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Adidas

Hürden auf der Überholspur

Herbert Hainer kommt gut voran auf der „Route 2015“. Im WM-Jahr erwartet er Rekordumsätze. Allein der starke Euro bremst den Sportler.

Herbert Hainer ist begeisterter Läufer. Wenn es der enge Zeitplan zulässt, dreht der Vorstandsvorsitzende von Adidas auch auf der unternehmenseigenen Laufstrecke seine Runden. Umso mehr freut es Hainer, dass Adidas mit der Technologie „Boost“ endlich auch unter Profi-Läufern Anerkennung findet – einer Sparte, in der die Herzogenauracher lange nicht in Tritt kamen. Der erste „Boost“-Schuh, dessen Sohlenmaterial beim Auftreten besonders viel Energie zurückgewinnen soll, wurde im Jahr 2013 in einer limitierten Auflage eingeführt. 2014 sollen neue Farbvariationen folgen und weitere Modelle mit der Technologie versehen werden. Der Absatz soll damit auf neun Mio. Paare im Jahr 2014 steigen.

In den anderen Sportarten ist Adidas ohnehin stark vertreten. Die großen Sport-Events wie Olympia und die Fußball-WM sind ohne die drei Streifen kaum vorstellbar und prägen das Bild des Sportausrüsters. Auf dem roten Teppich sorgen Musik- und Film-Stars dafür, dass die Adidas-Marken „Originals“ und „Neo“ den Weg in die Modezeitschriften finden. Allein in China eröffnen täglich zwei bis drei neue Adidas-Stores, erklärt Hainer. Insgesamt betreibt der Weltkonzern mehr als 7 600 Läden in 1 000 Städten und beschäftigt 50 700 Mitarbeiter, davon 5 200 in Deutschland.

Obwohl Adidas jedes Jahr mehr Produkte verkauft, sank der Umsatz im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 14,6 Mrd. Euro. Der Hauptgrund findet sich an der Ladentheke: An jedem Paar Schuhe, das in Argentinien mit Pesos, in Russland mit Rubel oder in der Türkei mit Lira bezahlt wird, verdient Adidas, in den starken Euro umgerechnet, von Jahr zu Jahr weniger. Ohne die Verluste durch Währungseffekte wäre der Umsatz um drei Prozent höher, rechnet Hainer vor. Auf das Ergebnis drückten außerdem Absatzschwierigkeiten in Russland – in den GUS-Staaten betreibt Adidas rund 1 000 Läden – und die schwache Nachfrage nach Golfartikeln der Adidas-Tochter Taylor Made. Reebok soll mit einem neuen Markenauftritt und Shops, die aus einer Verkaufsfläche und einem Trainingsbereich bestehen, noch deutlicher als Fitnessmarke positioniert werden.

Die ehrgeizigen Ziele, die Hainer im Jahr 2010 in der Unternehmensleitlinie „Route 2015“ festgelegt hatte, darunter ein Umsatz von 17 Mrd. Euro, sieht er nicht gefährdet. Operativ stehe das Unternehmen gut da, betont der Diplom-Betriebswirt, der seit 2001 Vorstandsvorsitzender ist und dessen Vertrag erst kürzlich bis 2017 verlängert wurde. In den letzten drei Jahren hat Adidas unter Hainers Führung den Umsatz um drei Mrd. Euro gesteigert, die Verschuldung abgebaut und Rücklagen angehäuft. Dass der Rekordgewinn von 787 Mio. Euro (rund plus 50 Prozent zum Vorjahr) in einem Jahr ohne sportlichen Großevent erzielt wurde, stimmt die Herzogenauracher euphorisch. Schließlich wird man als offizieller Partner der FIFA und Ausstatter von acht Nationalteams, darunter Favoriten wie Spanien, Argentinien und Deutschland, bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien nicht zu übersehen sein. Angefeuert durch das Turnier rechnet Adidas mit Rekordumsätzen beim Verkauf von Fußballartikeln und einem Konzernumsatz im Gesamtjahr 2014 „im hohen einstelligen Bereich“, so Hainer. Der Gewinn werde sich in einem Bereich zwischen 830 und 930 Mio. Euro bewegen. Genauer könne man das nicht festlegen, zu ungewiss sei, welche Hürden durch Währungseffekte auf der „Route 2015“ noch auftauchen werden.

Autor/in: 

mh.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2014, Seite 76

 
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