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Bayerischer Meerrettich soll EU-weit geschützt werden

In Baiersdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) steht das „schärfste Museum der Welt“: Nicht Anzügliches ist dort zu sehen, vielmehr erfährt man dort alles über die scharfe Wurzel Meerrettich. Die Schamel Meerrettich GmbH, die sich stolz „Erste Bayerische Meerrettichfabrik“ nennen darf, hat dieses Museum anlässlich ihres 150-jährigen Firmenjubiläums im Jahr 1996 eingerichtet.

Hanns-Thomas Schamel, der zusammen mit seinem Bruder Hartmut das Unternehmen führt, engagiert sich für einen EU-weiten Schutz von bayerischem Meerrettich. Er ist der Sprecher der vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium und dem Haus Schamel initiierten „Schutzgemeinschaft Bayerischer Meerrettich“. Ziel ist es, „Bayerischen Meerrettich“ genau wie die Nürnberger Lebkuchen und das Bayerische Bier als regionale Spezialität zu schützen. Sobald die EU-Genehmigung vorliegt (Hanns-Thomas Schamel: „Ich bin zuversichtlich, dass das noch heuer sein wird.“), dürfen Meerrettichstangen und die daraus hergestellten Produkte die Bezeichnung „Bayerischer Meerrettich“ nur führen, wenn sie zu 100 Prozent aus bayerischem Anbau stammen und in den traditionell fränkischen Anbaugebieten hergestellt wurden.

Die Schamel Meerrettich GmbH, ein mittelständischer Familienbetrieb mit rund 50 Mitarbeitern, ist eigenen Angaben zufolge mit einem Marktanteil von über 30 Prozent eindeutig Marktführer in Deutschland. In manchen Regionen wie in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin erreiche man sogar über 50 Prozent Marktanteil. Verarbeitet wird Meerrettich von Vertragsbauern überwiegend aus Franken, in Stoßzeiten werden über 100 000 Gläser täglich abgefüllt. Dass Schamel sich bereits in der fünften Generation so erfolgreich am Markt behaupten kann, liege daran, dass man sich beim Warensortiment ausschließlich auf Meerrettich konzentriert habe. „Produkte ohne Meerrettich sind bei uns undenkbar. Außerdem verfolgen wir eine konsequente Markenpolitik und unsere Kunden wissen, dass Schamel für beste Qualität steht“, so Hanns-Thomas Schamel, der für die kaufmännischen Belange und für das Marketing verantwortlich zeichnet, während sein Bruder Hartmut die Bereiche Produktion und Technik leitet.

Pfiffige Marketing-Ideen sind wichtig für eine erfolgreiche Platzierung als Marke auf dem Lebensmittelmarkt. So hat Schamel beispielsweise vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz die „Scharfen Wochen“ ins Leben gerufen. Bei diesem Feinschmecker-Ereignis, an dem sich knapp 100 Restaurants und Gasthäuser beteiligen, geht es darum, das scharfe und gesunde Gemüse Meerrettich als Besonderheit der regionalen Küche mit unterschiedlichen Gerichten auf die Speisekarten zu bringen. Die „Scharfen Wochen“ finden traditionell im Oktober zur Haupterntezeit des Meerrettichs oder Krens, wie er auch genannt wird, statt. Die Bezeichnung „Kren“ geht wohl auf das slawische Wort „krenas – weinen“ zurück und rührt daher, dass einen die beißend-scharfe Wurzel beim Reiben zum Weinen oder „Greinen“ bringt. Heuer lockte die „Kren-Hauptstadt“ Baiersdorf zur Eröffnung der „Scharfen Wochen“ auch erstmalig mit einem Kren-Markt, bei dem auch eine Kren-Königin gekürt wurde.

Wert legt Schamel auf die Tatsache, dass Meerrettich nicht nur gut schmeckt, sondern auch sehr gesund ist. So enthalte er doppelt soviel Vitamin C wie die Zitrone. Seine Vitamine und ätherischen Öle mit dem Wirkstoff Sinigrin hätten antibiotische Wirkung und machten ihn zu einem guten Vorbeugemittel gegen Erkältung. Gerade im Winter sollte daher Meerrettich öfter auf der Speisekarte stehen, so Hanns-Thomas Schamel.

Damit Meerrettich auch verstärkt bei der jüngeren Generation auf den Tisch kommt, kreiert Schamel immer wieder neue Rezepturen, so zum Beispiel die Reihe „Scharfer Max & Co“, bei der Kren kombiniert wird mit Senf, Ketchup oder Remoulade. Außerdem gibt es im Sortiment auch noch extra scharfe Variationen vom Kren und mildere Gourmet-Frucht-Zubereitungen mit Preiselbeeren und Äpfeln. Rund drei Viertel seines Umsatzes erzielt Schamel allerdings mit seinen beiden Kren-Klassikern Bayerischer Tafel-Meerrettich und Sahne-Meerrettich. Schamel ist offensichtlich bei der Positionierung der Marke sehr erfolgreich: Vor kurzem wurde das Unternehmen von einer Jury in die Neuauflage des Buches „Marken des Jahrhunderts“ (Langenscheidt-Verlag) aufgenommen.

Konkrete Umsatzzahlen lässt sich Hanns-Thomas Schamel nicht entlocken. Nur soviel verrät er: „Der Meerrettich-Markt wächst langsam, aber kontinuierlich. Und in den letzten Jahren haben wir unseren Umsatz jeweils zweistellig steigern können. Auch für das laufende Geschäftsjahr sind wir optimistisch.“ Man bekenne sich „ganz klar“ zum Standort Bayern: „Wir werden unsere Produktion nicht wie andere ins Ausland verlagern. Schließlich haben wir in den letzten Jahren rund zehn Mio. Euro in unseren neuen Betrieb investiert.“

cp.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2003, Seite 26

 
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