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Die Vorbereitungen für die festliche Eröffnung des neuen CCN Ost Mitte April 2005 haben längst begonnen. Mit dem CongressCenter Nürnberg (CCN) wird die NürnbergMesse dann das mit Abstand größte Kongressangebot in Nordbayern bieten. Und die ersten neuen Veranstaltungen für das CCN Ost mit seinen 3 200 Plätzen sind bereits gebucht. So findet schon im Januar der Kongress christlicher Führungskräfte statt, im September 2005 wird die „Medical Physics 2005, Congress of Medical Physics and Clinical Engineering“ in dem 60 Mio. Euro teuren Neubau über die Bühne gehen, und für September 2007 haben bereits die ersten Planungen für die 103. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin begonnen.

Nürnberg ist längst zu einem beliebten und viel besuchten Kongress-Standort geworden. In einer Diplomarbeit der Universität Erlangen-Nürnberg, die sich mit den regionalen Auswirkungen von Kongressen beschäftigt, ist von 25 000 Veranstaltungen pro Jahr die Rede, die 1,57 Mio. Besucher in die Frankenmetropole locken und für einen Gesamtumsatz von 178,5 Mio. Euro sorgen. Vom Kongresswesen hängen rund 3 200 Arbeitsplätze ab, zusätzlich zu den Beschäftigten in den Veranstaltungsstätten selbst.

Noch viel beeindruckender als diese Zahlen sind die Werte für Deutschland insgesamt. Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung ghh consult aus Wiesbaden im Auftrag des German Convention Bureau (GCB) nahmen im Jahr 2002 rund 69 Mio. Teilnehmer an Kongressen, Tagungen und Seminaren teil und sorgten dabei für ein zusätzliches Umsatzvolumen von fast 50 Mrd. Euro. Mehr als 11 000 Tagungsstätten konkurrieren inzwischen um die Gunst der Veranstalter. Dazu gehören 10 000 Hotels, 420 Kongresszentren, 330 Hochschulen und 40 Flughäfen. Zusätzlich existieren 1 500 alternative „Locations“ wie Burgen, Schlösser, Klöster, Gutshöfe oder Museen sowie 75 firmeneigene Tagungszentren.

Den Verantwortlichen der NürnbergMesse war in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass immer mehr Messen von Kongressen begleitet werden und damit entsprechende Räumlichkeiten benötigen. Bestes Beispiel, so die NürnbergMesse, ist die BioFach, die Weltleitmesse für Bio-Produkte, deren begleitender Kongress allein von über 3 000 Teilnehmern besucht wird. Während Großkongresse auch künftig genügend Platz in der CCN Frankenhalle finden werden, die für bis zu 8 000 Teilnehmer ausgelegt ist, soll das neue CCN Ost als maßgeschneiderte Lösung Kongressen mittlerer Größe Raum bieten.

Darüber hinaus soll im CCN Ost, so Architekt Heinz Seipel, Geschäftsführer der S+P Heinz Seipel Gesellschaft von Architekten mbH in Nürnberg, durch die Multifunktionalität des Gebäudes auch die Verwandlung des Plenarsaales in ein Restaurant oder einen Theatersaal möglich sein, der für Produktpräsentationen, Festabende und andere Events genutzt werden kann. „Das CCN Ost soll sich abheben von anderen Kongresszentren in Deutschland“, meint Seipel.

Allianz für den Kongress-Standort Nürnberg
2003 hatten sich die Stadt Nürnberg, die NürnbergMesse, die Congress- und Tourismuszentrale, die Meistersingerhalle, der Flughafen Nürnberg, die Kongress-Hotels sowie die Verkehrsbetriebe (VAG) zu einer strategischen Allianz zusammengefunden, um im wachsenden Wettbewerb bessere, nachhaltigere Erfolge zu erringen und Nürnberg zu einem Kongress-Standort von europäischem Rang zu machen. Bei der ersten Zwischenbilanz im April 2004 betonte Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck: „Wir haben damit sehr gute Voraussetzungen geschaffen, die Standortfaktoren Nürnbergs noch besser zur Geltung zu bringen und unsere nationale und internationale Marktposition im Kongresswesen zu festigen und auszubauen. Städte, die auf urbane Dienstleistungen setzen, haben einen gewichtigen Standortvorteil gegenüber internationalen Niedriglohnstandorten und Fördergebieten.“ Zu den grundsätzlichen Standortvorteilen Nürnbergs gehört die Lage der Stadt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West ist Nürnberg zum Zentrum der europäischen Transportwege geworden, die Randlage der Vergangenheit ist aufgehoben. Zudem bietet die Stadt eine große Anzahl von so genannten Top-Eventlocations. „Keine Stadt von unserer Größe hat eine höhere Dichte an historischen Bauwerken in der Innenstadt“, sagt Fremdenverkehrsdirektor Michael Weber. Viele von ihnen können als Veranstaltungsort gemietet werden, so die Kaiserburg, das Neue Museum oder das Verkehrsmuseum. Aber nicht nur die Bauwerke begeistern Veranstalter, auch Essen und Trinken aus Frankens Mitte kommen bei den Organisatoren größerer Veranstaltungen wie Christian Timmer aus München gut an: „Was mich als Gourmet in Nürnberg am meisten freut: Dass man hier hervorragend essen und trinken kann, und zwar zu reellen Preisen. Nürnberg ist ein im positiven Sinne anderes Bayern.“

Aber nicht nur gefüllte Teller und interessante Themen brauchen Kongress- und Tagungsgäste in Nürnberg, auch nachts müssen die Besucher der Stadt einen bequemen Platz für ihr müdes Haupt finden. Zwar verfügt die Stadt offiziellen Angaben zu Folge über rund 12 000 Hotelbetten, die auch nur zu rund 55 Prozent ausgelastet sind, aber bei Messen und Kongressen reiche die Kapazität nicht aus, so Nürnbergs Messechef Bernd A. Diederichs. Vor allem für verstärkte Aktivitäten im Messe- und Kongressbereich brauche die Stadt zusätzliche Hotel-Betten. So sollte den ursprünglichen Planungen zufolge in diesem Jahr mit dem Bau des Hotel-Hochhauses begonnen werden, 118 Meter hoch, direkt am Messegelände gelegen. Das Hotel soll 290 Zimmer und fünf Suiten im Angebot führen. Hinter diesen Plänen steht, so die Region Nürnberg e.V., Tom Krause von Krause Bohne aus Eschweiler als Architekt und Projektentwickler. Krause hat bereits mit 25 Hotelketten, darunter Kempinski, Hyatt oder Club Med, zusammengearbeitet. Mit 31 Geschossen auf 118 Metern soll der Messe-Tower Nürnberg zu den höchsten Wolkenkratzern in Deutschland gehören, nur 23 Häuser sind höher. In direkter Nachbarschaft zum Messegelände, an der Ecke Bauernfeind-/Münchner Straße soll der Turm künftig in den Himmel ragen.

Auch die anderen Städte Mittelfrankens haben sich in den letzten Jahren als Standorte für Tagungen und Kongresse profiliert. Doch sei das Geschäft in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, so Robert Steinkugler, Verwaltungsleiter der Stadthalle Fürth. Immer mehr so genannte Special-Event-Locations entwickelten sich zu ernsthaften Konkurrenten. Doch gerade für größere Veranstaltungen in Fürth gebe es keine Alternative zur Stadthalle, in der bis zu rund 1 500 Gäste Platz finden.

Auch in Erlangen können Veranstaltungen jeder Art vom Business-Meeting im kleinen Rahmen bis zum internationalen Kongress über die Bühne gehen, oder besser: über verschiedene Bühnen gehen. Denn die Erlanger Kongress und Marketing GmbH führt nicht nur die bekannte Heinrich-Lades-Halle mit Platz für bis zu 3 000 Gäste in ihrer Auflistung. Mitten in der Erlanger Altstadt kann der historische Redoutensaal bis zu 650 Gäste aufnehmen, und am Eingang zur Fränkischen Schweiz ist auch das ländlich-romantische Barockschloss Atzelsberg verfügbar, das bis zu 200 Gästen Platz bietet.

Aber, so hat Susanne Schmidt vom Erlanger Tourismus und Marketing Verein e.V., beobachtet, sind die Kongresse und Tagungen vor allem aus Kostengründen kürzer geworden und für das Rahmenprogramm steht weniger Zeit zur Verfügung. Noch immer finden in Erlangen aber viele wissenschaftliche Veranstaltungen, vor allem im medizinischen und medizintechnischen Bereich, statt, aber als Tagungsort werden häufig Räume der Universität oder von Siemens genutzt.

Zufrieden mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Tagungen und Kongressen ist man auch im Fränkischen Seenland. So berichtet Touristikchef Horst Bieswanger von einem Auslastungsgrad von bis zu 80 Prozent bei den großen Tagungshotels in Gunzenhausen, Pleinfeld oder Langlau. „Und natürlich spielt bei den Veranstaltungen auch das Beiprogramm inklusive Kultur eine wichtige Rolle.“ Den wahren Freizeitwert der Region können aber auch Tagungsgäste an Altmühl- und Brombachsee nicht voll genießen, denn, so Bieswanger übereinstimmend mit seinen Kollegen in Erlangen und Fürth, der Veranstaltungsablauf sei weiter gestrafft worden.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 20

 
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