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Editorial

Gemeinsinn versus Unsinn

Nicht nur die Bundesligasaison ist wieder eröffnet, auch die Wahlkampfsaison. Und schon vernimmt man auch aus dem Mund möglicher Kanzlerkandidaten originelle Vorschläge, wie der ungebremsten öffentlichen Verschuldung beizukommen ist. Nicht etwa Ziele und Effizienz der Ausgaben gilt es zu überprüfen, nein – man will das private Vermögen im Lande zur Steigerung der Einnahmen heranziehen.

Eine Differenzierung des adressierten Vermögens in Barvermögen, Sachvermögen oder Betriebsvermögen findet gar nicht erst statt – „Millionäre“ sind offenbar alle gleich. Familienunternehmer, die auf Finanzierung durch Eigenkapital und damit auf maßvolles Wachstum setzen, sollen per Zwangsanleihe Staatsschulden tilgen. Bei überschuldeten Großbetrieben hingegen ruft man immer wieder nach Staatshilfe aus Steuermitteln, eine eigenartige Interpretation sozialer Marktwirtschaft.

Angesichts der Notwendigkeit eines soliden und solidarischen Handelns gerade der Erfolgreichen im Lande halte ich jede Art von Eingriffen in bereits versteuertes Vermögen für höchst bedenklich. Bürgersinn wird dadurch nicht gefördert, sondern geschwächt. Aber auch ein noch so starker Staat wird seine Aufgaben in Zukunft nicht allein bewältigen können.

Wir als Wirtschaftsorganisation werden nicht müde, in unserem Mitgliederkreis für Gemeinsinn und bürgerschaftliches Engagement zu werben. Für moderne Formen der Mitarbeiterbeteiligung, für Stiftungen und Sponsoring, für soziale Projekte, bei denen sich die Belegschaft eines Unternehmens sogar innerhalb der regulären Arbeitszeit engagieren kann. Und wir melden uns deutlich zu Wort, wenn wir unser Gemeinwesen durch leichtfertigen Umgang mit Neidinstinkten gefährdet sehen.

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2012, Seite 3

 
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