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Deutschlands älteste Kreidefabrik

Kreide – daran kommt kein Kind vorbei. Die weißen und bunten, runden oder eckigen Schreibgeräte gehören zur Schule wie Lehrer und Zeugnisse. Oder verdrängen nicht doch Computer, Flip-Chart und Beamer Kreiden immer mehr aus den Klassenzimmern? „Nein, ganz und gar nicht“, widerspricht Peter Mörtel, einer der beiden Geschäftsführer des Schwabacher Kreideherstellers Anton Franz Mörtel KG. „Kreide wird weiterhin als natürliche Schreibware in der Schule bevorzugt.“ Es gebe in mehreren Bundesländern Erlasse der Kultusministerien, die das Schreiben an der Tafel anregen, damit die Schüler sehen, wie ein Buchstabe durch Bewegung entsteht. Außerdem seien Lehrer sehr umweltbewusst und Kreide sei eben umweltfreundlicher als Filzstifte und dazu noch preisgünstig.

Peter Mörtel leitet zusammen mit seinem Bruder Manfred die älteste Kreidefabrik Deutschlands: Das Schwabacher Unternehmen wurde 1870 von Anton Franz Mörtel in Nürnberg gegründet und wird mittlerweile in der fünften Generation im alleinigen Familienbesitz von dem Brüderpaar als Kommanditgesellschaft geführt. Bereits 1898 wurde die Schutzmarke „Drei Sterne“ beim kaiserlichen Patentamt in Berlin eingetragen. „Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass unsere Schutzmarke eines der frühesten deutschen Warenzeichen ist“, so Peter Mörtel.

Schulkreide
Täglich werden in Schwabach allein eine Viertel Mio. Stifte der weißen Standardkreide hergestellt. 40 Prozent des Firmenumsatzes entfällt auf Schulkreide. In ganz Europa unterliegt die Schulkreiden-Produktion der strengen Spielwarenverordnung, die sicherstellt, dass die runden und eckigen Kreidestücke in Kinderhänden völlig unbedenklich sind, dass sie keine Schwermetalle enthalten und keine gesundheitsschädlichen Stoffe ausdünsten.

Eine besondere Mörtel-Spezialitat sind eckige Kreiden mit Papierumhüllung, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Schwabacher Unternehmen eigenen Angaben zufolge sogar das einzige weltweit, das solche Kreiden herstellt. Relativ wichtig ist für Mörtel Kreiden auch die Produktion von Fremdlabels, 40 Prozent des Umsatzes macht dieser Geschäftszweig aus.

Rohstoff für die Kreideherstellung ist bergmännisch abgebautes Kalziumsulfat, das mit Wasser und Farben vermischt wird und dann durch Hitze, Druck oder ein Vakuumverfahren in die gewünschte Form gebracht wird. „Das mag sich relativ simpel anhören, aber es ist sehr schwierig die chemischen Prozesse bei der Kreideherstellung in einer industriellen Fertigung optimal zu beherrschen“, erläutert Peter Mörtel.

Rund 40 Prozent seiner Produkte liefert Mörtel mit seinen mehreren Dutzend Mitarbeitern ins Ausland mit Schwerpunkt Europa, aber auch nach USA und Japan. Im Exportgeschäft dominiert das zweite Standbein der Schwabacher Firma: die Signierkreide, mit der Mörtel seit den 60er Jahren auf dem Markt ist. Im Sortiment sind viele unterschiedliche Produkte für vielfältige Anwendungen: Polizisten zeichnen Unfall- und Tatspuren nach, Förster markieren Bäume, Bauunternehmen tragen Messungen auf Holz auf, Handwerker zeichnen in Rohbauten Leitungsverläufe auf. Hochofenbauer wiederum brauchen eine ganz spezielle Kreide, mit der man heißes Metall beschriften kann, ohne dass die Kreide chemisch mit dem Metall reagiert.

Im europäischen Ausland habe das Unternehmen sehr von der Euro-Einführung profitiert, so Mörtel, weil dadurch die Produkte besser vergleichbar geworden seien. „So teuer sind die deutschen Qualitätsprodukte ja gar nicht“, höre er immer wieder von ausländischen Kunden. Das Geschäft verschiebe sich immer mehr zu Gunsten des Exports. Und auch wenn das Inlandsgeschäft durch die Kaufzurückhaltung der Endverbraucher und durch den Sparzwang der öffentlichen Hand derzeit schwierig sei, sei man „in der Summe mit dem stetig wachsenden Umsatz zufrieden“, so Peter Mörtel.

Christine Popp
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 31

 
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