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Vermittlung von Wohnraum und psychosoziale Begleitung: Karola Pörschke ist Teamleiterin von "Housing First".
Vermittlung von Wohnraum und psychosoziale Begleitung: Karola Pörschke ist Teamleiterin von "Housing First".

In Nürnberg leben laut Caritas etwa 2 500 wohnungslose Menschen – in Pensionen, städtischen Wohnungen, Notschlafstellen und rund 100 ausschließlich auf der Straße. In dieser Situation ist es für die Betroffenen sehr schwer, eine Arbeitsstelle zu finden, soziale Kontakte zu pflegen und das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Hinzu kommen negative Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit. An diesem Punkt setzt die weltweite Initiative „Housing first“ an, die es auch in Nürnberg gibt. Kurz gesagt lautet das Konzept: Zuerst braucht der Mensch eine Wohnung – dann können andere Probleme angegangen werden.

Seine Anfänge nahm das Konzept in New York zu Beginn der 90er Jahre. Ab Mitte der Nullerjahre verbreitete es sich auch in Kanada sowie in Europa, darunter Niederlande, Schottland, Finnland, Portugal und Dänemark. Anfang der 2010er Jahre folgten Australien sowie zahlreiche weitere europäische Länder. Und auch deutsche Städte kamen hinzu. 2022 startete „Housing First Nürnberg“, das von den vier Nürnberger Vereinen „Lilith“ (Drogenhilfe für Frauen und Kinder) , „Straßenkreuzer“ (Obdachlosenhilfe), „Hängematte“ (Notschlafstelle) und „Mudra“ (Jugend- und Drogenhilfe) getragen wird. Finanziert wird es über die Stadt Nürnberg, die auch mit Vernetzung und Austausch zum Projekt beiträgt. Unterstützung kommt zudem von mehreren Wohnungsunternehmen, darunter WBG Nürnberg GmbH, Vonovia SE und Samir Immobilien. Auch die Triathlon Group Stiftung in Fürth unterstützt u. a. mit einer Wohnung.

Das Besondere des Projekts: Bei herkömmlichen, betreuten Wohnformen durchlaufen Wohnungssuchende oft mehrere Stufen von Hilfsmaßnahmen, in denen sie sich „bewähren“ müssen. Dagegen setzt „Housing first“ darauf, dass sie direkt eine eigene Wohnung mit Mietvertrag beziehen können – ohne Vorbedingungen wie etwa eine Bereitschaft zu Abstinenz, Therapie, beruflicher Eingliederung oder anderen vereinbarten Zielen. Parallel dazu können die Wohnungssuchenden auf freiwilliger Basis individuelle Angebote wahrnehmen. Mit dieser Hilfe will die Initiative „Housing first“ bei institutionellen und privaten Vermietern Vorbehalte gegenüber den Betroffenen abbauen. Das Projekt akquiriert für die Wohnungssuchenden passenden Wohnraum und stellt die Verbindung zu den Vermietern her. Diese haben dadurch u. a. den Vorteil, dass sie Kautions- und Mietzahlungen direkt von Transferleistungsträgern wie dem Jobcenter oder den Sozialämtern überwiesen bekommen und es für alle Belange eine direkte Ansprechperson beim Projekt gibt. Aktuell wohnen 22 Erwachsene und fünf Kinder in 21 Wohnungen in Nürnberg. Interessierte können das Projekt unterstützen, indem sie Wohnungen – hauptsächlich für Alleinstehende – anbieten oder es mit Spenden fördern.

www.hf-nuernberg.de 

Webcode: N1627