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Mercedes-Benz

Fränkische Kunden wollen Qualität statt Protzerei

„Ich verstehe Ausbildung als ein Geben und Nehmen“, erklärt Armin Mack, Leiter der Mercedes-Benz Niederlassung Nürnberg. Die Lehrlinge entlasten nach einer gewissen Zeit den Lehrbetrieb, im Gegenzug gebe man den jungen Leuten einen Grundstock fürs Leben. Deshalb bildet Mercedes-Benz in Nürnberg an die 80 junge Menschen zu Kfz-Mechatronikern und -Elektronikern, Industriekaufleuten und Logistikfachkräften aus. Das sind mehr als man Bedarf habe und ausbilden müsste, sagt Mack und bezeichnet Ausbildung als einen sozialen Auftrag und sein „ganz persönliches Steckenpferd“. Noch dazu sei der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften auf dem Markt durchaus vorhanden, das Problem liege bei den ungelernten Kräften, so der Niederlassungsleiter.

Schraubenschlüssel und Silberbesteck
Aus diesem Grund lernen die Auszubildenden von der Pike auf, was es heißt, in einem Dienstleistungsunternehmen zu arbeiten: Die Azubis helfen bei großen Events des Hauses als Park-Anweiser, Hostessen, Fotografen oder Kellner. Das heißt, der sonst Schraubenschlüssel schwingende Mechaniker hat später nicht nur den Drei-Finger-Kniff auf Lager, mit dem man zwei Teller in einer Hand tragen kann, sondern erfährt am eigenen Leib, dass Dienstleistung mit einem freundlichen „Grüß Gott“ am Parkplatz beginnt. Mack möchte, dass die Auszubildenden „ein ganz bestimmtes Verhältnis zum Dienen bekommen“ – und nimmt das Konzept auf seine Kappe. Genauso wie die anderen Aktivitäten, die die Azubis während ihrer Ausbildung neben dem normalen Lehrbetrieb mitbekommen: So renovieren die technischen Lehrlinge einen Oldtimer und die werdenden Kaufleute führen eine Juniorgesellschaft, die selbstständig von der Preisgestaltung bis zur Produktauswahl die Mercedes-Accessoires vertreibt. Beides ist ein halbes Jahr fester und ganz realer Bestandteil der Ausbildung und keine Simulation, wie es bei anderen ähnlichen Ausbildungs-Modellen der Fall sei.

In den letzten drei Jahren hatten die Azubis des Öfteren Gelegenheit, in andere Gebiete hineinzuschnuppern: Vier neue Baureihen wurden eingeführt, ergo viermal ein großes Event veranstaltet. Neben der R-Klasse im Frühjahr, die ein ganz neues Marktsegment eröffnete, wurde der GL im September dieses Jahres für die Öffentlichkeit inszeniert. Für den Highend-SUV (Sports Utility Vehicle), den Mack gerne „die S-Klasse der Geländewagen“ nennt, wurde ein Zen-Garten in Szene gesetzt. Laut Mack verbindet die Zen-Lehre die Elemente Stein, Holz und Wasser und spricht Körper, Geist und Seele an – eine ideale Umgebung, um sich mit dem Neukauf eines Wagens zu beschäftigen, der den exklusiven Hobbys der Zielgruppe (fortgeschrittenes Alter, Familie, hoher Freizeitbezug) perfekt entspreche. Also plätscherten in Nürnberg türkisblaue Bachläufe zwischen den polierten Karosserien, die Gäste wandelten über hölzerne Pfade, Musik und Lichtinstallationen rundeten das Ambiente ab.

Bescheidene Franken sind ideale Luxus-Käufer
Hauptsächlich für den amerikanischen Markt geschaffen, könnte man vermuten, dass sich in Franken nicht unbedingt Käufer für den erwähnten Luxus-SUV finden. Der GL hätte beinahe den militärisch anmutenden Gelände-Bruder der G-Klasse verdrängt, der aber auf Wunsch der Kunden nun sogar einen „Facelift“ verpasst bekommt. Weit gefehlt: „Nürnberg ist der ideale Markt, weil wir stark vom Mittelstand geprägt sind“, widerspricht der gebürtige Schwabe Mack und erinnert an die zahlreichen Unternehmer und an die fränkische Bescheidenheit. Die Kunden wünschten eine gewisse Diskretion, also auch, dass Events hochwertig seien, aber nicht protzig. Genauso wie die Unternehmer der Region das Geld hätten, sich einen entsprechenden fahrbaren Untersatz zu kaufen, so wenig möchten sie damit angeben. „Die Schwaben sind übrigens genauso“, sagt Mack und berücksichtigt dennoch den gesellschaftlichen Aspekt des Sehen und Gesehenwerdens bei seinen Festen. Schließlich spielten die Frauen bei Kaufentscheidungen eine tragende Rolle und die müsse man anders ansprechen als die Herren, bekennt er mit einem Augenzwinkern.

Die Niederlassung ist frei in der Gestaltung ihrer Aktionen, die sie selbst finanzieren muss. Deshalb beschäftigt sie mal eine Agentur, mal kommt die Idee aus der eigenen Marketing-Abteilung. „Mit Gleichstrom kann man keine Impulse erzeugen, nur mit Wechselstrom.“ Damit es bei der nächsten Produktvorstellung, der C-Klasse im März 2007, zu keinem Kurzschluss kommt, laufen die Planungen demnächst an. Man rechne mit einem größeren Besucheransturm und will diesmal das Auto in den Mittelpunkt rücken.

Mercedes-Benz Nürnberg deckt den Großraum von Neustadt/Aisch bis Neumarkt mit fünf eigenen Betrieben und sechs Kooperations- bzw. Vertragspartnern ab, beschäftigt nach eigenen Angaben im Autohaus selbst 520 Mitarbeiter inklusive Auszubildende und setzt seit Jahren konstant etwa 300 Mio. Euro um. In der Region sind es 650 Mio. Euro, Tendenz laut Mack steigend. Der Absatz an Pkw-Neuwagen bewegt sich um die 4 000 Stück, bei den Gebrauchten sind es etwa 3 000. Die 250 Mitarbeiter des Logistikcenters in Fürth am Hafen versorgen für Mercedes-Benz, Smart und Chrysler ganz Bayern, Thüringen, Sachsen und Teile von Österreich, Tschechien und Polen mit Zubehör.

Autor/in: 
slm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2006, Seite 43

 
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