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Patrick Leitzmann, Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung der Meusel & Beck GmbH in Nürnberg, an der firmeneigenen Briefkastenanlage mit digitaler Zugangssteuerung.
Patrick Leitzmann, Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung, an der firmeneigenen Briefkastenanlage mit digitaler Zugangssteuerung.

Sicherheit und Schutz von Eigentum und Wissen sind seit Jahren wieder stark gefragt. Gezielte Angriffe durch Bandenkriminalität, politisch motivierte Attacken auf kritische Infrastruktur oder auch die wachsende Komplexität von Gebäuden und Arbeitsprozessen stellen Wirtschaft und öffentliche Hand vor neue Herausforderungen. Der Schutz vor dem Zugriff Unbefugter ist das Geschäft des Nürnberger Sicherheitsspezialisten Meusel & Beck GmbH. Das Traditionsunternehmen konzeptioniert und vertreibt mechanische, elektromechanische und elektronische Schließsysteme, biometrische Schließanlagen, Zugangskontrollen und Überwachungssysteme.

Den Wandel der Branche illustriert Patrick Leitzmann, Mitglied des Führungsteams und Gesellschafter: Leitzmann, Jahrgang 1988, hat sich für den Zutritt in den Betrieb und zuhause einen Mifare-Chip in die Hand implementieren lassen. Diese RFID-Technologie wurde speziell für den Nahbereich entwickelt und wird üblicherweise in Mitarbeiterausweisen, Zugangskarten und ÖPNV-Tickets eingesetzt. Mit der Glaskapsel unter der Haut schaltet er auch seine Wallbox frei, entsperrt seinen Arbeits-PC und öffnet sein Fahrzeug. In der anderen Hand hat er sich die Nachfolgergeneration einsetzen lassen. Dieser Mifare-Chip ist eine leistungsfähige Weiterentwicklung und setzt auf starke Verschlüsselung. Er eignet sich für komplexe Zutritts- und Identitätsmanagementsysteme etwa in Unternehmen, Behörden oder großen Organisationen mit erhöhtem Sicherheitsbedarf.

„Die Sicherheitstechnologie macht Riesensprünge“, konstatiert Leitzmann, auch wenn er selbst – anders als in Skandinavien – noch keinen Kunden vor Ort kennt, der die Zugangsberechtigung ebenfalls unter der Haut hat. Aber die neuen Möglichkeiten zeigen den technischen Wandel, den auch Meusel & Beck in ihrer fast 125-jährigen Geschichte mitgemacht hat. Die Wurzeln finden sich im Jahr 1901 mit dem Handel von Baubeschlägen, die damals palettenweise gekauft und weiterverkauft wurden, ergänzt Johann Hanek, der zusammen mit Norman Wurzer die Geschäfte führt. Hinter dem Nürnberger Hauptbahnhof entwickelte sich ein Schlüsseldienst mit Schlüsseln, Schließzylindern und Notdienstleistungen, der stark von Privatkunden genutzt wurde. Aber mit dem Profil könne man am Markt kaum mithalten, „das Geschäft ging immer stärker Richtung Dienstleistung“. Es folgten damals neue Sparten wie zunächst mechanische Schließanlagen, dann ging es Richtung Elektronik. „Noch vor 25 Jahren hatten wir nur zwei Monteure, heute sind es 13“, illustriert Hanek den Umbau des Geschäfts.

Projektgeschäft als Umsatzbringer

Mit dem Umzug an die Stadtgrenze Richtung Fürth im Jahr 2020 fielen Privatkunden als Laufkundschaft nahezu weg. Dafür florierte das Geschäft mit Handwerkern und Verarbeitern, die sich auf dem Weg zur Arbeit im Laden mit Beschlägen, Schlössern und anderen Artikeln eindecken. Außerdem finden sich dort auch Briefkastenanlagen, Tresore oder Waffenschränke, zudem gibt es eine hauseigene Werkstatt. Der Löwenanteil des Umsatzes stammt allerdings mit rund drei Vierteln aus dem Projektgeschäft. „Wir liefern ganzheitliche Lösungen und machen Bestandsobjekte sicherer“, sagt Leitzmann. Und Hanek präzisiert: „Metallschlüssel werden in Behörden und Unternehmen mehr und mehr durch Chipkarten abgelöst.“ Denn die Digitalisierung habe auch in der Sicherheitswelt riesige Sprünge gemacht. „Heute kann man so gut wie alles mittels PC, Handy und Apps steuern.“

Das trifft auch auf die Sicherheitstechnik zu, die Meusel & Beck bei einer Supermarktkette realisiert hat. Neben komplexen Alarmanlagen samt Bewegungsmeldern und Sirenen waren auch Fluchtweg- und Videoüberwachung mit teils mehr als 70 Kameras gefragt. Dazu kamen die Kontrolle der Türzustände, die Lichtsteuerung und -technik sowie das komplette Zutritts- und Schließanlagensystem. „Das alles können wir aus einer Hand liefern“, hebt Hanek hervor. Aus seinem Haus kommen Konzeption, Planung und teilweise Montage dieser aufwändigen Systeme.

Meusel & Beck GmbH, Nürnberg; Geschäftsführer Johann Hanek (li) und der künftige Nachfolger Patrick Leitzmann, aktuell Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung
Zugang steuern: Geschäftsführer Johann Hanek (l.) und sein künftiger Nachfolger Patrick Leitzmann zeigen ihr Angebot an Sicherheitstechnik.

In anderen Fällen übernimmt Meusel & Beck die Wartung von 3 000 Türen in einem Unternehmen, in die zuvor die Zutrittskontrollen montiert wurden. Für einen mittelfränkischen Gewerbepark projektierten die Sicherheitsexperten eine digitale Schließanlage. An jedem Gebäude sind Update-Terminals angebracht, mit denen Zutrittskarten aktiviert oder aktualisiert werden. Alle 50 Betriebe im Gewerbepark können so neue Mitarbeiter schneller ausrüsten oder Karten von ausgeschiedenen Beschäftigten zügig deaktivieren. Das Ganze gilt nicht nur für den Eingang, sondern regelt auch, wer wann zu welchen Räumen Zutritt haben darf. „Das funktioniert heutzutage nur noch über eine Datenbank in der Cloud“, stellt Hanek klar. Gerade in Unternehmen sieht er zudem das Handy als Zutrittskarte auf dem Vormarsch.

Alles digital gesteuert

Gefragt seien zudem Click-and-collect-Systeme, um Waren oder Sendungen auch außerhalb der Geschäftszeiten flexibel abholen oder zustellen zu können. Bei Meusel & Beck demonstriert man am Firmengelände die Vorteile einer solchen Lösung, die Kunden gerne nutzen. Hier ist ebenfalls kein mechanischer Schlüssel mehr gefragt, sondern alles wird digital gesteuert. Auch im Wohnungsmarkt setzte sich der Trend von mechanischen Schließanlagen hin zu elektronischen Lösungen fort: Laut Leitzmann können Wohnungsgesellschaften oder einzelne Eigentümer dem Mieter statt Schlüsseln nur noch Karten für ihre Wohneinheit aushändigen. „Das ist für Hausverwaltungen, Handwerker, aber auch Makler eine riesige Erleichterung.“

Auch im Privatbereich ist die Steuerung von Alarmanlagen oder Schließanlagen über das Handy im Kommen. Professionelle Anlagen würden mittlerweile mit Künstlicher Intelligenz in den Überwachungskameras arbeiten. Sie unterscheiden beispielsweise Menschen von Tieren auf Privatgrund und vermeiden so einen teuren Fehlalarm bei der Polizei. Ein falscher Alarm sei ein typisches Ereignis, wenn Privatleute ohne Fachkenntnis im Eigenbau für Sicherheit sorgen wollen.

Vor einem Vierteljahrhundert beschäftigte Meusel & Beck 17 Mitarbeiter, Ende 2024 waren es 40. In diesem Jahr sind weitere drei hinzugekommen. Die Personalsuche sei allerdings schwierig, zumal mittlerweile auch Fachkräfte mit Kenntnissen in IT oder Netzwerktechnik gefragt sind. „Wir hatten bisher Glück mit neuen Fachkräften“, freut sich Hanek. Das liege allerdings vor allem an der Mund-zu-Mund-Propaganda im Familien- und Freundeskreis. Bei Angeboten für Azubis etwa zum Großhandelskaufmann kämen dagegen mittlerweile nur noch wenige Bewerbungen. Bewährt hat sich die Einführung der Vier-Tage-Woche mit einer Regelarbeitszeit von 38 Stunden. Die Beschäftigten können sich individuell für dieses Modell entscheiden. Leitzmann, der selbst die Vier-Tage-Option in Vollzeit nutzt, ist von den Vorteilen überzeugt: „Es ist auch ein Pluspunkt bei Bewerbern.“ Intern ließen sich die Abläufe gut steuern, auch Notdienste für Großkunden könnten gut abgedeckt werden.

Der Sicherheitsspezialist ist mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. Auf der Kundenliste finden sich auch Kommunen, Energie- und Wasserversorger sowie Schulen und soziale Einrichtungen. Der Umsatz kletterte 2024 auf 6,5 Mio. Euro, nach 5,5 Mio. Euro im Vorjahr. Im laufenden Jahr legte das Geschäft bislang um weitere 13 Prozent zu. Das Geschäftsführer-Duo Hanek (Jahrgang 1962) und Wurzer (Jahrgang 1964) peilt in vier bis fünf Jahren den Generationswechsel an. Neben Leitzmann soll dann auch Haneks Sohn Florian, derzeit Projektmanager bei Meusel & Beck, das Ruder mit übernehmen. 

Autor: Thomas Tjiang

www.meusel-beck.de 

Webcode: N1626