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Quirin Bank

Plädoyer für eine neue Kultur bei der Bankberatung

"Der Kern einer Bank ist das Vertrauen der Kunden", so Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Bank, die ihren Hauptsitz in Berlin hat und 13 Niederlassungen unterhält (davon eine in Nürnberg).

Der 43-Jährige wirbt für sein Modell unabhängiger Honorarberatung und Vermögensanlage. Versteckte Kosten, Ausgabeaufschläge und Provisionen, von denen ein Kunde oftmals nichts wisse, würden erstattet. Dadurch sitzen Bank und Kunde in einem Boot, der Bankberater gerate nicht in einen Interessenskonflikt zwischen den Wünschen seiner Kunden und den Vertriebszielen des eigenen Arbeitsgebers.

Doch Schmidt gesteht, dass es nicht ganz einfach sei, die Kunden von den Vorzügen der Honorarberatung zu überzeugen. „Ihnen wurde jahrelang eine Kostenloskultur vorgegaukelt, deshalb wollen sie nichts für Bankberatung bezahlen.“ Man brauche deshalb einen langen Atem, um das Geschäftsmodell zu erklären. Durchhaltevermögen und ein Gespür für zukunftsfähige Geschäftsideen hatte Schmidt, der aus der Bankiersfamilie Schmidt (Schmidt-Bank) stammt, schon Mitte der 90er Jahre gezeigt, als er in Nürnberg den Discount-Broker Consors gründete und damit die etablierte Branche beim Aktien- und Fondshandel kräftig durcheinanderwirbelte. Nach schwierigen Anfängen hatte er sieben Jahre nach der Gründung schon eine halbe Mio. Kunden. Heute erwartet er für die Quirin Bank Rückenwind von enttäuschten Bankkunden, die mit dem bisher vorherrschenden Provisionsmodell unzufrieden sind. Schmidt kritisiert in diesem Zusammenhang „einen Werteverlust“ in der Finanzbranche: „Aufgabe der Banken ist es, Spargeld einzusammeln, ordentlich zu beraten und insbesondere die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen.“ Doch von dieser Funktion hätten sich die großen und internationalen Geschäftsbanken weitgehend verabschiedet, vielfach mache das Geschäft mit der Realwirtschaft – also mit privaten Kunden und Unternehmern – nur noch einen geringen Teil der Bilanzsumme aus, während der Löwenanteil in eine Finanzwirtschaft fließe, in der „aus Geld Geld gemacht“ werde.

Angesichts eines globalen Derivatevolumens, das im außerbörslichen OTC-Handel (Over The Counter) den zehnfachen Wert des Welt-Bruttoinlandsprodukts erreicht habe („diese Größenordnung ist nicht mehr nachzuvollziehen“), plädiert Schmidt für stärkere regulatorische Maßnahmen. „Die Versorgung mit Liquidität für die Wirtschaft muss wieder eine zentrale volkswirtschaftliche Funktion der Finanzindustrie werden.“

Die Quirin Bank ging im Jahr 2006 als erste deutsche Honorarberaterbank an den Start, heute werden 8 500 Kunden mit einem Honorarvolumen von 2,3 Mrd. Euro betreut. „Bei den Kunden wachsen wir etwas langsamer als geplant, beim Volumen sind wir schneller“, so Schmidt. Die acht Mitarbeiter der Nürnberger Niederlassung managen für rund 400 Kunden aus ganz Nordbayern ein Anlagevolumen von 96 Mio. Euro. Niederlassungschef Wilhelm Keller rechnet damit, dass die Zahl der Kunden und das betreute Anlagevolumen bis Ende dieses Jahres um jeweils rund 20 Prozent zunehmen. Darüber hinaus unterstützt die Bank Mittelständler dabei, sich mit kapitalmarktnahen Lösungen (z.B. strukturierte Anleihen) zu finanzieren. Dieses Nischenangebot richte sich an Unternehmer, die auf eine höhere Unabhängigkeit von der Kreditpolitik der Banken setzen. Grundsätzlich verfolgt Keller folgende Philosophie: „Ich will Kunden so beraten, dass ich ihnen auch in zehn Jahren auf der Straße noch in die Augen schauen kann.“

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2012, Seite 60

 
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