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SchmidtBank: Über 800 Arbeitsplätze fallen weg

 

 

Nur eine gute Nachricht konnte der neue Chef der SchmidtBank, Dr. Paul Wieandt, bei einer Pressekonferenz zur Lage der Hofer Bank verkünden: Das Rettungskonsortium habe Mitte März einstimmig beschlossen, das 174 Jahre alte Geldinstitut in eine neue Zukunft zu führen. Das sei aber kein gesellschafts- oder strukturpolitisches Engagement, sondern lediglich die billigere Lösung.
Um wieder zu einer rentablen Kostenstruktur zu kommen, kündigte der Sanierer einen Personalabbau von bis zu 850 der noch rund
2 000 Mitarbeiter an. Außerdem werde jede zweite der 120 Filialen geschlossen. Darüber hinaus würden alle Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft der SchmidtBank gehörten, verkauft. Dazu zählt der Pionier der deutschen Direktbanken, die Tochter Consors genauso wie Frankeninvest oder einzelne Industriebeteiligungen im nordbayerischen Raum.
Grund für die deutlichen Einschnitte sind die verheerenden Ergebnisse, die die genaue Durchleuchtung des Geschäfts der Privatbank ergeben hatte. Noch im Dezember wurde von einem Verlust von bis 400 Mio. Euro gesprochen. Nun bezifferte Wieandt den voraussichtlichen Jahresverlust für 2001 mit 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro, damit ist die SchmidtBank der bisher teuerste Sanierungsfall der deutschen Bankgeschichte. Das Finanzloch resultiert aus einer Wertberichtigung im Kreditgeschäft um 700 Mio. Euro sowie Abschreibungen von Immobilien und Restrukturierungskosten von 200 Mio. Euro. Damit wären rund 40 Prozent des Kreditvolumens berichtigungsbedürftig, für „Kaufleute ein vernichtendes Urteil über die Kreditpolitik“. Ein weiteres Loch von 300 bis 400 Mio. Euro wird aus zusätzlichen Korrekturen bei Immobilien sowie aus der Neubewertung der Beteiligungen resultieren.
Die Zukunft der künftig „kleinen SchmidtBank“ liegt in einer strengen Konzentration auf das Kerngeschäft mit 340 000 Privat- und kleinere Geschäftskunden sowie 5 000 Firmenkunden. Bis 2005 soll durch die Fokussierung auf den Vertrieb in attraktiven Kundensegmenten die Verlustzone verlassen werden. Es werde zwar kein Rückzug aus dem Mittelstandsgeschäft geben, Konditionen und Bewertungen orientierten sich aber an den Standards der Mitbewerber. Das bisherige Engagement der Bankerfamilie Schmidt im strukturschwachen Raum ist für Wieandt alleinige Angelegenheit der Politik. Die Bank habe in den letzten fünf Jahren die kritische Distanz zu ihren Kunden verloren und Kredite vergeben, die unter Berücksichtigung des Risikos nicht mehr hätten gewährt werden dürfen. Wieandt, der schon zuvor die Kreditpolitik teils als „Mäzenatentum“ kritisierte, erneuerte seine Einschätzung und sprach von einer „Selbstbedienungsbank“.
Ob allerdings Schadensersatzansprüche gegen Wirtschaftsprüfer von BDO sowie gegen die einstigen persönlich haftenden Gesellschafter Karl Gerhard und Karl Matthäus Schmidt geltend gemacht werden, könne erst nach Abschluss des Prüfberichts im Sommer entschieden werden. Sollte der Prüfbericht Erkenntnisse über betrügerisches Handeln bringen, werde Anzeige erstattet tt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 36

 
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