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Interview

Wie macht man Messen im Internet-Zeitalter?

Die NürnbergMesse verzeichnete in den letzten Jahren ein stetes Wachstum, insbesondere auch im Auslandsgeschäft. WiM fragte Geschäftsführer Bernd A. Diederichs nach den Erfolgsrezepten.

Welche Entwicklung nimmt das Messewesen im Internet-Zeitalter?

Es profitiert gleich dreifach: Zur Vor- und Nachbereitung unserer internationalen Fachmessen ist das Internet längst unverzichtbar. Es liefert nur einen Mausklick entfernt eine derartige Transparenz des auf der Messe vorhandenen Angebots in Breite und Tiefe, von dem gute und sehr gute Fachmessen nur profitieren können. Darüber hinaus steigern die stetig zunehmende Nutzung des Internets und die Technisierung der Kommunikation den Wert der persönlichen Begegnung. Diesen Wert liefern Messen in fast einzigartiger Dichte. Last but not least hat uns das Internet ein neues Geschäftsfeld eröffnet: Je nach Messejahr generieren wir mit unseren Internet-Angeboten einen Umsatz von drei bis vier Mio. Euro.

Wie schneidet die NürnbergMesse im internationalen Vergleich ab?

Dieser Vergleich findet bei Messen auf zwei Ebenen statt: Zum Einen veranstalten wir inzwischen über 20 Fachmessen weltweit und verfügen über Tochtergesellschaften in China, Nordamerika, Brasilien und demnächst vielleicht auch in Indien. Damit generieren wir ein Umsatzvolumen von rund 17 Mio. Euro. Das ist gemessen am Umsatzvolumen der NürnbergMesse Gruppe knapp zehn Prozent. Auf dieser Ebene stehen wir also im Verhältnis noch am Anfang. Die zweite Ebene ist die Internationalität unserer Veranstaltungen am Messe- und Kongressplatz Nürnberg. Hier sind wir schon deutlich weiter: Bei einigen unserer internationalsten Fachmessen kommen inzwischen drei von vier Ausstellern nicht mehr aus Deutschland. Das sorgt dafür, dass wir von nationalen Konjunktureinbrüchen weitgehend unabhängig sind. Internationalität ist also keine Einbahnstraße. Davon profitiert vor allem der Platz Nürnberg.

Was bringt der Umbau der Neuen Mitte?

Vor allem mehr Möglichkeiten für Kongressveranstalter. Natürlich haben wir uns bemüht, diesen Umbau architektonisch so ansprechend wie möglich zu gestalten. Aber wir bauen ja nicht für Architekturkritiker, sondern für unsere Kunden. Deren Echo nach den ersten Betriebswochen ist überwältigend positiv. Gelobt wird vor allem, dass sich nun endlich alle Kongressräume im CCN Mitte auf einer Ebene befinden und darüber hinaus Platz für kongressbegleitende Ausstellungen ist. Neben diesen wichtigen veranstaltungstechnischen Details findet aber auch die eigenständige Innengestaltung unseres neuen Kongresssaales Brüssel viel Beifall.

Werden die neuen Kapazitäten ausgelastet?

Absolut. Und zwar mit bestehenden wie mit neuen Veranstaltungen. Wir merken bereits jetzt, welch hohe Attraktivität die Neue Mitte für Kongress-, aber auch für Messeveranstalter hat.

Was wurde bisher erreicht und was sind die künftigen Herausforderungen?

In den vergangenen knapp 15 Jahren haben wir den Umsatz der NürnbergMesse mehr als vervierfacht. In diesem Jahr rechnen wir mit deutlich über 180 Mio. Euro und mit einem Gewinn von über sechs Mio. Euro. Dennoch werden wir uns nicht entspannt zurücklehnen. Einerseits haben wir uns mit der Strategie „NürnbergMesse 2020“ ehrgeizige Ziele gesetzt, anderseits zeigt insbesondere die Entwicklung in dem für uns sehr wichtigen Segment der deutschen Fachzeitschriften, wie nachhaltig eine Krise die wirtschaftliche Basis angreifen kann. Anders als bei den Fachzeitschriften stellt zwar das Internet für Messen wie beschrieben keine Konkurrenz dar. Wir müssen uns aber immer fragen, ob wir als Medium für die ausstellende und besuchende Wirtschaft noch die erste Wahl sind. Wir arbeiten hart daran, dass es so bleibt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2010, Seite 18

 
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