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Kooperation von Städten und Gemeinden

Gewerbeflächen im Pool

Fünf Kommunen entlang der Autobahn A9 vermarkten ihre Gewerbeflächen nun gemeinsam und haben deshalb den Flächenpool „Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz‘‘ gegründet. Gefördert wurde das Pilotprojekt von der Bayerischen Staatsregierung.

Wie können Kommunen bei der Ausweisung und Vermarktung von Gewerbeflächen besser zusammenarbeiten? Eine Lösung ist das neue Konzept der Gewerbeflächenpools: Die beteiligten Kommunen erfassen ihre freien Gewerbeflächen, bringen diese beispielsweise über einen Zweckverband in den Pool ein und vermarkten ihn schließlich gemeinsam.

Das Pool-Konzept ist nicht zu verwechseln mit den sogenannten interkommunalen Gewerbegebieten. Bei diesen handelt es sich um zusammenhängende Flächen, die in den „Grenzgebieten“ benachbarter Kommunen liegen (z.B. Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein). In den Gewerbeflächen-Pool dagegen werden Flächen eingebracht, die nicht zusammen liegen. Der neue Gewerbeflächenpool „Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz‘‘, an dem sich fünf oberfränkische Kommunen beteiligen, geht deshalb nach Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann weit über bisher praktizierte Zusammenschlüsse in Bayern hinaus. „Die Kooperation ist für alle Städte und Gemeinden in ganz Deutschland ein wegweisender Beitrag zur Reduzierung des Flächenverbrauchs“, so der Minister.

Beteiligen können sich an einem solchen Pool auch Kommunen, die schlecht angebunden sind oder wegen ihrer topografischen Lage nur schwer selbst Gewerbeflächen ausweisen können. Sie können ökologische Ausgleichsflächen in den Pool einbringen oder sich finanziell beteiligen. Der Manager des Pools hat nun die Aufgabe, die Gewerbeflächen im Auftrag der beteiligten Gemeinden an Investoren zu veräußern. Die Verkaufserlöse und die Einnahmen aus der Gewerbesteuer fließen dann anteilig an die Partner-Kommunen zurück.

Förderung durch den Freistaat

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des „Wirtschaftsbandes A9“ wurde das Projekt mit mehr als 70 000 Euro vom Freistaat Bayern gefördert. Die Vorsitzende des Staatssekretärausschusses „Ländlicher Raum in Bayern“, Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel, lobte die mustergültige Zusammenarbeit der Kommunen und Ministerien.

Die Vorarbeiten für das Projekt erstreckten sich über einige Jahre. Bereits im Jahr 2006 hatten sich 18 Gemeinden in den Landkreisen Bayreuth und Forchheim mit Unterstützung des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zum „Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz“ zusammengeschlossen. In diesen Jahren galt es, eine Reihe von Fragen zu klären, z.B. Organisationsform, Verteilung von Kosten und Einnahmen auf die beteiligten Kommunen, Bewertung der in den Pool eingebrachten Flächen usw. Deshalb wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Jörg Maier, emeritierter Professor für Wirtschaftsgeografie an der Universität Würzburg und heute Geschäftsführer der RRV – Gesellschaft für Raumanalysen, Regionalpolitik und Verwaltungspraxis mbH in Kulmbach. Fünf der 18 „Wirtschaftsband“-Kommunen, nämlich die Städte Pegnitz, Creußen und Gräfenberg sowie die Gemeinden Gesees und Obertrubach, haben nun den gleichnamigen Gewerbeflächenpool aus der Taufe gehoben und werden ihre Gewerbeflächen in Zukunft gemeinsam vermarkten. Sie leisten damit nach Aussage von Innenminister Herrmann nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Flächensparen, sondern können auch wesentlich besser und bedarfsgerechter auf die Bedürfnisse ansiedlungswilliger Unternehmen reagieren und die Kosten und Risiken für die Vermarktung ihrer Flächen reduzieren.

Das Bayerische Wirtschaftsministerium hatte die erste Entwicklungsstufe des Gewerbeflächenpools unterstützt und gemeinsam mit der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern das Projekt bis zuletzt fachlich begleitet. Herrmann und Hessel wünschen sich, dass dieses innovative Konzept aus Oberfranken viele Nachahmer findet. Denn angesichts knapper Finanzmittel und rückläufiger Bevölkerung im ländlichen Raum sei es die richtige Strategie, Kräfte zu bündeln. Einen positiven Effekt sehen sie auch für das regionale Marketing. Durch den Gewerbeflächenpool erhöht sich die Chance, dass die Stärken der Region in ganz Deutschland wahrgenommen werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2011, Seite 32

 
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