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Zum Gulden Stern

Bratwurstküche macht Geschichte

Für Martin Hilleprandt, Inhaber der historischen Bratwurstküche „Zum Gulden Stern“ in der Nürnberger Zirkelschmiedsgasse 26, ist das 175-jährige Jubiläum der deutschen Eisenbahn ein wichtiges Ereignis. Denn als am 7. Dezember 1835 der „Adler“ erstmals zwischen Nürnberg und Fürth verkehrte, dürfte kein noch bestehendes Gasthaus näher an der Nürnberger Abfahrtsstelle gelegen haben, schätzt Hilleprandt. Zurzeit lässt er von Historikern recherchieren, welche Festlichkeiten damals rund um die Haltepunkte stattfanden und wie es an diesem historischen Tag im „Gulden Stern“ zuging. Das Haus hat aber eine noch weitaus länger zurückreichende Geschichte, zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Bratwurstküche im Jahr 1419. Erbaut wurde die Gastwirtschaft in der Nürnberger Altstadt, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Albrecht Dürer zu Gast war, sogar schon um 1375.

Die historische Einordnung des Hauses, das Hilleprandt 1980 erworben, vor dem Abbruch gerettet und restauriert hatte, machte vor zehn Jahren Schlagzeilen: Die Wurstküche an der Steinernen Brücke in Regensburg hatte für sich beansprucht, die älteste Bratwurstküche zu sein, da der Betrieb schon Ende des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt worden war. Allerdings wurde das Gebäude im 17. Jahrhundert abgerissen und etwas vom ursprünglichen Standort entfernt wieder aufgebaut. Die Nürnberger Wurstküche, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde und heute rund 200 Gästen Platz bietet (mit Außenbereich 250), ist dagegen am längsten im gleichen Gebäude ansässig. Noch heute ist die historische „Garküchengerechtsamkeit“ (also die Eignung des Hauses als Bratwurstküche) im Grundbuch festgehalten. Der „Bratwurststreit“ mit Regensburg, der durch den Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband geschlichtet wurde, war eine wertvolle Werbung, die bis heute nachwirkt, so Hilleprandt, der auch Besitzer der Nürnberger Restaurants Ishihara, Minnecci und Fischer sowie des Hotels am Jakobsmarkt ist. Sie liegen allesamt in unmittelbarer Nachbarschaft des „Gulden Stern“, insgesamt sind rund 50 Mitarbeiter in diesen Betrieben beschäftigt.

Hilleprandt und seine Geschäftsführerin Waltraud Fleischmann legen Wert darauf, dass die Bratwürste nicht vorgebrüht werden, sondern rosig auf den Rost über Buchenholzfeuer kommen. Das Fass-Sauerkraut werde frisch vom Bauern eingeschnitten. Man wolle sich mit hoher Qualität und mit einer Konzentration auf Nürnberger Spezialitäten profilieren. Diese Ausrichtung werde durch die Fachzeitschrift „Feinschmecker“ bestätigt, die die Bratwurstküche regelmäßig zu den „300 besten Adressen“ der Hotels, Restaurants und Braugasthöfe in Deutschland zähle. Ein weiteres Indiz, dass sich die Konzentration auf Rostbratwürste, saure Zipfel, Salzknöchle und Stadtwurst auszahlt: Selbst während der Wirtschaftskrise sind die Geschäfte nach Worten Hilleprandts bestens gelaufen.

Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2010, Seite 68

 
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