Telefon: +49 911 1335-1335

Interview

Wie bringt gutes Design die Unternehmen voran?

Wie können sich Unternehmen mit professionellem Design vom Wettbewerb abheben? Was sind die Erfolgsfaktoren? WiM fragte Dr. Silke Claus, Geschäftsführerin der bayern design GmbH in Nürnberg.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach gutes Design aus?

Wir haben in Deutschland eine qualitativ sehr hochwertige Design-Kultur, die ihre Ursprünge in großen Einrichtungen wie dem Werkbund oder dem Bauhaus hat. Seinerzeit sind maßgebliche Kriterien guten Designs entwickelt worden, die – wenn man genauer hinsieht – nie ausschließlich ästhetisch formal gefasst waren. Gerade der Aspekt der guten Gestaltung hat auch immer Nachhaltigkeit, ökologische Verträglichkeit, Flexibilität sowie Mehrfunktionalität im Blick gehabt. Es geht also um einen breiten Design-Begriff, den wir heute unter neuen Vorzeichen weitertragen und ergänzen.

Welche Anforderungen sind heute verstärkt zu berücksichtigen?

Wir beobachten im Zuge des globalen Wettbewerbs, dass die Menge der Produkte, die auf den Markt kommt, stark zunimmt. Und diese Menge zu bearbeiten und unter dem Design-Aspekt zu sichten, ist ein außerordentlich wichtiger Punkt. Wir sollten nicht mehr nur in die Breite gehen, sondern müssen eher fokussieren. Eine dieser Anforderungen ist der Aspekt der Usability, also der Handhabbarkeit von Produkten. Ein weiterer Punkt ist das Thema Nachhaltigkeit, welches zum Teil auch schon in den bekannten Design-Begriffen enthalten ist, aber heute durch neue Materialien, Richtlinien und die Energiediskussion für die Unternehmen weitaus mehr im Vordergrund steht. Der dritte Punkt, den ich für ausschlaggebend halte, ist die Ideenfindung. Das mag banal klingen, aber wir suchen im Grunde nach relevanten Produkten. Wenn Designer für die Wirtschaft arbeiten, haben sie oft nur die Aufgabe, ein Produkt zu optimieren oder umzugestalten. Wir sehen uns aber weltweit Anforderungen gegenüber, die die Erfindung ganz neuer Produkte wichtig scheinen lassen. Produkte, die uns gesellschaftlich, umweltbezogen und sozial weiterhelfen. Da sind die Designer gefragt, vorauszudenken.

Was sind die wesentlichen Motive von Firmen, sich mit Design zu beschäftigen?

Da definiere ich drei Ebenen: Design als Kommunikations- und Marketing-Instrument ist allgemein bekannt. Hier geht es um die Frage, wie gestalte ich meine Marke, wie positioniere ich sie und mit welchen Mitteln. Das kann mehr oder weniger umfassend sein. Es gibt Unternehmen, die von der Visitenkarte bis zum Gebäude alles durch deklinieren und damit sehr erfolgreich sind. Der zweite Punkt ist natürlich, dass Design nicht nur in der Konsumgüterindustrie eine Rolle spielt, sondern zunehmend auch bei Investitionsgütern. Da tun sich neue Felder auf, zum Beispiel in der Medizin. Es geht nicht mehr allein um das technische Gerät, sondern dieses muss auch gut gestaltet sein. Und gut bedienbar, damit man intuitiv damit umgehen kann. Der dritte Punkt: Design muss als Management-Aufgabe betrachtet werden, die sich über den gesamten Innovationsprozess etwa bei der Produktentstehung oder bei der Positionierung des Unternehmens erstreckt.

Für welche Branchen und Zielgruppen ist Design besonders geeignet?

Im Grunde für alle, je nachdem, wie stark das Produkt sich in Konkurrenz zu anderen positionieren muss. Wenn es nicht um das reine Produktdesign gehen kann, dann zumindest um das Branding – und natürlich das Verpackungsdesign.

Muss Design teuer sein? Oder gibt es auch für kleine Unternehmen Möglichkeiten, sich mit Design zu profilieren?

Die beste Antwort auf diese Frage geben Unternehmen, die mit Designern arbeiten. Man kann generell ganz klar herauslesen, in welchem Verhältnis die Investition in das Design zur darauf folgenden Umsatzsteigerung steht. Dieser Effekt ist messbar. Das kann damit anfangen, dass man ein neues Etikett für eine Biersorte gestaltet oder die Marke neu positioniert. Und es geht bis zu großen Unternehmen wie Loewe, Faber-Castell oder auch Elektrolux, die es alle geschafft haben, über das Thema Design nicht nur ihre Standorte in Deutschland zu halten, sondern äußerst erfolgreich am Markt zu agieren.

bayern design

Die bayern design GmbH ist im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums der Dienstleister für Fragen rund um das Thema Design. Als zentraler Ansprechpartner für die bayerischen Unternehmen – insbesondere den Mittelstand – bündelt, koordiniert und unterstützt bayern design alle Design-Aktivitäten in Bayern und treibt das Wissen um den Erfolgsfaktor Design voran. bayern design arbeitet eng mit IHKs, Handwerkskammern, Berufsverbänden, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Gefördert wird die bayern design GmbH auch durch den Trägerverein bayern design forum e.V., dessen Mitglieder aus unterschiedlichen Branchen kommen.

Externer Kontakt: bayern design GmbH, Luitpoldstraße 3, 90402 Nürnberg, Tel. 0911/24022-31, www.bayern-design.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2010, Seite 36

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick