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Zollkompromiss mit den USA belastet auch Unternehmen in Mittelfranken

Presseinformation vom 06.08.2025

DIHK-Blitzumfrage zeigt Auswirkungen des Zoll-Deals auf regionale Wirtschaft

Nürnberg – Die jüngste Verständigung im transatlantischen Zollstreit zwischen der EU und den USA stößt in der deutschen Wirtschaft überwiegend auf Bedenken – auch in Mittelfranken. Das ergab eine aktuelle Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Demzufolge rechnen zahlreiche Betriebe mit zusätzlichen Hürden im Handel mit den Vereinigten Staaten. Rund 3.500 Unternehmen bundesweit nahmen an der Erhebung teil. „Diese Einigung mag politisch notwendig gewesen sein, für viele Unternehmen in Deutschland ist sie dennoch eine bittere Pille“, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov.

Kritische Einschätzung auch in Mittelfranken

Die Ergebnisse aus der Region Mittelfranken bestätigen das bundesweite Stimmungsbild: Kein einziges der befragten mittelfränkischen Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die USA erwartet positive Effekte aus dem Zoll-Deal. 80 Prozent aller regionalen Teilnehmer gehen von negativen Folgen aus – bei den Betrieben mit direktem USA-Geschäft liegt dieser Wert sogar bei 93 Prozent. „Dies ist ein deutliches Zeichen der Unsicherheit, die Trump schürt. Und Unsicherheit ist bekanntlich Gift für das Geschäft“, so Armin Siegert, Leiter des Geschäftsbereichs International der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Handelshemmnisse und steigende Kosten erwartet

Mehr als die Hälfte der mittelfränkischen Unternehmen mit US-Aktivitäten befürchten einen Rückgang des transatlantischen Handelsvolumens (54 Prozent). Ein Viertel der Befragten rechnet mit Veränderungen bei den Zollkosten. Von diesen wiederum gehen 68 Prozent davon aus, die Mehrkosten an ihre Kundschaft weitergeben zu können. Weitere 26 Prozent erwarten eine Teilung der Belastung, während sich sechs Prozent darauf einstellen, die zusätzlichen Aufwendungen selbst tragen zu müssen – mit entsprechenden Auswirkungen auf ihre Gewinnmargen. Klar ist: Trump schadet damit auch seiner eigenen Wirtschaft.

USA bleibt trotz Unsicherheiten bedeutender Wirtschaftspartner

Trotz der angespannten Lage bleibt der amerikanische Markt für viele mittelfränkische Unternehmen strategisch wichtig: Von 2.000 international aktiven mittelfränkischen Firmen, die zum festen Kundenstamm der IHK zählen, haben fast 700 Geschäftsbeziehungen zu amerikanischen Partnern. Damit belegen die USA im Ranking der Top 50 der wichtigsten mittelfränkischen Partner Platz sieben nach Großbritannien und vor Spanien. 450 Firmen exportieren in die Vereinigten Staaten, 184 importieren und 196 sind langfristig vor Ort präsent in Form von Niederlassungen, Produktionsstätten oder Gemeinschaftsunternehmen.

Fokus verschiebt sich: EU-Binnenmarkt gewinnt an Bedeutung

Gleichzeitig rückt laut Umfrage der Blick vieler Unternehmen aus dem IHK-Gebiet auf alternative Märkte: Besonders der EU-Binnenmarkt (54 Prozent), die Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA einschließlich Großbritannien (30 Prozent) sowie die Region Asien-Pazifik ohne China (28 Prozent) gewinnen an Attraktivität. IHK-Experte Siegert sieht darin einen klaren Handlungsauftrag: „Es ist höchste Zeit, Bürokratie abzubauen, den Binnenmarkt zu vollenden, neue Handelsabkommen zu schließen und Abhängigkeiten abzubauen – und zwar alles schnell. Und wir müssen unbedingt wieder zurück zum regelbasierten Handel. Es muss wieder die Stärke des Rechts gelten und nicht das Recht des Stärkeren“, so Siegert. 

 

  • Dipl.-Volksw. Armin Siegert

    Leiter Geschäftsbereich International | Grundsatzfragen der Außenwirtschafts- und Messepolitik | Ausschüsse

Webcode: N1655