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Marmot Mountain

Bei jedem Wetter

Marmot_Schimeck © Thomas Tjiang

Geschäftsführer Andy Schimeck.

Der US-Anbieter von Outdoor-Bekleidung stellt sich auf wärmere Winter ein und passt das Sortiment an.

In einer Seitenstraße in Schwaig bei Nürnberg vermutet man nicht unbedingt die Europazentrale des US-amerikanischen Anbieters für Outdoor-Bekleidung und – Ausrüstung. Doch nach außen präsentiert sich die Marmot Mountain Europe GmbH  in den früheren Räumen eines Gastroküchen-Einrichters mit ihrem tiefroten Firmenschriftzug eher unaufgeregt. Da passt es auch gut ins Bild, dass Geschäftsführer Andy Schimeck selbst die zwei Stockwerke herunterläuft, um Besucher abzuholen.

Vor zwei Jahren ist das Unternehmen, dass das Murmeltier im Namen führt, von Schnaittach nach Schwaig umgezogen. Der frühere Standort, seit 2004 Headquarter für den europäischen Markt, konnte nicht erweitert werden. Die Nähe zu Nürnberg sollte beibehalten werden. Nicht nur, weil sich in der Altstadt der Noris der Flagship-Store von Marmot befindet – der einzige Shop in Europa, der mit sechs eigenen Mitarbeitern betrieben wird. Auch eine frühere Standortanalyse hatte die Frankenmetropole in ganz Deutschland als attraktivsten Sitz identifiziert. Weiterer Nebeneffekt der kurzen Entfernung zum alten Standort: Im Sommer kommt fast die Hälfte der 26 Mitarbeiter mit dem Fahrrad in die Arbeit.

Marmot Mountain gehört seit 2004 zum US-amerikanischen Skiausrüster K2 Sports, der wiederum zur Jarden Corporation gehört, ein amerikanischer Konsumgüterhersteller mit über 120 Marken im Portfolio, darunter auch Line und Völkl. Nun soll ihrerseits die Jarden Corporation durch Newell Rubbermaid, dem US-Riesen für Konsumgüter und Haushaltswaren, bis zur Jahresmitte übernommen werden. Schimeck zeigt sich entspannt: „Wir sind nur am Rande tangiert.“

Kurze Winter erschweren das Geschäft

Mehr Aufmerksamkeit schenkt er dem Wetter. Insbesondere die Ausprägung des Winters ist für den Absatz von Marmot enorm wichtig, schließlich liegen die amerikanischen Wurzeln des Unternehmens im Outdoorbereich mit Daunenjacken und Schlafsäcken für Minustemperaturen. Doch Wetterkapriolen machen es den Verkaufspartnern im Handel schwer, das richtige Angebot zur richtigen Zeit zu präsentieren. Denn das Geschäft mit Skijacken & Co hat einen Vorlauf von sieben Monaten. Wenn der Handel nach der Bemusterung seine Bestellungen aufgibt, muss erst einmal das Rohmaterial beschafft werden, wie etwa Goretex-Material und spezielle Reißverschlüsse, bevor es dann von Spezialisten in Fernost in entsprechender Qualität genäht werden kann. „Das können nur ein oder zwei Anbieter nach unseren Vorstellungen.“

Dazu kommt noch, dass der europäische Outdoor-Markt seit 2013 nur noch eine Wachstumsrate von einem oder zwei Prozent aufweist. „Der Markt lebt von der Umverteilung“, sagt Kletterfreund und Ausdauersportler Schimeck, der zugleich Vizepräsident im Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI) sowie Vorsitzender der Fachgruppe Outdoor ist. Er sieht sich mit dem Marmot-Sortiment so gut aufgestellt, dass er von steigenden Marktanteilen ausgeht. Das branchenweite Verkaufsvolumen in Europa liegt bei zehn bis elf Mrd. Euro, davon wird im größten, dem deutschen Markt gut jeder vierte Euro umgesetzt. Die weiteren umsatzstärksten Märkte sind Frankreich, Großbritannien und Italien.

Zeichen stehen auf Wachstum

Zuletzt setzte Marmot Mountain Europe rund 25 Mio. Euro um, für das laufende Jahr rechnet Schimeck, der seit 2003 die Geschäfte leitet, mit einem Verkaufsplus von fünf Prozent. 2012 rangierte der Umsatz knapp unter 30 Mio. Euro. Aus „strategischen Gründen“ habe man sich damals vom Platzhirsch des deutschen Online-Handels verabschiedet und einen weiteren, wichtigen Fachhändler als Vertriebspartner verloren. Nun soll der Modus wieder auf Wachstum umgestellt werden.

Kleidet in jeder Jahreszeit 

Damit das Saisongeschäft mit Winterkleidung nicht mehr so stark ins Gewicht fällt,  baut Marmot das Sortiment für Herren, Damen und Kinder plus Ausrüstung auf „vier Jahreszeiten“ um. Im Jahr 2015 lag der Anteil von Herbst- und Winterbekleidung am Umsatz bei 55 Prozent, in zwei bis drei Jahren soll der Anteil auf die Hälfte gesunken sein. Im europaweiten Ranking sieht sich Marmot unter den Top zehn der Branche. In Schweden, dem Land mit dem größten Pro-Kopf-Umsatz bei Outdoor-Klamotten, hat sich die Marke mit dem zackigen „M“ unter die Top fünf vorgearbeitet. Von Schwaig aus werden aktuell knapp 900 Verkaufsstellen im Fachhandel in 23 Ländern bedient. Die Bearbeitung der Märkte Norwegen und Russland soll voraussichtlich in den nächsten beiden Jahren von den USA nach Schwaig verlegt werden.

Strahlkraft der Marke erhöhen

Auch ein eigener Markenshop im Internet ist in Arbeit, mit dem die Strahlkraft der Marke und damit auch die Anziehungskraft auf den Fachhandel gestärkt werden soll. Marmot-Kunden kaufen derzeit bei den Fachhändlern ein, die sowohl offline als auch online anbieten. Als gelernter Einzelhandelskaufmann und studierter Betriebswirt mit MBA-Abschluss fühle sich Schimeck manchmal wie ein „Wanderprediger“, der die Fachhändler mahnen müsse, sich dem Multichannel-Geschäft nicht zu verschließen. Dazu zählen für ihn auch Social-Media-Angebote, um Stammkunden stärker zu binden. Gleichzeitig hat Schimeck einen strengen Blick auf die Distributionskanäle, um aktuelle Markenware vor dem Verramschen im Internet zu schützen.

In der Region engagiert sich Marmot mit Sponsoring im Bereich Klettersport – „eine unserer Kernkompetenzen“. Das Unternehmen unterstützt finanziell das Frankenjura Kletterfestival, das Ende Mai stattfindet, die Boulderhalle E4 in Nürnberg und die geplante Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins in Hersbruck. Für Schimeck ist das Sponsoring ein Baustein, um die Marke auch beim Nachwuchs besser zu verankern. Gleichzeitig sieht er das Engagement als gesellschaftlichen Beitrag, „um die soziale Komponente des Klettersports zu stärken“.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2016, Seite 80

 
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