Telefon: +49 911 1335-1335

„Korruption setzt den Markt außer Kraft“

„Korruption im globalen Markt – Gefahr für die Soziale Marktwirtschaft“: Über dieses Thema sprach Prof. Dr. Peter Eigen vor 110 Gästen beim Jahresabschlussempfang des IHK-Gremiums Fürth. Der ehemalige Direktor der Weltbank in Nairobi hatte vor rund zehn Jahren zusammen mit 70 Persönlichkeiten aus mehreren Kontinenten die Organisation „Transparency International“ mit Sitz in Berlin gegründet, die mittlerweile in 80 Ländern die weltweite Korruption bekämpft und deren Vorsitzender er ist.

Als Idealist versuche er „die Welt etwas gerechter und besser“ zu machen; dabei arbeite er nicht mit Konfrontation, sondern versuche aufzuklären, vorbeugend zu wirken und Koalitionen gegen korrupte Systeme zu bilden. Der Ehemann der ehemaligen Bundespräsidenten-Kandidatin Gesine Schwan hat die Erfahrung gemacht, dass deutsche Unternehmen ihre Vertreter noch immer nicht genügend darauf aufmerksam machen, dass Korruption nach den Grundsätzen der OECD verboten ist. Ende des vergangenen Jahres gab der promovierte Rechtswissenschaftler, der Jura u.a. in Erlangen studiert hatte, mit „Transparency International“, die unabhängig von der Regierung agiert, das Korruptionsbarometer 2004 heraus. Von 146 Staaten liegt Deutschland laut Eigen auf Platz 15 der internationalen Korruptionsliste und zählt damit zu den am wenigsten korrupten Ländern. Schlimm sei aber gewesen, dass deutsche Firmen Bestechungsgelder, die sie im Ausland zahlten, um an Aufträge zu kommen, bis 1999 beim Finanzamt absetzen konnten. Damit der Steuerzahler diese Korruption nicht weiter mitfinanzieren muss, habe seine Organisation entscheidend dazu beigetragen, solche Steuererleichterungen abzuschaffen. Eigen plädierte auch für schwarze Listen, die der Korruption überführte Firmen von öffentlichen Ausschreibungen ausschließen. Nach einer seriösen US-Schätzung würden jährlich insgesamt eine Billion Euro auf dem gesamten Globus an Korruptionsgeldern gezahlt. Durch Korruption werde in Politik und Wirtschaft der Wettbewerb verzerrt. „Wo Schmiergeld fließt, werden die Funktionen des Marktes und demokratische Entscheidungen außer Kraft gesetzt.“ Korruption bereichere eine kleine Schicht auf Kosten der Mehrheit, führe zu Armut und bereite damit den Boden für Gewalt und Terror.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 30

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick