Bayern koordiniert. Heute sind 15 feste und freie Mitarbeiter in der Nürnberger Geschäftsstelle am Klarissenplatz – gegenüber dem Neuen Museum für Kunst und Design – und im Münchner Büro tätig.

Ein schneller und designorientierter Innovationsprozess wird wegen des Wettbewerbsdrucks und wegen der Kundengruppen, die sich ständig weiter ausdifferenzieren, immer wichtiger, ist sich Silke Claus sicher. Die Gestaltung müsse dabei mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit („Usability“) überzeugen, die sich durch folgende Aspekte auszeichne: emotionale Ansprache des Kunden, praktische und verständliche Bedienbarkeit sowie ansprechende Form und Ergonomie.

Nachhaltige Produktentwicklung

Dass das Design bei der Produktentwicklung von Anfang an bedacht wird, ist bedeutsam, weil dadurch die später verwendeten Materialien und die Produktionsverfahren mitbestimmt werden. Das Design stellt also die Weichen für die Material- und Umweltbilanz des Produkts – Stichwort Nachhaltigkeit. Dabei geht es z. B. um diese Fragen: Kommen umweltgerechte Materialien zum Einsatz? Ziehen Fehler bei der Produktentwicklung möglicherweise besondere Anforderungen bei der Lagerung nach sich? Wie sieht es am Ende des „Produktlebens“ mit Entsorgung und Recyclingfähigkeit aus?

Neue Materialien sind deshalb derzeit eine große Triebfeder für Designer, so Silke Claus. Einige Beispiele: Gestalter von Einrichtungsgegenständen nutzen recycelte Kunststoffe, die dazu noch schallschluckend wirken. Andere Produktentwickler verwenden Algen als Material für Schuhe und für medizinische Produkte. Besondere gestalterische Akzente setzen neuartige Verbundwerkstoffe wie selbstleuchtendes Aluminium oder Lichtfaserbeton.

Einen zweiten großen Trend sieht die Geschäftsführerin von Bayern Design in der Digitalisierung: Der Vormarsch des Internet der Dinge (IoT) und von Industrie 4.0 stellt an den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine neue Anforderungen an die Bedienbarkeit – beispielsweise eine sprachunabhängige, einfache Steuerung nur mit Icons. Gestaltung ist aber auch gefragt, wenn Roboter eng mit Menschen zusammenarbeiten, z. B. in der Produktion, aber auch in der Altenpflege oder im Einzelhandel. Diese Mensch-Maschine-Kollaboration muss so gestaltet werden, dass sie nicht nur alle Sicherheitsaspekte erfüllt, sondern auch emotional akzeptiert oder gar als angenehm erfunden wird. Großes Können verlangt die Gestaltung des Frontend, das Nutzer am Computer oder Smartphone aufrufen können. Anmutung und Bedienbarkeit von Homepage oder App entscheiden über den Markterfolg.

„Design-Kompetenz aus Bayern ist Weltspitze“, sagt Silke Claus. Dazu trügen beispielsweise die beiden mittelfränkischen Sportartikelhersteller Adidas und Puma bei, die bayerischen Automobilhersteller, aber auch die oberfränkischen Porzellanhersteller und viele Anbieter von Investitionsgütern. Viele Unternehmen haben also ein starkes Design als Wettbewerbsvorteil erkannt, wobei sie durch die Design-Initiative des Freistaats Bayern unterstützt werden. Als zentrale Anlaufstelle informiert Bayern Design die Betriebe über die Förderprogramme. Ein Beispiel ist ein Programm, das technologieorientierte Gründer und junge Unternehmen frühzeitig mit dem Potenzial und mit den Anforderungen eines modernen Designs vertraut machen will.

Im letzten Jahr präsentierte Bayern Design unter dem Titel „German Design Spirit. Smart Brands from Bavaria“ junge Designer und Labels sowie weltweit etablierte Design-Ikonen aus ganz Bayern mit einer exklusiven Verkaufsausstellung in Hongkong. Die Leistungen der bayerischen Design-Szene demonstriert auch die „Munich Creative Business Week“ (MCBW), die Bayern Design seit 2012 organisiert und die wieder vom 3. bis 11. März 2018 in München stattfindet. Sie gilt nach eigenen Angaben mittlerweile als größtes Design-Event in Deutschland.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2017, Seite 28

 
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