Telefon: +49 911 1335-1335

Von Novell übernommen

Der amerikanische IT-Dienstleister und Netzwerkspezialist Novell hat Anfang November eine Kaufvereinbarung für die Nürnberger Softwareschmiede Suse Linux unterschrieben. Die Transaktion soll bis Ende Januar 2004 abgeschlossen sein und hat ein Volumen von 210 Mio. Dollar. Damit hat das von vier Studenten vor elf Jahren in einem elterlichen Keller gegründete Unternehmen, das 1997 mit einem der IHK-Gründerpreise ausgezeichnet worden war, einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Denn laut Suse-Vorstandschef Richard Seibt habe man jetzt das Potenzial, unter dem Dach von Novell zu einem „weltweiten De-facto-Standard“ zu werden.

Auch der Kaufpreis für Europas Anbieter Nummer 1 von Linux-Lösungen scheint diese Einschätzung zu bestätigen. Noch vor vier Jahren hatte ein amerikanischer Venture-Capitalist etwa elf Mio. Euro für nicht mal 25 Prozent der Suse-Anteile gezahlt, das Paket dürfte sich seitdem vervierfacht haben. Der Versuch, in Zeiten der boomenden New Economy aus eigener Kraft zur weltweiten Nummer 1 aufzusteigen, wurde vor zwei Jahren mit kräftigen Restrukturierungsmaßnahmen korrigiert. Die Mitarbeiterzahl von 550 wurde radikal um ein Drittel reduziert. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz zweistellig auf rund 45 Mio. Euro zu. Aus dem geplanten Plus in diesem Jahr ist allerdings nichts geworden. Seibt rechnet für 2003 nur noch mit einem Umsatz von etwa 40 Mio. Euro.

Wie es mit den 380 Arbeitsplätze weitergeht, davon etwa 280 in Nürnberg, ist noch ungewiss. Zumindest wird die Suse-Entwicklung nicht ins amerikanische Utah verlagert. Für den Standort Nürnberg, dessen Ruf als „Linux Valley“ Suse maßgeblich mitbegründet hat, sieht Seibt gute Perspektiven: „Mit uns hat Novell in Nürnberg einen ganz wichtigen zusätzlichen Entwicklungsstandort bekommen. Daran wird sich nichts ändern. Die Übernahme hat den Standort Nürnberg und Deutschland gestärkt.“ Welche Synergien mit der deutschen Vertriebs- und Marketingzentrale von Novell in Düsseldorf genutzt werden sollen, wird derzeit noch untersucht.

Suse bietet ein diversifiziertes Angebot an so genannten „Open Source“-Linux-Lösungen für Abteilungen, Unternehmen und Behörden an und steht damit im Wettbewerb mit Microsoft auf der Seite der „Linux-Front“. Mit der Serverumstellung des Deutschen Bundestages oder der Münchner Stadtverwaltung konnten die Nürnberger öffentlichkeitswirksame Siege erringen. Und auch Jack Messman, Chairman und CEO von Novell, sieht sich gestärkt für die Zukunft: „Der Kauf von Suse Linux rundet das Profil von Novell als Lieferant vollständiger Linux-Lösungen für Unternehmen ab. Kein anderer Linux-Anbieter verfügt neben Novell über vergleichbare Betriebssystemerfahrungen und Support-Kapazitäten.“

tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2003, Seite 28

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick