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Pressearbeit

Wertvolle Nachrichten

Wer Journalisten frühzeitig und zielgerichtet über Messeauftritte informiert, sorgt für mehr Besucher am Messestand. Von Thomas Tjiang

Pressearbeit ist ein effektives und kostengünstiges Mittel, um die Öffentlichkeit auf das Unternehmen und seine Produkte sowie die Messebeteiligung aufmerksam zu machen“, führt der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (Auma) in seiner Broschüre „Erfolgreiche Messebeteiligung“ aus. Die deutschen Messeveranstalter bieten ihren Ausstellern seit langem hilfreiche Unterstützung an: So können Unternehmen in den Pressecentern der Messen, die die erste Anlaufstelle für anreisende Journalisten sind, Pressepostfächer mieten und dort ihre Presse- und Unternehmensinformationen platzieren. Üblich sind mittlerweile auch digitale Pressepostfächer, die sich in der Regel im Pressebereich einer Messe-Homepage finden.

„Die Nutzung dieser Angebote liegt bei unseren Ausstellern zunehmend im Trend“, sagt Geoffrey Glaser von der Pressestelle der NürnbergMesse. Nach seiner Beobachtung machen Journalisten sich teils erst nach Sichtung der Pressepostfächer einen detaillierten Besuchsplan für die Messestände. Auch Kyra Mende, die Sprecherin der Spielwarenmesse, hat eine „leicht steigende Nutzung“ der Pressefächer festgestellt. Allerdings seien es aktuell noch keine zehn Prozent aller Aussteller, die dieses Instrument ergänzend zu ihrem Messeauftritt nutzen. „Die Pressearbeit scheint manchmal im Messestress hinten runterzufallen“, so Mende. Die Spielwarenmesse hatte sogar eigene Seminare angeboten, um das kleine Einmaleins der Pressearbeit zu vermitteln. „Die kamen mangels Anmeldungen gar nicht zustande.“

Dabei bietet beispielsweise die Neuheitenschau für rund 750 akkreditierte Journalisten einen Tag vor dem Start der Spielwarenmesse ein interessantes Potenzial. „Wer es bis in die Tagesthemen schafft, kann dann auf seinem Messestand mit zusätzlichen Facheinkäufern rechnen“, weiß Mende aus Erfahrung. Zeitungs- und Zeitschriftenredakteure, Radio- und TV-Journalisten oder Online-Redakteure aus 40 Ländern nutzen die Vorschau, sie kommen überwiegend aus Europa, aber auch aus China oder Brasilien.

Pressetermine online planen

Die Spielwarenmesse Nürnberg bietet ihren Ausstellern ein umfangreiches Online-Angebot, um die Pressearbeit im Umfeld der Messe zu unterstützen. Dazu gehören ein PR-Leitfaden zur Spielwarenmesse sowie Bestellformulare für Veranstaltungsräume, für Pressefächer und für eine elektronische „Presse Box“. Pressetermine kann man mit Hilfe eines Online-Planers festlegen und damit vermeiden, dass man mit den Veranstaltungen anderer Aussteller ins Gehege kommt.

Bei einigen Messen, die in Nürnberg stattfinden, gibt es eine Vielzahl von Presseterminen. So etwa bei der BioFach, der Weltleitmesse für Produkte und Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung. Deshalb ist das Gerangel um separate Räume für ein Pressegespräch manchmal groß. Wer erst spät bei der NürnbergMesse anfragt, hat deshalb oft das Nachsehen, so Geoffrey Glaser.

Bei der Nürnberger Datev eG beginnt man schon im Dezember mit der Pressearbeit für die CeBIT 2011, die vom 1. bis 5. März in Hannover stattfindet. „Wir wollen mit unserer Vorberichterstattung in die Februar-Hefte der Monatstitel“, erklärt Datev-Sprecher Benedikt Leder. Je nach Medium werden Themen eher IT-lastig oder allgemein wirtschaftlich aufbereitet. Diese Messekommunikation sei wichtig, um im Gespräch zu bleiben und um neue Pressekontakte zu knüpfen, so Leder. Deshalb nutzt die Datev sowohl die klassischen als auch die elektronischen Pressepostfächer auf jeder Messe, auf der sie ausstellt. Leders Tipp zum Gelingen der Pressearbeit auf Messen: „Sich frühzeitig bei den Journalisten in Erinnerung bringen und mit den Zielmedien Termine auf der Messe ausmachen.“

In diese Kerbe schlägt auch Thomas Weimann, Sprecher des Altdorfer Schutzschalter-Herstellers E-T-A: „Ich habe auf unserem Messestand rund 15 Gespräche mit Medienvertretern – manchmal auch mehr.“ Für das Unternehmen sind die Industriemesse in Hannover und die Nürnberger Fachmesse für elektrische Automatisierung SPS/IPC/Drives am wichtigsten. Weimann zeigt sich mit den Ergebnissen „sehr zufrieden“. Ohne Messen wäre es für ihn viel schwieriger, seine Themen in den entsprechenden Blättern zu platzieren. Ein weiterer Erfolgsbaustein für Weimann ist die akribische Pflege seines Verteilers. Bedient werden immer nur ausgewählte Medien – je nach deren Interesse und Themenschwerpunkten. Angesichts der Informationsflut bei den Redaktionen würde es sich eher kontraproduktiv auswirken, ungeachtet der Themen immer den großen Verteiler zu bedienen. Speziell die Tages- und Wirtschaftpresse wird im Vorfeld der Hannover Messe zu einem Jahrespressegespräch eingeladen, bei dem Umsatzentwicklung, Mitarbeiterzahl, aktuelle Projekte usw. im Mittelpunkt stehen. Die Fachpresse ist dagegen stärker an Produktneuheiten und technischen Informationen interessiert.

Wettbewerb um Nachrichten

Ein ähnliches Vorgehen pflegt auch die Nürnberger GSS Grundig Sat Systems. Rund um die Messeauftritte konzentriert sich Geschäftsführer Fred Hübner auf Presseinformationen für Fachmagazine, in denen es um neue Produkte und Lösungen geht. Die Vorlieben einzelner Blätter kennt er mittlerweile genau. „Da liefern wir passgenau und ohne Blabla.“ Denn nicht nur auf den Messen wird um die Kunden für eigene Produkte gebuhlt, auch in der Pressearbeit für Magazine herrsche Wettbewerb um Textspalten und Bilder.

Für das Nürnberger Online-Portal hotel.de liegt der Nutzen der Pressearbeit etwa zur Tourismusmesse ITB in Berlin auf der Hand. „Sie bringt uns mehr Präsenz in den Medien und damit auch auf unseren Messen“, erläutert Sprecher Aleksander Szumilas. Er bereitet die Unterlagen und die Zielgruppen „von langer Hand vor“, egal ob es um die Berliner ITB oder einen mittelständischen Unternehmertag in Leipzig handelt, wo zusätzlich auch die Regionalpresse angesprochen wird. „Es macht es aber um vieles leichter, dass wir mit vielen Medien bereits langfristig zusammenarbeiten.“ Da bei hotel.de das Marketing und die Pressestelle eng verzahnt sind, werden in der internen Abstimmung bereits frühzeitig Themen für die Pressearbeit identifiziert.

Trotz des erkennbaren Nutzens schrecken immer noch viele Unternehmen davor zurück, Pressearbeit rund um die Messen zu machen. Das ist die Erfahrung von Dietger Kruschel, der ein Büro für Industriekommunikation in Nürnberg hat. „Manche geben Hundertausende Euros für Anzeigen aus, zucken aber vor der Pressearbeit zurück.“ Viele mittelständische Industriebetriebe hätten schlicht Angst, in der Presse zu stehen. In Zeiten von Facebook und Twitter und durch einen verkaufsorientierten Nachwuchs scheinen sich diese Bedenken aber zu verringern. Eines weiß Kruschel aus seiner jahrzehntelangen Medienerfahrung: „Wer kein Gesicht hat, wird auf Messen auch weniger besucht.“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2011, Seite 32

 
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