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Schaeffler Gruppe

Auf dem Weg zu gewohnter Stärke

Ein Novum in der Firmengeschichte der Schaeffler Gruppe in Herzogenaurach: Das fränkische Familienunternehmen hat erstmals einen mitbestimmten Aufsichtsrat etabliert. Als Vorsitzender des Kontrollgremiums wurde bei der konstituierenden Sitzung im September Georg Schaeffler gewählt. Als stellvertretende Vorsitzende wählten die Aufsichtsratsmitglieder seine Mutter, Maria-Elisabeth Schaeffler, und den bayerischen IG Metall-Chef Jürgen Wechsler.

Die Wahl eines Aufsichtsrats war ein notwendiger Schritt im Zuge der Umwandlung der Schaeffler Gruppe in kapitalmarktfähige Strukturen: Im Juni hat der Autozulieferer und Wälzlagerhersteller das operative Geschäft und die Beteiligung an der Continental AG unter einer Kapitalgesellschaft, der Schaeffler GmbH mit Sitz in Herzogenaurach, zusammengefasst. Die Schaeffler GmbH, zu 100 Prozent im Besitz der Familie Schaeffler, fungiert als Management-Holding für das operative Geschäft der Schaeffler Gruppe sowie die 75-prozentige Beteiligung an Continental.

Der neu gewählte Aufsichtsrat der Schaeffler GmbH hat 20 Mitglieder; dazu gehören auf Seite der Anteilseigner u.a. der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Hans-Jörg Bullinger, Metro-Chef Eckhard Cordes, der Webasto-Vorstandsvorsitzende Franz-Josef Kortüm, Adidas-Vorstand Robin Stalker und der ehemalige Bahn-Vorstand Otto Wiesheu. „Ich freue mich darauf, als Aufsichtsratsvorsitzender das von meiner Familie geschaffene Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu begleiten“, erklärte Georg Schaeffler, „Schaeffler ist ein weltweit führender Technologiekonzern und bestens für die Zukunft gerüstet. Eine zentrale Aufgabe wird es sein, das Unternehmen dem Kapitalmarkt zu öffnen und dabei die Vorteile des Familienunternehmens zu bewahren.“

Die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft soll für mehr Transparenz sorgen und damit auch die Basis legen, um die Verschmelzung mit der Continental AG vorzubereiten und Schaeffler börsentauglich zu machen. Die Schaffung einer „kapitalmarktorientierten Struktur“ war Bestandteil des Finanzierungskonzeptes über rund zwölf Mrd. Euro, auf das sich die Schaeffler Gruppe im August 2009 mit ihren fünf Konsortialbanken geeinigt hatte.

Dieser Schuldenberg war entstanden, als die Schaeffler Gruppe Anfang 2009 die Mehrheit an der Continental AG übernommen hatte. Die Übernahme kam das fränkische Familienunternehmen teurer zu stehen als gedacht; u.a. deshalb, weil auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mehr Conti-Anteilseigner ihre Aktien zum zugesagten Festpreis verkauften.

Wie der Konzern mitteilte, konnte die Schuldenlast etwas gemindert werden: Ende Juni betrug die Netto-Verschuldung rund 5,9 Mrd. Euro, 200 Mio. Euro weniger als zum Jahresende 2009. Der Verschuldungsgrad (berechnet als Netto-Finanzschulden im Verhältnis zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen EBITDA) konnte zum Ende ersten Halbjahres auf 3,5 reduziert werden; Ende 2009 lag dieser Wert noch bei 5,6. Das operative Geschäft hat inzwischen die Talsohle des Krisenjahres 2009 verlassen, was vor allem der anziehenden Nachfrage im Automobilsektor zu verdanken ist: Im ersten Halbjahr 2010 setzte Schaeffler rund 4,6 Mrd. Euro um (plus 31 Prozent). Wie das Unternehmen mitteilte, sei man in allen Werken weltweit fast ausgelastet. Damit habe man die „schwerste gesamtwirtschaftliche Krise der jüngeren Vergangenheit erfolgreich gemeistert und ist schneller als erwartet zu gewohnter Stärke zurückgekehrt“. Für das Gesamtjahr 2010 erwartet die Schaeffler Gruppe einen Umsatz von mehr als acht Mrd. Euro und eine EBIT-Marge von über zehn Prozent. Die Kooperation mit der Continental AG sieht Dr. Jürgen M. Geißinger, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, als Teil der Strategie, Schaeffler als weltweit führenden Auto- und Industriezulieferer zu positionieren. Der Fokus liegt auf dem operativen Geschäft und der gemeinsamen Projektentwicklung. Beispielsweise soll der vereinte Einkauf von Conti und Schaeffler etwa 400 Mio. Euro einsparen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2010, Seite 81

 
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