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Was macht eigentlich...?

Herbert Bruch

Kein Zweiter kennt das einstige Weltunternehmen Grundig wie er. 37 Jahre ist der gelernte Physiker im fränkischen Unterhaltungselektronik-Konzern tätig, zuletzt als Vorstandsvorsitzender. Jetzt hat ihn die Reiselust gepackt.

Nach Weltreisen war Herbert Bruch lange Zeit nicht zumute. „Ich war ja beruflich immer unterwegs – da wollte ich wenigstens in meiner Freizeit nicht reisen müssen.“ Das hat sich inzwischen geändert. Südafrika, China, Australien, Vietnam, Thailand und Indien hat Herbert Bruch mit seiner Frau bereist. „Lange Reisen“ seien es gewesen, also immer mehr als zwei Wochen. Das war das absolute Maximum, das er sich früher gönnen konnte.

Früher, das ist die Zeit, als Herbert Bruch erst Vorstand, dann Vorstandsvorsitzender der Grundig AG war. 1964 fängt er bei dem Unternehmen an, lernt das Handwerk noch bei Max Grundig, „bei dem alten Herrn“, wie Bruch sagt. „Er war kein einfacher Mensch, aber ein echter Visionär.“ Zu Beginn der 80er Jahre rückt Bruch in den Vorstand des Unternehmens auf, ist dort für den Bereich Technik zuständig.

In all diesen Jahren hat Bruch viel miterlebt – die Blütezeit des Unternehmens, als Grundig 1979 weltweit mehr als 38 000 Menschen beschäftigte, den Rücktritt von Max Grundig und den gleichzeitigen Verkauf der Firma an Philips. Es folgt der Abschwung unter dem niederländischen Elektronikkonzern, dem es nicht gelingt, Grundig in den 90er Jahren erfolgreich durch die Flaute im Unterhaltungselektronik-Markt zu führen.

Als die Niederländer ihr Deutschland-Engagement beenden, übernimmt ein Konsortium mit Hilfe der bayerischen Politik den Traditionskonzern. Die neuen Eigentümer sind diverse Banken, das Antennen-Unternehmen Kathrein sowie drei Grundig-Manager – darunter Herbert Bruch, der an die Spitze des Vorstandes rückt.

Doch das Unternehmen kommt nicht in Schwung, findet nicht annähernd zu alter Form zurück. Im Jahr 2000 erwirbt schließlich der Rosenheimer Antennenbauer Anton Kathrein die Aktienmehrheit bei Grundig. Wieder wird ein Restrukturierungsprozess angeschoben, hunderte Arbeitsplätze gestrichen. Dennoch bleibt Grundig tief in den roten Zahlen. Im Jahr 2001 billigt der Aufsichtsrat schließlich ein Sanierungskonzept, das den Abbau von 900 Stellen und die Verlagerung der Fernsehproduktion von Nürnberg nach Wien vorsieht. Der Aufsichtsrat beschließt auch die Ablösung von Herbert Bruch.

„Ich bin ohne Groll ausgeschieden“, sagt er rückblickend. „Jede Zeit hat ihre Leute.“ Seine Zeit sei anstrengend gewesen, aber auch sehr interessant. Zwei Jahre noch ist Bruch im Aufsichtsrat für das Unternehmen tätig, das im Frühjahr 2003 schließlich Insolvenz anmelden muss. Da beschäftigt Grund noch rund 3 500 Mitarbeiter.

Langweilig ist Bruch seitdem nicht geworden. Er wurde Berater in der Entwicklungsfirma eines italienischen Freundes und Kuratoriums-Mitglied der Qualitätsgemeinschaft Euro-Schulen-Organisation (ESO). Seit ein paar Jahren ist er auch wieder aktiv an einem Unternehmen beteiligt, der US-amerikanischen Firma Security Port. Damit ist Herbert Bruch wieder zu den Wurzeln seiner Ausbildung zurückgekehrt: Ultraschall – das Kernthema seiner Promotionsarbeit. Das Unternehmen befasst sich mit Biometrie, die unter anderem bei Personensicherheitskontrollen am Flughafen zum Einsatz kommt. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, biometrische Daten zu erfassen – zum Beispiel durch optisches Abtasten oder eben mit Ultraschall.“ Damit ließen sich Fingerabdrücke auch durch Latex-Handschuhe oder durch eine Ölschicht hindurch erkennen.

Ein neuer Vollzeit-Job? „Um Gottes Willen“, sagt Bruch. „Ich habe sehr lange sehr viel gearbeitet und war selten vor zehn Uhr abends daheim.“ In Erlangen zu wohnen, sei ein gewisser Garant dafür gewesen, wenigstens in der knappen Freizeit auch wirklich von Geschäftlichem verschont zu bleiben. Heute genießt er es, jeden Tag schwimmen zu gehen, mit seiner Frau Golf zu spielen oder den Kochlöffel zu schwingen. Auch im Garten arbeitet er – allerdings mit weniger Genuss. „Ich bin ein Familientier“, sagt Herbert Bruch über sich selbst. Wenn er zum Skifahren oder in die Sommerfrische in die Dolomiten reist, „nehme ich gern die ganze Bande mit“.

Ob er noch Kontakt zu alten Vorstandskollegen hat? Wenig. Gerade hat er den ehemaligen Grundig-Entwicklungsvorstand Hans-Georg Junginger getroffen. Durch Zufall. In einem Café in St. Petersburg, wo Bruch sich mit seiner Frau gerade auf Reisen befand.

  • 1938 in Aussig im damaligen Sudetenland geboren, 1946 Übersiedlung mit seiner Familie nach Forchheim, dort 1957 Abitur.
  • Studium der Physik in Erlangen, anschließend Promotion.
  • Nach diversen beruflichen Stationen, u.a. bei Siemens, 1964 Beginn der Karriere bei Grundig, seit 1981 Vorstand, von 1997 bis zum Jahr 2001 Vorstandsvorsitzender der Grundig AG.
  • Bruch ist verheiratet und Vater von drei Kindern – einem Sohn und Zwillings-Töchtern.
Autor/in: 
aku.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2010, Seite 49

 
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