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Investitionsgüter mieten statt kaufen

Die Leasing-Gesellschaften bezeichnen sich lieber als Objektfinanzierer und bieten über das reine Leasing hinaus eine Reihe weiterer Finanzierungslösungen an.

Leasing hat in Deutschland eine hohe Bedeutung erlangt. Derzeit sind Wirtschaftsgüter im Wert von rund 200 Mrd. Euro verleast, das Neugeschäft der Leasing-Branche erreichte selbst in den letzten beiden konjunkturell eher schwachen Jahren jeweils Rekordwerte von knapp 50 Mrd. Euro. Die Quote der über Leasing finanzierten mobilen Ausrüstungsinvestitionen beträgt mittlerweile rund 25 Prozent, wie der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen ermittelt hat. Zieht man die aus Eigenmitteln oder über Abschreibungen finanzierten Investitionen ab, so wird mittlerweile mehr als die Hälfte aller außenfinanzierten Ausrüstungsinvestitionen durch Leasing finanziert. Damit ist Leasing mittlerweile bedeutsamer als der klassische Bankkredit.

Die Gründe, warum die Unternehmen die Vorteile des Leasing zunehmend erkennen, sind vielfältig und hängen immer auch von der spezifischen Situation des Unternehmens sowie von dem jeweils anzuschaffenden Wirtschaftsgut ab. Die Grundidee des Leasing ist es, statt für das Eigentum an dem Investitionsgut für dessen Nutzung zu bezahlen. Die Investition, also der Kauf des Leasing-Objektes, erfolgt durch die Leasing-Gesellschaft, die dieses an den Leasing-Nehmer „vermietet“.

Aus dieser Rolle heraus sind Leasing-Gesellschaften ausgewiesene Kenner der Investitionsgüterbranche und verfügen über ein ausgeprägtes Objekt-Know-How. Dies ermöglicht es den Kunden beispielsweise, zusammen mit Leasing-Gesellschaften unter bestimmten Bedingungen auch gebrauchte Investitionsgüter zu bewerten und in diese zu investieren. Zudem kann bestehendes Anlagevermögen im Wege des Sale-and-Lease-Back mobilisiert werden, um die Liquidität zu verbessern: Das bedeutet, das bereits bezahlte Investitionsgüter an die Leasinggesellschaft verkauft und von dieser für die restliche Nutzungszeit geleast werden.

Entsprechend der Idee, für die Nutzung des Investitionsobjektes und nicht für das Eigentum zu bezahlen, ist es für nahezu alle Leasing-Anbieter Standard, auch so genannte nicht-lineare Ratenverläufe anzubieten. Dies bedeutet z.B., dass ein Bauunternehmen in den Wintermonaten niedrigere Raten bezahlt als in den starken Sommermonaten. Ebenso häufig werden von Unternehmen mit guter Ertragslage degressive, also schnell tilgende Ratenverläufe gewünscht. Der Grund hierfür ist, dass die Leasing-Raten in der Regel steuerlich voll abzugsfähig und damit gewinnmindernder Aufwand sind.

Weil das Unternehmen beim Leasing nicht Eigentümer des Leasing-Objektes ist, stellt sich die Frage nach der Regelung am Ende der Vertragslaufzeit. Im Rahmen des für die Branche maßgeblichen Leasing-Erlasses des Bundesfinanzministeriums, der die steuerlichen Vorschriften für die Verträge enthält, wurden von der Branche diverse Endschaftsmodelle entwickelt. Für den gesicherten Eigentumserwerb existieren – unter bestimmten Rahmenbedingungen - Modelle mit pauschalierten Kaufpreisvereinbarungen. Größere Flexibilität bieten Mietverlängerungsoptionen oder Varianten, die den Leasing-Nehmer nach Beendigung des Vertrages am Erfolg der Verwertung des Objektes beteiligen. Entscheidend bei der Wahl der richtigen Endschaftsregelung ist eine gesicherte Einschätzung über den zu erwartenden Werteverlauf des Investitionsobjektes.

Leasing und Basel II
Nachdem die Leasing-Gesellschaft die getätigten Investitionen bilanziert, führt Leasing in aller Regel zu einer Verbesserung der wesentlichen für das Rating relevanten Bilanzkennzahlen und damit zumindest mittelbar zu einer Verbesserung der restlichen Finanzierungskonditionen bei den Hausbanken. Ist die Leasing-Gesellschaft kein sich bei der Hausbank-Mutter refinanzierendes Tochterunternehmen, dann werden in aller Regel auch die dortigen Kreditlinien geschont und die Finanzierung des Unternehmens diversifiziert.

Allerdings ist Leasing kein Allheilmittel, um knappe Verschuldungsspielräume oder nicht ausreichend vorhandene Banklinien zu kompensieren. Ähnlich wie in zunehmendem Maße auch Banken achten Leasing-Gesellschaften sehr genau auf die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens. Sofern jedoch absehbar ist, dass das Unternehmen auch künftig in der Lage ist, die Leasing-Raten zu erbringen, muss beispielsweise eine geringe Eigenmittelquote nicht automatisch schon zur Kreditablehnung führen.

Unternehmen, die ihre Finanzierungsstruktur diversifizieren wollen, müssen sich intensiv Gedanken über den eigenen Kreditschöpfungsspielraum machen. Hierbei bietet die große Objektkenntnis der Leasing-Anbieter, die sich selbst lieber „Objektfinanzierer“ nennen, erhebliche Chancen. Es liegt auf der Hand, dass ein Objektfinanzierer den tatsächlichen Wert (-verlauf) einer Maschine oder eines Lkw auf Grund direkter Erfahrung beispielsweise aus der engen Zusammenarbeit auch mit den Herstellern gut einschätzen kann und dementsprechend der Kreditschöpfungsspielraum bezogen auf das Finanzierungsobjekt steigt. Stimmt darüber hinaus die Unternehmensbonität, dann ist die Vollfinanzierung einer Investition auch ohne zusätzliche Sicherheiten wie z.B. Grundschulden in greifbarer Nähe.

Zusatzleistungen
Von besonderem Interesse ist Leasing, wenn es mit zusätzlichen Dienst- und Serviceleistungen gekoppelt wird. Beim Leasing von Pkw und Lkw finden sich z.B. diverse Varianten des Flottenleasing bis zum Outsourcing des gesamten Fuhrparkmanagements. Im EDV-Bereich existieren Vertragsvarianten mit Austauschoptionen, die dem Unternehmen jederzeit ermöglichen, technologisch höherwertige Ersatzinvestitionen zu tätigen. Die Hersteller klassischer Investitionsgüter arbeiten verstärkt mit Leasing-Gesellschaften zusammen: In Kooperation bieten sie Lösungen an, die die Finanzierung und Wartung im Rahmen einer „Full-Service-Abwicklung“ umfassen.

Die Leasing-Gesellschaften sehen sich heute als Finanzierungspartner mittelständischer Unternehmen auf gleicher Augenhöhe wie die Hausbanken. Zu diesem Selbstbewusstsein der Branche trägt auch bei, dass große Leasing-Anbieter außer den reinen Leasing-Lösungen längst Objektfinanzierungen in der Form des klassischen Kredites oder über Mietkaufvarianten anbieten.

Externer Kontakt: Jens U. Rauch und René Hensel, Leiter der Filiale Nürnberg der Gefa Gesellschaft für Absatzfinanzierung mbH, jens.rauch@gefa.de, rene.hensel@gefa.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2006, Seite 42

 
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