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Bayerisches Wirtschaftsarchiv: Das Büro – ein Arbeitsplatz im Wandel der Zeit

Erschienen am 04.08.2025

Die Industrialisierung führte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu tiefgreifenden Veränderungen in allen Arbeitsbereichen. Produktionsprozesse wandelten sich, die Geschäftsbeziehungen, Kunden- und Lieferantenkreise der Unternehmen weiteten sich aus und die Anzahl der Beschäftigten wuchs stetig an. Dies hatte zur Folge, dass auch die Verwaltungsaufgaben innerhalb der Unternehmen deutlich zunahmen.

Damit kam dem „Büro“ als Ort der Ausführung dieser organisatorischen Tätigkeiten eine immer wichtigere Bedeutung zu. Hier wurde die Geschäftskorrespondenz geführt, das Rechnungswesen abgewickelt und Statistiken erstellt. Die Personalverwaltung war ebenso Teil des Büro-Dienstes wie die Erstellung von Werbemitteln oder die Klärung rechtlicher Streitfragen. Auch die Planung und Entwicklung neuer Produkte erfolgte in „technischen Büros“. Nicht zuletzt wurde das Büro zur Anlaufstelle für Kundenanfragen und Reklamationen oder zum Zentrum einer Marketingabteilung, die sich ihrerseits mit telefonischen Umfragen an (potenzielle) Abnehmer und Verbraucher wandte.

Im Lauf der Zeit erlebte das Büro als Arbeitsplatz viele Veränderungen. Im 19. Jahrhundert war das Großraumbüro das Maß aller Dinge. An Stehpulten wurden in voluminösen Büchern Geschäftszahlen und Personalveränderungen eingetragen, die Auslieferung von Produkten festgehalten oder der Eingang von bestellten Materialien verzeichnet. Nach und nach verbreitete sich das Telefon und die Büros wurden schrittweise kleiner, um die Ferngespräche nicht durch Hintergrundgeräusche zu stören.

Ein besonderes Büro stellte das „Vorzimmer“ dar, in dem der Zugang zum (meist männlichen) „Herrn Direktor“ überwacht, dessen Korrespondenz angefertigt und Telefongespräche vermittelt wurden.

Mit der Ausbreitung der elektronischen Datenverarbeitung bekamen Büros ein neues Erscheinungsbild – die Geschäftsbücher verschwanden größtenteils, dafür breiteten sich Monitore, Speichereinheiten, Drucker, Telex- und Faxgeräte aus.

Im Bayerischen Wirtschaftsarchiv ist dieser Wandel der Bürotätigkeit an zahlreichen Stellen dokumentiert. Wie sich die Entwicklung angesichts des heute immer weiter verbreiteten mobilen Arbeitens und nicht zuletzt auch durch den vermehrten Einsatz von KI in der Zukunft gestalten wird, ist eine der spannenden Fragen im Bereich der Arbeitsorganisation.

Autor: Dr. Harald Müller, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Webcode: N1652