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Mittelfränkische Wirtschaft mit kräftigem Schub

Der Aufschwung in der Region Nürnberg wird durch das Wachstum bei Investitionen und Beschäftigung angetrieben. Das hat die IHK-Frühjahrsumfrage zur Konjunktur ergeben.

Die mittelfränkische Wirtschaft beurteilt ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn 2007 noch einmal besser als im vergangenen Herbst, der bereits ein 15-Jahres-Hoch markiert hatte. So steigt auch die Zuversicht für die Geschäfte im weiteren Jahresverlauf 2007: Nach einer kurzen Phase der etwas eingetrübten Geschäftserwartungen im vergangenen Herbst startet die mittelfränkische Wirtschaft nun mit neuem Optimismus durch.

Die gesamte mittelfränkische Industrie äußere sich angesichts hoher Kapazitätsauslastung und gestiegener Umsätze mit der aktuellen Geschäftslage „höchst zufrieden“, so IHK-Volkswirt Dr. Udo Raab.

Da sich das Beschäftigungswachstum fortsetzt, sorgen die zusätzlichen Einkommen der neu Eingestellten und ihrer Familien trotz der belastenden Mehrwertsteuererhöhung für eine rasche Normalisierung des Konsumklimas. Allerdings befürchten die mittelfränkischen Einzelhändler nach einem guten Jahresschlussgeschäft ebenso wie das Hotel-, Gast- und Reisegewerbe für die ersten Monate des Jahres 2007 zunächst noch Nachfragerückgänge. Doch selbst unter den Betrieben, die unmittelbar von den Konsumausgaben der Verbraucher abhängen, hegt eine Mehrheit die Überzeugung, dass die Mehrwertsteuererhöhung allenfalls kurzfristige negative Effekte mit sich bringen werde.

Erinnerung an Wiedervereinigungs-Boom
Das Konjunkturhoch zum Jahreswechsel 2006/07 steht auf breiter Basis: Über alle Branchen der mittelfränkischen Wirtschaft hinweg spricht nahezu jeder zweite Betrieb von einer „guten“ Geschäftslage, weniger als zehn Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Noch zufriedener äußerte sich die mittelfränkische Wirtschaft letztmals im Wiedervereinigungsboom 1991. Mit der fünften Verbesserung dieses Lage-Urteils in Folge hat sich der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Urteilen gegenüber dem Sommer 2005 um 50 Prozentpunkte erhöht.

Noch im vergangenen Jahr war mit jeder Lageverbesserung ein Rückgang der Erwartungen verbunden – zu Jahresbeginn 2007 steigt dagegen die Zuversicht wieder. Für die kommenden Monate rechnen 26 Prozent der mittelfränkischen Unternehmen mit einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäfte, 13 Prozent befürchten einen Rückschlag. Der Saldo aus Optimisten und Pessimisten stieg damit im Vergleich zum vergangenen Herbst um drei Prozentpunkte; der Abwärtstrend im Saldo der Geschäftserwartungen setzte sich nicht fort. Zu Jahresbeginn werden die Chancen für eine Fortsetzung des Aufschwungs von der mittelfränkischen Wirtschaft höher eingeschätzt als die Risiken.

Entwicklung nach Branchen
Das mittelfränkische Konjunkturklima übertrifft im Frühjahr 2007 den Rekordstand aus dem Herbst 2006 nochmals. Das breite Fundament des derzeitigen Aufschwungs wird aus der Betrachtung der einzelnen Wirtschaftsabteilungen deutlich. Die starke Inlandsnachfrage, die im Jahr 2006 das Wachstum der Industrie in Schwung gebracht hatte, erweist sich auch zu Jahresbeginn 2007 als nachhaltig. Aufgrund der bereits hohen Kapazitätsauslastung und der weiter vollen Auftragsbücher plant die Industrie mit deutlich steigenden Investitionsbudgets. Unter den Investitionsmotiven werden Kapazitätserweiterung und Produktinnovation in zunehmendem Maße genannt. Dies kommt insbesondere den Investitionsgüterherstellern zugute, die in Mittelfranken mit Energie- und Elektrotechnik sowie Metall und Maschinenbau besonders stark vertreten sind. Mit den zunehmend ausgelasteten Kapazitäten eröffnet sich den mittelfränkischen Industriebetrieben erstmals seit sechs Jahren wieder die Möglichkeit, trotz des anhaltend hohen Wettbewerbs- und Rationalisierungsdruckes die Beschäftigtenzahl zu erhöhen.

Die Belebung in der Bauwirtschaft hält über das Jahresende 2006 hinaus an – begünstigt vom milden Winter ebenso wie vom verbesserten Konjunkturklima. Investitionen der Industrie stärken wie im Vorjahr auch 2007 den Wirtschaftsbau. Die im konjunkturellen Aufschwung oft überraschend gut gefüllten öffentlichen Kassen erlauben endlich wieder Investitionen in die öffentliche Infrastruktur; und auch der Wohnungsbau, der zum Jahresende 2006 noch von Vorzieheffekten der Mehrwertsteuererhöhung profitieren konnte, erwartet angesichts der wachsenden privaten Einkommen keinen anhaltenden Einbruch.

Der mittelfränkische Handel beginnt das Jahr 2007 mit einer guten Geschäftslage, doch mit einem unverändert verhaltenen Ausblick auf die kommenden Monate. Die hohe Zufriedenheit der Handelsvertretungen und Großhändler geht insbesondere auf die gewachsenen Umsätze mit der Industrie zurück. Im Bewusstsein einer weiter gut laufenden Industriekonjunktur herrscht unter ihnen eine optimistischere Grundhaltung als im Einzelhandel. Hier rechnet eine Mehrheit der Befragten nach der Sondersituation des Jahres 2006 (Fußball-WM, Vorzieheffekte der Mehrwertsteuererhöhung) und dem guten Weihnachtsgeschäft für 2007 mit einer Abkühlung des zuletzt sehr freundlichen Konsumklimas.

Der Konjunkturaufschwung auf breiter Basis beschert unternehmensnahen Dienstleistungen deutliche Umsatzzuwächse, die ein neuerliches konjunkturelles Spitzenergebnis begründen. Wissensintensive Unternehmensdienstleistungen (Wirtschaftsberatung, Marktforschung, Ingenieurbüros und technische Dienste) profitieren ebenso wie die Medienwirtschaft, die Spediteure und Logistiker sowie die Immobilienwirtschaft von zunehmenden Aufträgen aus Industrie und Handel.

Die verbrauchernahen Dienstleister berichten zu Jahresbeginn 2007 mehrheitlich über eine gute Geschäftslage. Dagegen halten sich Zuversicht und Skepsis in den Geschäftserwartungen annähernd die Waage. Der Rückgang des Erwartungs-Saldos um über 40 Punkte gegenüber dem Höhepunkt des Optimismus vor einem Jahr spiegelt die Überzeugung, das höchst erfolgreiche Jahr 2006 nicht erneut übertreffen zu können. Dabei zeigen sich insbesondere das Gast- und das Reisegewerbe überwiegend pessimistisch, während die Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsdienstleister mehrheitlich auf höhere Einkommen der Verbraucher und ein stabiles Konsumklima hoffen.

Die Investitionen spielen eine Schlüsselrolle für Konjunktur und Wachstum. Die gestiegenen Investitionspläne der mittelfränkischen Wirtschaft spiegeln die erreichte hohe Kapazitätsauslastung ebenso wie die anhaltend positiven Geschäftserwartungen. Dass der Saldo aus steigenden und sinkenden Investitionsplänen in der Industrie mit plus 27 nochmals um 14 Punkte über dem Saldo aller Wirtschaftszweige von plus 13 Prozentpunkten liegt, belegt die tragende Rolle der Industrie für den Aufschwung.

Die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft gewinnen im Frühjahr 2007 neuen Schwung: Jeder fünfte der befragten Betriebe beabsichtigt Neueinstellungen, während der Anteil der Unternehmen, die mit niedrigeren Belegschaften planen, bei elf Prozent verharrt. Verantwortlich für das höhere Beschäftigungsniveau sind vornehmlich die Anbieter unternehmensnaher Dienstleistungen. Ebenso bemerkenswert erscheint aber auch das Plus der mittelfränkischen Industriebetriebe.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2007, Seite 12

 
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