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IHK-Konjunkturklima

Mittelfränkische Wirtschaft in Frühjahrsstimmung

Die Unternehmen in der Region Nürnberg verzeichnen sehr gute Geschäfte, das Wachstum verliert allerdings etwas an Dynamik. Das ist das Ergebnis des IHK-Konjunkturklimas, in das die Einschätzungen zur aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate eingeflossen sind.

Der Konjunkturklimaindex erreicht in der IHK-Frühjahrsumfrage einen soliden Wert von 121,8 Punkten. Er liegt damit zwar 3,8 Punkte unter dem Wert zu Jahresbeginn, aber noch immer deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Zurückzuführen ist der leichte Stimmungsrückgang darauf, dass die Geschäftslage zwar anhaltend gut ist, aber nicht mehr ganz so euphorisch wie zu Jahresbeginn bewertet wird. Über 90 Prozent der mittelfränkischen Unternehmen zeigten sich zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage, jedoch ist der Anteil derjenigen zurückgegangen, die ihre Geschäfte als „gut“ bezeichnen.

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Aktuelle Geschäftslage

Nach dem Stimmungshoch im Jahr 2011 beurteilt die mittelfränkische Wirtschaft die aktuelle Geschäftslage nun etwas verhaltener. Dabei zeigt sich über alle Branchen hinweg folgendes Bild: Die Verschiebung findet von einer „guten“ Beurteilung der aktuellen Geschäfte hin zu einer „befriedigenden“ Bewertung statt. Der Anteil der Unternehmen, die von einer Verschlechterung berichten, verändert sich kaum. Nach der starken Dynamik im vergangenen Jahr, das die Erwartungen deutlich überstieg, stellt sich nun eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ein.

Die Geschäftserwartungen haben sich im Vergleich zur letzten Befragung etwas verbessert, die Unternehmen gehen vermehrt davon aus, dass die Konjunktur in den kommenden Monaten wieder Fahrt aufnimmt. Jedes fünfte Unternehmen erwartet eine Verbesserung, zwei Drittel gehen von gleichbleibend guten Geschäften in den kommenden Monaten aus und nur 13 Prozent melden eine Verschlechterung bei den Zukunftsaussichten. Die Verunsicherung aus der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres lässt nach. Sofern sich die Schulden- und Vertrauenskrise im Euro-Raum nicht weiter verschärft, sind im zweiten Halbjahr 2012 konjunkturelle Impulse zu erwarten.

Entwicklung der einzelnen Branchen

Die gute Geschäftslage der mittelfränkischen Industrie hat sich im Saldo gegenüber Jahresbeginn zwar um 20 Punkte verschlechtert, bleibt mit +35 aber auf hohem Niveau. Nach wie vor zeigen sich über 90 Prozent der Industrieunternehmen zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage, allerdings verschieben sich die Mehrheiten von einer guten (42 Prozent) hin zu einer befriedigenden Bewertung (51 Prozent). Diese Entwicklung entspricht im Grunde den zu Jahresbeginn geäußerten Bedenken. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Industriebetriebe aktuell wieder positiver bezüglich der erwarteten Entwicklung zeigen: Der Saldo der Erwartungen steigt wieder auf +12 Punkte an. Unterstützt wird diese zuversichtliche Aussage durch Steigerungen im Auftragsvolumen, von denen rund 40 Prozent der Unternehmen berichten. Die Auftragseingänge kommen wieder stärker aus dem Ausland – allen voran Asien und Nordamerika, zu Jahresbeginn hatte noch das Inland die Nase vorn. Die Kapazitätsauslastung der Industriebetriebe liegt auf hohem Niveau.

Die aktuelle Geschäftslage beurteilen die befragten Bauunternehmer aktuell ungünstiger als zu Jahresbeginn. Von einer erneuten Verbesserung der Geschäftslage berichten 38 Prozent der Unternehmen aus dem Baugewerbe, 54 Prozent bewerten die Lage als befriedigend. Damit hat sich die Geschäftslage nach dem Stimmungshoch der vergangenen Befragung im Saldo spürbar verschlechtert und liegt nun bei +31. Hintergrund: Rund 40 Prozent der Bauunternehmen beklagen überdurchschnittlich starke Auftragsrückgänge aus dem öffentlichen Bausektor. Positive Impulse kommen dafür verstärkt aus dem Wohnungsbau. Niedrige Zinsen und die steigende Beliebtheit von „Betongold“ beflügeln die Baubranche und sorgen unter dem Strich für beste Zukunftsaussichten. Der Saldo der Erwartungen steigt um 37 Punkte auf +23 an. Mit expansiven Investitions- und Beschäftigungsplänen stellt sich die Baubranche auf einen heißen Sommer ein.

Die mittelfränkischen Handelsbetriebe beurteilen die Geschäftslage beinahe unverändert: Der Saldo von +34 liegt nur geringfügig unter dem Ergebnis zu Jahresbeginn und damit auf dem guten Niveau von 2011. Von einer lebhaften Nachfrage profitiert aktuell vor allem der Großhandel, über die Hälfte der Großhandelsunternehmen bezeichnet die Geschäftslage als gut und keines beklagt eine Verschlechterung – und dies bei weiterhin steigender Zuversicht. Die positiven Impulse kommen beim Großhandel verstärkt aus dem Auslandsgeschäft. Auch die befragten Einzelhandelsfirmen sind überwiegend zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage, die Perspektiven für die kommenden Monate sind dabei zurückhaltend, aber positiv. Die Händler profitieren nach wie vor von der stabilen Entwicklung am Arbeitsmarkt und dem guten Konsumklima. Neben einer Erhöhung der Mitarbeiterzahlen wollen die Handelsunternehmen nun auch wieder verstärkt investieren.

Die aktuelle Geschäftslage der unternehmensnahen Dienstleister hat sich im Frühjahr 2012 gegenüber dem Jahresbeginn im Saldo verschlechtert (von +50 auf +35). Dennoch: Über 90 Prozent der Betriebe aus den unternehmensnahen Dienstleistungen beurteilen die aktuelle Geschäftslage positiv oder befriedigend, nur rund sieben Prozent berichten von einer Verschlechterung. Besonderer Optimismus kommt aus der Immobilienwirtschaft, hier bewerten beinahe 80 Prozent die derzeitige Lage als gut. Dabei rechnen die Dienstleistungsunternehmen mit einer stabilen, positiven Entwicklung in den kommenden Monaten. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit weiteren Steigerungen, die Mehrheit – nämlich 60 Prozent – geht von gleichbleibenden Geschäften aus. Selbst das Transportgewerbe blickt trotz anhaltend hoher Treibstoffkosten recht zuversichtlich in die Zukunft. Die Dienstleistungsbranche nutzt die aktuelle Lage und die soliden Aussichten zum Ausbau des Personalbestandes und plant, die Investitionstätigkeit zu intensivieren.

Ein leichter Rückgang bei der aktuellen Geschäftslage (von +48 auf +41), aber weiterhin leicht positive Erwartungen (+2 gegenüber +5): So beurteilen die verbrauchernahen Dienstleistungen die Situation im Frühjahr 2012. Wenig Veränderung gegenüber dem Jahresbeginn auch bei den Investitionsplänen: Jedes dritte Unternehmen will die aktuell solide Situation nutzen, um in den Betrieb zu investieren. Hingegen sind die Beschäftigungspläne deutlich zurückgegangen: Rund 80 Prozent der verbrauchernahen Dienstleistungsbetriebe planen zunächst keine weiteren Einstellungen, der Anteil der Unternehmen, die Personal abbauen wollen, übersteigt sogar etwas die Betriebe mit expansiven Beschäftigungsplänen.

Positive Impulse für die Entwicklung der mittelfränkischen Wirtschaft gehen von der hohen Investitionsbereitschaft der Betriebe aus: Die Neigung der Unternehmen, in den kommenden Monaten zu investieren, ist nach dem leichten Rückgang zu Jahresbeginn wieder angestiegen. Beinahe jedes dritte Unternehmen beabsichtigt, die Investitionsausgaben im Jahresverlauf zu erhöhen, begünstigt wird dies durch die solide wirtschaftliche Entwicklung im Inland und die niedrigen Zinsen.

Die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft sind gleichbleibend positiv: Insgesamt 18 Prozent der Betriebe wollen den Personalbestand weiter aufbauen, dagegen stehen zehn Prozent, die einen Personalabbau erwägen. Im Saldo bleiben die Planungen damit auf gutem Niveau und sprechen für einen stabilen Arbeitsmarkt in Mittelfranken. Damit dürfte sich die Arbeitslosenquote von derzeit 4,7 Prozent (April 2012) weiter reduzieren und die Suche nach geeigneten Fachkräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt für die mittelfränkische Wirtschaft zunehmend schwierig werden.

Ausblick

Die Wirtschaft befindet sich im Aufwind. Für Deutschland prognostizieren die führenden Konjunkturforschungsinstitute eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,9 Prozent für das Jahr 2012 und um 2,0 Prozent für das Jahr 2013. Die akuten Risiken für die Weltkonjunktur sind gegenüber dem Herbst 2011 deutlich gesunken und die Weltproduktion steigt langsam wieder an. Entsprechend zuversichtlich sind die Unternehmen und zeigen sich expansiv in ihren Planungen. Der geplante Ausbau von Investitionen verspricht eine solide Entwicklung in der Region, die positiven Beschäftigungspläne werden die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessern und gleichzeitig das Konsumklima stärken.

Gleichwohl bleibt der Ausblick für die internationale Konjunktur verhalten. Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euro-Raum schwelt weiter und stellt nach wie vor ein großes Risiko dar. Hinzu kommen belastende Faktoren wie die Abschwächung des Wachstums in China und anderen Schwellenländern sowie der anhaltend hohe Ölpreis. Der wachsame Umgang mit den Turbulenzen bei den Energie- und Rohstoffpreisen stellt eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft dar. Insbesondere die politisch verursachten Kostensteigerungen beim Energiebezug müssen minimiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen nicht zu gefährden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2012, Seite 12

 
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