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Experten-Forum in der IHK

Wie hart trifft uns die Krise?

Bayerns Finanzminister Fahrenschon und Prof. Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, referierten über Wege aus der Wirtschaftskrise.

Zu der Informationsveranstaltung hatten der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) und die IHK Nürnberg für Mittelfranken eingeladen. Schonungslos skizzierte Prof. Walter zunächst die Situation: "In den vergangenen 30 Jahren habe ich noch nie erlebt, dass Stimmungen und Fakten gleichzeitig so hart abbrechen."

Nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im vorigen Jahr wurde aus der Finanzkrise schnell eine realwirtschaftliche Krise. Als er las, dass der Autoverkauf in Deutschland um 25 Prozent eingebrochen sei, hielt er dies zuerst für einen Schreibfehler. "Aber auch die Investitionsgüterbereiche wie etwa Maschinenbau und Elektrotechnik wie auch nachgelagerte Branchen werden besonders in den Quartalen nach dem Winter noch leiden", erklärte Walter. Seine düstere Prophezeiung: "Wir werden in diesem Jahr ein Konjunkturloch sehen, wie wir es noch nie gesehen haben."

Ein Patentrezept, mit dem die weltweite Wirtschaftskrise schnell bewältigt werden könnte, bekamen die etwa 300 anwesenden Unternehmer und Manager dann zwar nicht zu hören, aber doch einige konkrete Anmerkungen und Vorschläge dazu. Zunächst lobte Walter die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung. Vom Staat fordert er aber auch ein wirksames Ausgabenprogramm, "selbst, wenn wir dies auf Pump finanzieren müssen". Auch eine zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer kann sich der erfahrene Volkswirt als effektive Maßnahme vorstellen. Er mahnte aber die politisch Verantwortlichen, dafür zu sorgen, dass alle neuen Regelungen und Maßnahmen einen Abschaltknopf haben.

Kurzfristig sieht auch der Bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon in staatlichen Investitionsprogrammen ein wirksames Rezept. Ansonsten plädierte er dafür, beim geplanten Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts inne zu halten und zu überlegen, inwieweit langfristige Werterhaltung in der Bilanz zum Ausdruck kommen könnte. Außerdem – da war sich Fahrenschon mit Walter einig – sollten die Kontrollen verbessert werden. Schließlich hätten in der Finanzkrise weder eine BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht), noch die Rating-Agenturen noch Aufsichtsräte etwas genutzt.

In der anschließenden Diskussion kamen dann noch weitere Vorschläge. IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst sprach sich dafür aus, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Als Vertreterin eines mittelständischen Unternehmens empfahl Birgit Hartmann, Geschäftsführerin der Phytron-Elektronik, Gröbenzell, Neuentwicklungen mit guter Qualität schneller auf den Markt zu bringen.

Die Kreditinstitute waren auf dem Podium mit Peter Leberl, HypoVereinsbank Erlangen, und Dirk Helmbrecht, Volks- und Raiffeisenbanken Nürnberg, repräsentiert. Beide vertraten die Auffassung, dass es keine Kreditklemme bei normalen Sicherheiten gebe.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2009, Seite 13

 
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