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Franchise

Unternehmer erster Klasse

Sich mit einer markterprobten Geschäftsidee selbstständig machen: Dieses Konzept liegt dem Franchise-Gedanken zugrunde.

Nürnbergs Franchise-Unternehmerin Carola Hartmann ist auf Expansionskurs: Die Chefin des Lieferservices Joey’s Pizza will im September einen zweiten Standort im Nürnberger Osten eröffnen. Zuvor wurde sie mit dem Franchise-Virus infiziert: Sie begann zunächst als Fahrerin für 400 Euro, arbeitete sich hoch und kaufte sich vor drei Jahren in das Franchise-Konzept ein. „Das schafft man natürlich auch alles ohne Franchise“, räumt Hartmann ein, „aber nicht in dieser kurzen Zeit.“

Das Geschäftsmodell Franchise basiert auf einer markterprobten Geschäftsidee, die u.a. mit Markenrechten, Qualitätsstandards und Betriebssoftware quasi verkauft wird. Standorte werden dabei, wie etwa von McDonalds, von der Zentrale nach Marktanalysen vorgegeben.

„Aber Franchise ist nichts für jemanden, der mit Sicherheit erfolgreich und reich werden will“, warnte Felix Peckert, Chef des Bonner forum franchise der Peckert Gruppe, beim „Franchise-Talk“ anlässlich der Nürnberger Gründermesse „Start“. Entscheidend sei das Profil des Unternehmers. Denn nach Erhebungen Peckerts scheitern ein bis fünf Prozent der Franchise-Unternehmer. Dazu kommen allerdings noch einmal weitere zehn bis 20 Prozent, die wechseln oder freiwillig ausscheiden. Peckert stellt die Faustregel auf: Je größer ein System, desto kleiner ist die Ausfallrate.

Das Vorurteil, ein Franchise-Nehmer sei ein Unternehmer zweiter Klasse, gilt mittlerweile als überholt. Aber die Eltern der Bayreutherin Kerstin Geyer waren „entsetzt“, als die Tochter sich mit Joey`s Franchise-System selbstständig machen wollte. Nun wird auch sie einen zweiten Standort in Nürnberg eröffnen. Und auch Sven Strohmayer aus Crailsheim, seit zwölf Jahren McDonalds-Unternehmer, „hat noch keinen Tag bereut“. Zunächst allerdings gab es Unverständnis im Bekanntenkreis, warum er „Bouletten braten und Fritten drehen“ wolle.

Fast 13 000 Unternehmer setzen 2009 allein in Bayern auf ein Franchise-Konzept, mit dem sie selbstständig ihren regionalen Markt erobern. Insgesamt erzielten Franchise-Partner mit über 15 500 Betrieben (plus 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) in Bayern eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent auf 8,4 Mrd. Euro. Berater Peckert rechnet nach seiner aktuellen Erhebung bis Ende des Jahres mit fast 900 zusätzlichen Betrieben. Rund 46 000 Voll- und Teilzeitkräfte (plus 2,7 Prozent) werden von Franchise-Partnern in Bayern beschäftigt. „Während die Systemzentrale das Konzept weiterentwickelt und sich um die nationale Expansion kümmert, entwickeln die Franchise-Partner ihren Markt vor Ort.“

Um sich mit der Marke Joey’s Pizza selbstständig zu machen, muss ein angehender Unternehmer etwa 80 000 bis 100 000 Euro pro Ladenfläche berappen. Bei McDonalds beträgt die Startgebühr 250 000 bis 300 000 Euro. Zu den Unternehmen, die nach dem Franchise-Prinzip geführt werden, gehören beispielsweise auch Burger King, Obi, Backfactory, Town & Country, Plana Küchenland, Segafredo oder Fressnapf.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2010, Seite 36

 
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