Telefon: +49 911 1335-1335

Werkstätten:Messe

Behinderte Menschen bringen Leistung

Mit 17 200 Besuchern, 2 000 mehr als im vergangenen Jahr, ist im Nürnberger Messezentrum die viertägige Werkstätten:Messe zu Ende gegangen. Auf der Leistungsschau von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), die seit 2006 in Nürnberg stattfindet, zeigten 249 Aussteller aus Deutschland und dem Ausland Produkte und Dienstleistungen. Das Spektrum reichte von einem behindertengerechten Bildschirm als digitales Infobrett, Schachfiguren im modernen Design, elegante Gartenliegen bis hin zur Espressobar mit eigener Rösterei. Nach Worten von Günter Mosen, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen, ist die Nürnberger Veranstaltung die größte ihrer Art in Europa.

Produkte für große und kleine Verbraucher, dazu gehört auch das per computergesteuerter Holzverarbeitungsmaschine hergestellte Kinderspielzeug oder zertifiziertes Biogemüse, werden aber nur von 15 Prozent der Werkstätten hergestellt. „85 Prozent der Werkstätten arbeiten als Dienstleister für die Industrie“, sagte Mosen. Herbert Beilschmidt von den „Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten“ (GWW) aus Gärtingen ist mit seinem Betrieb als verlängerte Werkbank der Industrie tätig, u.a. arbeitet er seit 25 Jahren mit Hewlett Packard zusammen. Mittlerweile sind sieben behinderte Menschen aus der Werkstatt in die Fertigung von Hewlett Packard übernommen worden. Insgesamt 50 von 1 000 Menschen mit Behinderung, die bei der GWW angestellt sind, arbeiten direkt bei den umliegenden Firmen, darunter auch in der Bildschirm-Vorkonfektionierung von Philips oder in der Möbelmontage von Ikea.

Den Weg der kleinen Schritte kennt auch Mosen von einem Bremer Beispiel: Dort wurden zunächst behinderte Menschen mit dem Putzen der Dienstfahrräder bei Airbus beauftragt. Erst nachdem sie sich bewährt hatten, wurden sie auch in die Fertigung geholt. „Wenn man sich nicht kennt, ist es schwer, die Barriere zwischen Unternehmen und Werkstätten zu überwinden.“ Behinderten-Werkstätten seien „kein Sonderbiotop, sondern gehörten zur Gesellschaft dazu“, betonte Markus Sackmann, Staatssekretär im Bayerischen Arbeitsministerium, und kündigte eine Initiative „Werkstätten inklusiv“ an – ein Förderprogramm für Arbeitsplätze, die Unternehmen für behinderte Menschen schaffen.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2010, Seite 75

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick