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Nadine Maiolo präsentiert in der Werkstatt eine Lampenauswahl; Beli-Beco, Feucht
Nadine Maiolo präsentiert in der Werkstatt eine Lampenauswahl; Beli-Beco, Feucht

Technik für kleine Welten“ – unter diesem Motto macht die Beli-Beco e. K. in Feucht Modelleisenbahnen und Puppenzimmer heller. Denn das kleine Familienunternehmen hat sich auf Lampen und Leuchten für die Miniaturwelten spezialisiert. Für Fans von Modelleisenbahnen ist der Betrieb eine wahre Fundgrube: Sie freuen sich über die Detailtreue von mehreren 100 Bogen-, Gittermast- und Straßenlampen für die Spurgrößen H0, Spur N, Gartenbahn-Spur G, 1 und 0. Für Puppenhäuser gibt es stoffbezogene Stehlampen, Hängelampen mit und ohne Borte, Tischlampen oder einen beleuchteten Kamin.

„Unser Geheimnis sind die maßstabsgetreuen und detailgenauen Produkte“, sagt die 80-jährige Rosi Bräuer, die die Geschäfte seit 2003 führt. Außerdem arbeiten ihre beiden Söhne sowie Enkelin Nadine Maiolo mit, plus eine Halbtagskraft und ein Löter. Gefertigt wird ausschließlich in Feucht in Handarbeit. Auch Bräuer fasst noch selbst in der Werkstatt mit an und montiert ein- oder zweiadrige Kupferlitzen für die Beleuchtungen, die mit Durchmessern von 0,04 oder 0,08 Millimetern ziemlich winzig sind. Am Ende aber sind die Endkunden begeistert, wenn sie etwa ein Modell eines historischen Speisewagens der Bahn mit leuchtenden Tischlampen ausrüsten können.

Beli-Beco-Geschäftsführerin Rosi Bräuer mit Enkelin Nadine Maiolo; Beli-Beco e.K.; Feucht
Beli-Beco-Geschäftsführerin Rosi Bräuer mit Enkelin Nadine Maiolo; Beli-Beco e.K.; Feucht

Detailtreue durch hochwertige Materialien

Der Detailtreue wegen verzichtet Beli-Beco auf günstige Lösungen aus Kunststoff, sondern greift für die Eisenbahnlampen auf Messingrohre und Messingdrehteile oder für Holzmasten auf Buche und Ahorn zurück. Diese Präzision führt dazu, dass immer auch Einzelstücke nachgefragt werden. So schicken Kunden immer wieder Fotos von Bahnhöfen teils noch in schwarz-weiß ein und fragen an, ob sich eine spezielle Lampe auf dem Bild nachbauen lässt. „Wir fertigen auch in Auflage 1“, ergänzt Maiolo. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Viele Modelleisenbahner geben gerne Geld für ihre Miniaturlandschaften oder Dioramen aus, um sie möglichst originalgetreu zu beleuchten.

Abgesehen von den Einzelanfertigungen hat das Traditionsunternehmen grundsätzlich kein Endkundengeschäft. Beli-Beco beliefert ausschließlich Fachhändler in Deutschland und Europa, aber auch in den USA, einem vergleichsweise großen Markt für Modelleisenbahnen. An diesem Kurs will sie auch festhalten, obwohl die Zahl der Fachhändler in ihrer Branche auf etwa 400 gefallen ist. Dieser Rückgang habe mit der generellen Entwicklung auf dem Spielemarkt zu tun und mit fehlenden Nachfolgern für alteingesessene Geschäfte. Die Fachhändler, die zu ihrem stationären Laden auch einen Online-Shop führen, seien allerdings meist mit ihrer Geschäftslage zufrieden, beobachtet Bräuer.

Nadine Maiolo, Jahrgang 1990 und zweifache Mutter, sagt, dass die Zielgruppe Modelleisenbahner ihr Sortiment erst einmal entdecken müsse. Erst wenn sie die Sortimentsbreite und die hochwertige Ausführung sehe, werde konkrete Nachfrage für die Fachhändler generiert. Daher war Beli-Beco im letzten April erstmals auf der Intermodellbau 2025 in Dortmund, die als weltgrößte Messe für Modellbau und Modellsport gilt. Die Erfahrungen mit Verbrauchern sowie die Treffen mit Fachhändlern seien gut gewesen. Deshalb habe man sich entschlossen, im nächsten Jahr wieder dort auszustellen. Nicht zufrieden war Bräuer dagegen mit der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg, immerhin das weltgrößte Branchenevent. „Es war für uns ein Flop“, sagt sie, obwohl Beli-Beco seit den 1970er Jahren dort Aussteller ist. So würden Facheinkäufer verstärkt Ausschau nach sogenannten Schnelldrehern halten – also Trendspielzeug, das sich schnell verkaufen lässt. Einst wichtige Abnehmer wie Warenhäuser nähmen längst keine Beleuchtungen für Puppenhäuser mehr ab. „Wir haben ein Nischenprodukt, das sich kein Händler auf Lager legt“, weiß Maiolo aus ihrer Messeerfahrung. Beli-Beco hat deshalb ein umfangreiches und volles Lager angelegt, um praktisch jederzeit lieferfähig zu sein. Das Sortiment mit rund 800 Artikeln enthält auch jede Menge Zubehör, wie etwa unterschiedliche Glüh- bzw. LED-Lampen, Stecksockel und andere Schwachstrom-Kleinteile. Außerdem gehören Trafos, Verteilerleisten oder Zahnräder ins Lagerprogramm.

Nadine Maiolo hat noch selbst von ihrem Vater ein Puppenhaus mit Beli-Beco-Leuchten geschenkt bekommen. Das sei in der heutigen Wegwerfgesellschaft eher die Ausnahme. Denn mittlerweile würden überwiegend Fertigprodukte gekauft, ein Haus aus Einzelteilen, so wie früher, sei eher eine Seltenheit. „Diese Entwicklung macht der Branche viel Kummer“, sagt Bräuer. So gehe die Kreativität der Kinder beim Spielen zurück. Zudem greifen Kinder und Jugendliche immer früher zu Smartphone oder Tablet und lassen Spieleklassiker links liegen.

Einen Boom erlebte Beli-Beco während der Corona-Pandemie. „Plötzlich hatten alle wieder Zeit und erinnerten sich an ihre alten Hobbies“, berichtet Bräuer. Die wiederentdeckten Modelleisenbahnen im Keller wurden aktiviert und mit Zubehör aus Feucht nachgerüstet. Dabei handele es sich allerdings oftmals um wertvolle Anlagen, bei denen kleine Kinder nicht hinfassen dürfen. Seitdem hat sich der Umsatz wieder auf einem sechsstelligen Betrag eingependelt. Bräuer ist damit zufrieden, das Auftragsbuch sei gut gefüllt. Vor diesem Hintergrund bedient Maiolo die Social-Media-Kanäle, um auch in der digitalen Welt Flagge zu zeigen: „Man darf diese Werbekanäle nicht unterschätzen.“

Fast 100-jährige Firmengeschichte

Die Wurzeln von Beli-Beco reichen fast 100 Jahre in die Vergangenheit: Damals bastelte Betty Spath aus Feucht in ihrer Freizeit hochwertige Puppenlampen, die ihr Mann Paul als Handlungsreisender erfolgreich verkaufte. Der kleine Heimwerkerbetrieb wuchs und wurde 1955 von Bräuers Eltern, dem Elektromeister Hans Liebl und seiner Ehefrau Hermine, übernommen und ausgebaut. Anfang der 1970er Jahren übernahm „Beleuchtungs Liebl“ angesichts der guten Geschäftsentwicklung die Nürnberger Firma Bering & Co. mit ihrem Bastelzubehör. Mit dem neuen Namen Beli-Beco als Kurzform von Beleuchtungs Liebl – Bering & Co. kamen auch Motoren, Anschlüsse und weiteres Zubehör ins Programm. Bräuer ist seit 1973 im Familienbetrieb aktiv, aber erst mit Ende 50 übernahm sie die Geschäftsführung und stieg dann in das Online-Geschäft ein.

Der Generationswechsel ist zwar ein Thema, aber richtig loslassen fällt Rosi Bräuer schwer: „Mir macht das Geschäft immer noch Spaß.“ Aber sie ist beruhigt, weil sie weiß, dass es mit dem Familienbetrieb weitergeht. Ihre Enkelin kennt sich im Geschäft bestens aus und denkt sogar schon eine Generation weiter. Ihre jüngere Tochter, gerade erst zwölf Jahre alt, ist an dem Familiengeschäft interessiert. Die Voraussetzungen wären günstig: „Denn wir sind mit unserer Qualität praktisch ohne Konkurrenz.“

Autor: Thomas Tjiang

www.beli-beco.de 

Webcode: N1598