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Vedes-Chefin Julia Graeber, Organisationsberaterin Heidi Zucker und CSR Managerin Stephanie Kickert von der IHK Nürnberg

Immer mehr Unternehmen in Mittelfranken stehen vor der Herausforderung, einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen zu müssen. Größere Betriebe sind dazu aufgrund gesetzlicher Vorgaben verpflichtet, dagegen werden viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wegen der Anforderungen ihrer Geschäftspartner oder Investoren in die Pflicht genommen. Es gibt auch Unternehmen, die freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, weil er für sie ein Baustein der Geschäfts- und Markenstrategie ist. Gesetzlich verpflichtete Unternehmen unterliegen der CSRD-Berichtspflicht (Corporate Sustainability Reporting Directive) der EU. Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es den neuen freiwilligen KMU-Standard VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for SME).

Für beide Varianten gibt es das kostenlose Software-Werkzeug „DNK-Plattform“ des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK): Das digitale Tool führt Schritt für Schritt durch den Berichtsprozess und spart Zeit, Aufwand und Unsicherheiten. Damit soll insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen sowie Handwerksbetrieben der Einstieg in die oft als komplex empfundenen Vorgaben der Berichterstattung erleichtert werden. Auf der „DNK-Roadshow 2025“ in der Nürnberger IHK-Akademie Mittelfranken hatten Unternehmen Gelegenheit, sich über das Werkzeug zu informieren (www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de).

Für Isabelle Krahe, Leiterin des DNK Sustainability Campus, sind die DNK-Tools nicht nur eine praxisnahe Hilfe, um Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen: „Man kann auf diese Weise auch das eigene Geschäftsmodell nachjustieren.“ Als der DNK 2011 gegründet wurde, war er ein branchenübergreifender Standard, der für Transparenz bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen sorgte. Seit 2024 ist er kein eigener Standard mehr, sondern eine Unterstützungsplattform, um die nachhaltige Berichtserstattung gemäß der EU-Gesetzgebung handhabbar zu machen.

So funktioniert die DNK-Plattform

Die DNK-Plattform ist modular aufgebaut und führt in einfacher Sprache durch die Aufgaben für berichtspflichtige Unternehmen („ESRS Set 1“-Modul) bzw. für freiwillig berichtende Unternehmen (VSME-Modul). Das ESRS-Set beinhaltet 20 Themen, für VSME sind zehn Themen zu bearbeiten. Eine farbliche Kennzeichnung veranschaulicht, welche Angaben verpflichtend und welche freiwillig sind. Es ist auch möglich, mehrere Abteilungen des Betriebs in die Bearbeitung einzubinden. Am Ende generiert das Tool automatisiert einen Nachhaltigkeitsbericht, der noch um eigenen Text ergänzt werden kann. Die Ausgabe erfolgt in Word, Excel oder iXBRL, einem Format, das auch maschinenlesbar ist. Laut Krahe kommt bis Ende 2026 eine weitere Schnittstelle für Banken und Versicherungen, die beispielsweise für Kreditanfragen oder für die Bewertung eines Kreditportfolios genutzt werden kann.

Bei der Roadshow berichtete Vedes-Vorstandsvorsitzende Julia Graeber von ihren Erfahrungen: Im Jahr 2023 veröffentlichte die Vedes eG auf freiwilliger Basis den ersten Nachhaltigkeitsbericht. „Ich will Mut machen, das Thema anzugehen, denn es hilft auch der Unternehmens- und Mitarbeiterkultur.“ Gleichzeitig übte sie deutliche Kritik an der Politik, die sich vorher überlegen sollte, wie sie reguliert und kontrolliert: „Denn die Bürokratie macht die Nachhaltigkeit fast schon kaputt.“ Das Handelsunternehmen für Spielwaren hatte sich für fünf Nachhaltigkeitsziele entschieden, die sie in die drei Handlungsfelder Ressourcen- und Energieeffizienz, Gesellschaft und Mitarbeiter sowie Partnerschaften gliederte. Die Herausforderungen illustrierte sie am Beispiel CO2-Ausstoß durch Geschäftsreisen: Operativ sei es kaum möglich, Reisen per Flugzeug, Bahn und Auto bis ins letzte Detail zu erfassen. Ähnlich sei es bei den betriebenen Servern, von denen einige mit grünem Strom laufen. „Die Datenerhebung ist ein Prozess, um einen Vergleich über die Jahre zu schaffen.“ Grundsätzlich müsse Nachhaltigkeit aber auch wirtschaftlich sein, sagte Graeber mit Blick auf die 15 000 Spielzeugartikel im Vedes-Sortiment. Denn die Kunden müssten die Produkte schließlich auch kaufen.

Bei ihren Nachhaltigkeitsberichten wird Vedes von Heidi Zucker mit ihrer Nürnberger Organisations- und Nachhaltigkeitsberatung STRG + H begleitet. Ihrer Erfahrung nach ist es für einen Nachhaltigkeitsbericht entscheidend, „alle von Anfang an ins Boot zu holen“. Ein weiterer Praxistipp: Die Aufgaben sollten im Betrieb breit verteilt werden, was nicht immer leicht sei. Die neuen DNK-Tools bewertet sie positiv. Die frei verfügbaren Lösungen geben Rahmen und Struktur vor, was durch die einheitlichen Kriterien für Vergleichbarkeit und Glaubwürdigkeit sorge: „Das schafft Verbindlichkeit trotz Freiwilligkeit.“ (tt.)

www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de

Webcode: N1876