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In Uniform zur Arbeit

Eine einheitliche Berufsbekleidung vermittelt Professionalität. Für welche Branchen und Berufe eignet sich „Corporate Fashion“?

Einheitlich gekleidete Mitarbeiter können Qualität und Leistungsversprechen eines Unternehmens deutlich machen und fördern. „Corporate Fashion vermittelt Respekt und gibt dem Gast oder Kunden das Gefühl, den ‚richtigen’ Ansprechpartner zu haben“, sagt die Nürnberger Stilberaterin Friederike von der Marwitz. Neben Piloten und Stewardessen, deren Uniformen durch die militärische Anmutung Sicherheit und lebensrettende Autorität ausstrahlen, tragen vor allem Empfangspersonal, Hotel- und Restaurantangestellte, aber auch Mitarbeiter bei Messen und Kongressen einheitliche Berufskleidung.

Die historischen Wurzeln von Unternehmensuniformen und Firmenmode reichen bis ins Mittelalter zurück, als Gilden und Zünfte die einheitliche Kleidung ihrer Mitglieder forderten. Bei etlichen Staatsbediensteten sind Uniformen schon seit Jahrzehnten gang und gäbe. So müssen Richter Roben tragen, an Amtsgerichten in schwarz, an manchen Verwaltungsgerichten in blau, am Bundesverfassungsgericht scharlachrot. Und über Schnitt und Farben von Polizeiuniformen streiten sich die Verantwortlichen in den Bundesländern zwar regelmäßig, aber an der Notwendigkeit des einheitlichen Auftritts gibt es keine Zweifel. An der Uniform kann jeder Mensch sofort erkennen, mit welcher Amtsperson er es zu tun hat.

Seit Jahrzehnten versuchen viele private Unternehmen, den amtlichen Uniformgedanken mit seiner hohen Verlässlichkeit auf das Image ihres Geschäfts zu übertragen. So trugen bei der Fast-Food-Kette McDonald’s schon die Mitarbeiter der ersten Deutschland-Filiale vor rund 40 Jahren die gleiche Kleidung. Vor allem im Dienstleistungsbereich kleiden mehr und mehr Unternehmen ihre Beschäftigten einheitlich und im Firmendesign ein. So erkennt man Zusteller des United Parcel Service gleich an ihren braunen Uniformen, Zugbegleiter bei der Bahn tragen einheitliche Kleidung, Verkäufer bei Ikea geben sich farblich ganz schwedisch, und selbst bei Tankstellen wie Shell sind die Beschäftigten seit einigen Jahren wieder an ihrer Schutzkleidung im Firmendesign zu erkennen.

Psychologische Aspekte

Damit geben Firmen in all ihren Filialen und mit allen Beschäftigten das „Versprechen einer gleichbleibenden Qualität“, sagt die Anthropologin Regina Henkel, die zum Thema Corporate Fashion im vergangenen Jahr ein Buch veröffentlicht hat. „Aber Corporate Fashion“, so Stilberaterin von der Marwitz, „sorgt nicht nur für einen starken Auftritt nach außen und für effektive Werbung in der Öffentlichkeit, sondern fördert darüber hinaus den Gruppenzusammenhalt, die Zusammengehörigkeit der Mitarbeiter und die interne Motivation“. Dabei kann Corporate Fashion vieles sein: Einige Unternehmen kaufen beim Großhandel einfach bedruckte Hemden oder Pullover ein, andere lassen die Bekleidung aufwändig entwerfen und speziell für sich anfertigen.

So wirbt beispielsweise die Merk Textil-Mietdienste GmbH & Co. KG aus Zirndorf für einheitliche Berufskleidung als „textile Visitenkarte“ eines Unternehmens: „Sie fördert den Wiedererkennungswert der Firma und sorgt für effektive Werbung in der Öffentlichkeit.“ Nach Einschätzung der Zirndorfer, deren Betrieb der DBL (Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH) angeschlossen ist, entdecken immer mehr Mittelständler die Vorteile der einheitlichen Kleidung. Doch gerade für unternehmensspezifische Kleidung seien die Anschaffungskosten hoch, der Aufwand für Pflege und Reparatur beträchtlich. Deshalb haben sich Dienstleister wie Merk darauf spezialisiert, Berufskleidung zu vermieten. Sie bringen die Kleidung zu den Kundenunternehmen, holen die verschmutzte Kleidung dort ab und kümmern sich um Reinigung, Pflege und Ausbesserung.

Bei den einheitlich gekleideten Mitarbeitern kommt der Zwang zur täglichen Uniformierung allerdings nicht immer gut an. „Uniformierte Menschen fallen auf und müssen sich in der Öffentlichkeit immer beobachtet fühlen. Wer eine Uniform trägt, ist im Dienst, egal, wo er sich aufhält“, sagt Regina Henkel. Und von der Marwitz mahnt: „Zu strenger Dresscode schränkt die Selbstständigkeit und die Persönlichkeit der Mitarbeiter ein – und damit auch ihre Kreativität“. Doch nicht wenige Beschäftigte dürften beim morgendlichen Gang zum Kleiderschrank recht froh sein, dass ihnen die mühsame Auswahl des passenden persönlichen Outfit abgenommen wird.

 

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2010, Seite 38

 
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