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Mittelschulen in Nürnberg

Hand in Hand für die Ausbildung

Mittelschulpaten Treffen IHK © IHK/Edel

Netzwerk-Treffen: Vertreter der Nürnberger Mittelschulen und der Paten-Unternehmen tauschten sich im „Feuerbachsaal“ der IHK aus.

Patenschaften zwischen Nürnberger Mittelschulen und Betrieben: IHK-Projekt bringt die Berufsorientierung voran.

Die Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen sind eine wichtige Zielgruppe für die Betriebe: Mehr als ein Viertel der Azubis in den IHK-Berufen hat diese Schulart absolviert. Die Mittelschüler bleiben auch deshalb wichtig, weil viele Betriebe ihre Ausbildungsplätze immer schwerer besetzen können. Auf 100 Ausbildungsplätze, die 2022 bei der Arbeitsagentur gemeldet waren, kamen gerade einmal 70 Bewerbungen. Die IHK Nürnberg für Mittelfranken hat deshalb eine Reihe von Initiativen für Mittelschüler initiiert. Eine davon ist das Projekt „Firmenpaten“, das vom IHK-Regionalausschuss Stadt Nürnberg ins Leben gerufen wurde.

Die Idee: Nürnberger Betriebe übernehmen jeweils eine Patenschaft für eine Nürnberger Mittelschule. Als Firmenpaten begleiten sie dann Jugendliche aus der entsprechenden Schule auf ihrem Weg in das Berufsleben. IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann, der auch Vorsitzender des Regionalausschusses ist, fasst die Ziele der Initiative so zusammen: „Wir wollen die Berufsorientierung an den Mittelschulen weiter verbessern und die jungen Leute zu einer Ausbildung hinführen. Gleichzeitig möchten wir die Betriebe dabei unterstützen, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen.“ Zitzmann weist aber auch auf einen gesellschaftlichen Aspekt hin: „Es kann nicht sein, dass jedes Jahr zwischen 45 000 und 55 000 junge Leute die Schulen ohne Abschluss verlassen. Das können wir uns als Gesellschaft nicht leisten.“ Die Wirtschaft sei hier gefordert und dürfe die Politik und die Schulen mit diesem Problem nicht alleine lassen.

Gemeinsam mit den Schulen werden Ideen und Projekte zur Berufsorientierung entwickelt und umgesetzt, erläutert Sabine Edenhofer, Leiterin des IHK-Kunden-Service und Geschäftsführerin des Regionalausschusses. Die IHK organisiert gemeinsam mit den Betrieben beispielsweise Praxistage, Praktika und Informationsabende für Eltern. Einige der Betriebe unterstützen ihre Patenschule bei der Informationstechnik oder anderen Projekten. „Die konkreten Aktivitäten werden jeweils zwischen der Schule und dem Unternehmen besprochen, die IHK stellt den Kontakt her“, so Edenhofer.

Bei den Schulen kommt die Aktion gut an: Inzwischen sind 14 Mittelschulen aus dem Nürnberger Stadtgebiet und 15 Unternehmen an dem Projekt beteiligt. Folgende Tandems gibt es bisher:

  •  Dr.-Theo-Schöller-Schule und Immoconsult Meixner GmbH
  •    Mittelschule Insel Schütt und Nürnberger Baugruppe Verwaltungsgesellschaft mbH
  •   Scharrerschule und Moritz Fürst GmbH & Co. KG sowie Brochier Holding GmbH + Co. KG
  •  Thusneldaschule und Nayel Electronics GmbH & Co. KG
  •   Friedrich-Wilhelm-Herschel Mittelschule und Add-on Personal & Lösungen GmbH
  •   Sperberschule und Kühne + Nagel (AG & Co.) KG
  •   Georg-Holzbauer-Schule und Nova Druck Goppert GmbH
  •   Adalbert-Stifter-Schule und Messebau Wörnlein GmbH
  •    Mittelschule Altenfurt und AS Premium Produktion- und Vertriebs GmbH
  •   Mittelschule Bertolt-Brecht-Schule und Arvena Park Hotel
  •   Georg-Ledebour-Schule, Arvena Park Hotel und Dachser
  •   Mittelschule Neptunweg und DB Schenker
  •   Mittelschule Schlössleinsgasse und Ochs Rohrleitungs GmbH
  •  Wilhelm-Löhe-Schule und Fiserv | First Data

Vor Kurzem hat ein erstes Netzwerk-Treffen im „Haus der Wirtschaft“ der IHK stattgefunden, bei dem die Schulen und ihre Paten-Unternehmen über bereits durchgeführte und geplante Aktivitäten berichteten. Eine Auswahl:

Die Idee für das Projekt hatte IHK-Vizepräsidentin Fadja Nayel, geschäftsführende Gesellschafterin der Nayel Electronics GmbH & Co. KG in Nürnberg. „Eine befreundete Lehrerin hat mir vom schlechten Zustand ihrer Schule erzählt.“ Dabei sei ihr klar geworden, dass die Schulen mehr Unterstützung brauchen. Sie beschloss deshalb, Schulen mit Unternehmen zusammenzubringen. „Ziel sollte es sein, dass die Unternehmen Kontakt zu den Schulen bekommen und auf diesem Weg auch zu möglichen Azubis.“

Fadja Nayel selbst ist Patin für die Thusneldaschule aus dem Mittelschulverbund Mitte-Ost. Ihr Unternehmen bildet zwar nicht aus, aber Praktika würde sie trotzdem anbieten. Außerdem will die Geschäftsführerin gerne in die Schule gehen und den Jugendlichen aus der betrieblichen Praxis berichten und Fragen beantworten, zum Beispiel zum Thema Bewerbung. „Wenn die Schülerinnen und Schüler die Informationen nicht vom Lehrer hören, sondern von einer Unternehmerin erfahren, worauf Betriebe Wert legen, hat das einen ganz anderen Stellenwert“, so Nayel, die die Schule bereits mit Sachspenden unterstützt hat.

Die Mittelschule Insel Schütt hat die Nürnberger Baugruppe Verwaltungsgesellschaft mbH als Paten. In einer ersten Aktion konnten etwa 20 Schüler der Einrichtung im Werkraum des Unternehmens ein Werkstück herstellen. Bei einer Online-Aktion haben sich Azubis mit dem Handy bei der Arbeit gefilmt und dies live ins Klassenzimmer übertragen. Angedacht ist außerdem ein „Freitag“, bei dem die Schülerinnen und Schüler für vier bis sechs Wochen jeweils einen Tag im Betrieb verbringen.

Matthias Meixner, geschäftsführender Gesellschafter der Immoconsult Meixner GmbH, ist Pate der Dr.-Theo-Schöller-Schule. Als langjähriges Mitglied im IHK-Prüfungsausschuss für Immobilienkaufleute wurde er auf dieses Projekt angesprochen. Da sein Neffe bei seiner Ausbildung über die IHK ebenfalls einen Paten gestellt bekommen hat, war er von der Idee, die er „sehr zielführend“ findet, sofort angetan: „Aufgrund der positiven Erfahrungen, die mein Neffe gemacht hat, war ich entschlossen, das auch zu machen.“

Dem Wunsch der Schule nach zwei Praktikumsplätzen kam der Unternehmer bereits nach: Ein Schüler aus der 9. Klasse und eine Schülerin aus der 8. Klasse konnten jeweils eine Woche im Betrieb verbringen. „Dabei habe ich versucht, den Praktikanten wirklich etwas beizubringen“, sagt Meixner. So mussten die Bewerber erst einmal ein Vorstellungsgespräch führen. Am ersten Tag hat der Firmenchef eine Übersichtsmappe für die ganze Woche erstellt, in die sie ihre Tätigkeiten eintragen mussten. Außerdem erhielten die Schülerin und der Schüler tiefe Einblicke in das Unternehmen. So durften sie bei Besprechungen dabei sein und selbst kleinere Aufgaben übernehmen. Zum Abschluss bekamen sie ein richtiges Zeugnis und eine kleine Geldprämie. „Ich habe der Schule angeboten, dass sie jederzeit Praktikanten bei mir unterbringen kann“, sagt der Firmeninhaber. Außerdem will er Vorträge über das Berufsbild Immobilienkaufmann halten und steht als Pate für Praktikanten zur Verfügung.

Die Moritz Fürst GmbH & Co. KG ist Partner der Scharrerschule in der Nürnberger Südstadt. „Unser Ziel ist es vor allem auch, Auszubildende zu gewinnen“, erklärt Personalleiterin Nadine Heinecke. Dazu kann das Unternehmen sowohl Praktikumsplätze als auch Bewerbertrainings anbieten und bei der Berufsorientierung für die Eltern mitwirken. So organisiert Fürst im Juni einen Praxistag mit Workshops zu den angebotenen Ausbildungsberufen, zu dem 9. Klassen kommen sollen. Außerdem haben Mitarbeiterinnen der Personalabteilung in der Schule vor einer 8. Klasse bereits einen Vortrag zum Thema Bewerbung gehalten und ihr Unternehmen vorgestellt.

Die Mittelschule Friedrich-Wilhelm-Herschel ist die Partnerschule von Add-on Personal & Lösungen GmbH. Das Unternehmen bietet an, Jugendliche, die keinen Praktikumsplatz haben, in ihrer Weiterbildungsstätte unterzubringen.
Außerdem will Add-on bei der Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen unterstützen und ein Ein-Tages-Praktika anbieten.

Die Sperberschule ist mit dem Logistikunternehmen Kühne + Nagel verbunden. Geplant sind zunächst Betriebsbesichtigungen, Praktika sowie ein Bewerber-Coaching.

Die Nova Druck Goppert GmbH ist Pate der Georg-Holzbauer-Schule. Geplant sind Führungen durch das Unternehmen, eine Vorstellung der Druckberufe in den Klassen sowie Praktika.

Die Adalbert-Stifter-Schule und Messebau Wörnlein GmbH planen ebenfalls Betriebsbesichtigungen für die 7. Klassen und eventuell Praktika.

Die Georg-Ledebour-Schule hat das Arvena Park Hotel als Paten. Geplant sind Vorträge über die Hotelberufe sowie Praktika in allen Abteilungen. Im Gegenzug hat die Schule dem Unternehmen angeboten, das Betriebsfest in der Schulturnhalle zu feiern.

Die Ochs Rohrleitungs GmbH und die Mittelschule Schlössleinsgasse planen Projekttage und die Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen für die Schülerinnen und Schüler. Bisher gab es Workshops für 7. und 8. Klassen zum Beruf Rohrleitungsbauer, bei dem die Jugendlichen schweißen konnten, sowie zum Baumaschinenführer. Hier hat das Unternehmen einen Bagger in den Pausenhof gestellt und die Schülerinnen und Schüler konnten ausprobieren, wie sich das Gerät bewegt. Geplant ist außerdem ein Besuch der Ausbildungsstätte oder einer Großbaustelle sowie ein Projekttag im nächsten Jahr.

Die Wilhelm-Löhe-Schule und Fiserv | First Data planen unter anderem Berufsbasare, bei denen auch die Ausbildungsberufe vorgestellt werden, die das IT-Unternehmen anbietet. Angedacht sind auch Vorträge zum Bewerbungsverfahren und Praktika im Zuge von „5 Plätze für 5 Tage“, einer IHK-Initiative zur Berufsorientierung in den Sommerferien.

Inzwischen haben weitere Unternehmen und die Stadt Nürnberg Interesse am Projekt „Firmenpaten“ bekundet. Geplant ist, im Herbst nochmals ein Netzwerk-Treffen zu veranstalten.

Autor/in: 

(leo.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2023, Seite 24

 
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