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Michael-Müller-Verlag

Wanderführer auch satellitengestützt

Ein Alternativer war Michael Müller (Jahrgang 1953) schon immer: Im Alter von 16 Jahren fuhr er mit Bahn und Interrail-Ticket nach Griechenland und Schottland. Mit 2 000 Mark in der Tasche und einem Touristenvisum durchstreifte er Venezuela, Kolumbien, Chile und Ecuador. Als gelernter Automechaniker kam er in einer Mercedes-Vertretung in Neuseeland unter, in Portugal erwarb er mit seinem Bruder ein Weingut und verfasste dort einen Reiseführer, den er in Pappcover und mit Handstrichzeichnungen als Autor, Verleger und Vertriebsmanager in Personalunion unter die Leute brachte.

Gleichzeitig gründete er 1979 einen Verlag – damals mit dem Sitz in der eigenen Wohnung am Katholischen Kirchenplatz in Erlangen. Heute setzt das Unternehmen im schon wieder zu klein gewordenen, 1989 bezogenen Domizil an der Gerberei in Erlangen fünf Mio. Euro um und hat sich gegen übermächtige Konkurrenz der Branchenriesen wie Dumont, Baedeker und Marco Polo einen Anteil von 6,5 Prozent am Reiseführer-Markt erkämpft.

Enthusiasmus und Kreativität, die Jagd nach Ideen und Entdeckungen bei der Recherche vor Ort, aber auch bei den redaktionellen Arbeitsabläufen im Verlag – das zeichnet Michael Müller noch heute aus, auch wenn die Reisen in ferne Länder seltener geworden sind. Für diese Zwecke beschäftigt er 60 Honorar-Autoren und 20 freie Mitarbeiter, die den fünf Festangestellten im Verlag zuarbeiten. Aus diesem Netzwerk sind in drei Jahrzehnten 180 Reiseführer entstanden – vertrieben in einer Gesamtauflage von über einer halben Mio. Exemplaren.

Die Müller-Wegweiser im Regenbogen-Design auf blauem Grund, die bislang schwerpunktmäßig zu deutschen und europäischen Touristenzielen erscheinen, zeichnen sich durch größten Detailreichtum aus und haben als roten Faden vor allem Praxistipps: empfehlenswerte Restaurants mit lokaler Küche, preisgerechte Übernachtungsmöglichkeiten, ausführliche Routenvorschläge, viele versteckte Sehenswürdigkeiten und stille Ecken – also viel „Kleinkram“ mit praktischem Nutzwert und dem Versuch, einen Blick hinter die Fassade zu werfen. Das klassische Programm mit kunst- und kulturhistorischen Höhenflügen ist inklusive, steht aber nicht im Mittelpunkt. Die Führer lassen sich, da sie im kompakten Format erscheinen, immer griffbereit in die Tasche stecken. Die von Anfang an ins Visier genommene Zielgruppe – Leute mit wenig ausgeprägter kunstsinniger Attitüde, aber dem Wunsch nach preiswerten und unkonventionellen Reisen – hat dem Verlag deshalb bis heute die Treue gehalten.

Der Aufbruch ins digitale Zeitalter begann 2001: Wanderungen wurden mit GPS aufgezeichnet und aufbereitet. 2006 folgten die E-Books: Reiseführer auf dem Handy. Und für die Müller-Kunden – Individualisten, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind – öffnete sich 2009 ein neues Fenster: Wanderführer, zwischen 160 und 200 Seiten stark, mit mindestens 35 leichten bis mittelschweren Touren, festgehalten per Weg-Zeit-Höhen-Diagrammen, die genau vorhersagen, wann, wie, wo und wie lange es anstrengend oder gemütlich wird. Der Clou dabei: Alle Besitzer eines MM-Wandern-Titels können – über eine frei zu rubbelnde Nummer auf der Rückseite des Buches – gratis die Wege und wichtigen Stationen downloaden und dadurch mit dem iPhone geradezu traumwandlerisch durch unbekanntes Terrain spazieren. Die bereits lieferbaren Titel reichen von A wie Andalusien und Allgäu bis S wie Sardinien, es sind aber u.a. auch die Provence, Mallorca, Kreta, Madeira und das Elsass dabei.

In der Branche findet die Arbeit des Verlages viel Anerkennung: Auf der Internationalen Tourismus-Börse 2010 (ITB) in Berlin wurden die Reiseführer der Serie „MM-Wandern“ als „Beste Wanderführer-Reihe“ sowie das „Türkei-Gesamtwerk“ ausgezeichnet. Neu heraus gekommen sind zahlreiche Reiseführer, u.a. der Führer „Fränkische Schweiz“, der durch das neue Gastronomieportal „GscheitGut.de“ im Internet ergänzt wird. Kein Wunder, dass Michael Müller an seine Leser appelliert: „Mögen Sie wie der Verlag immer in Bewegung bleiben, auf eine Ewigkeit!“

Autor/in: 

gr.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2010, Seite 65

 
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