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Duales Studium

Zwei in einem

Gleichzeitig eine Ausbildung im Betrieb und ein Studium an einer Hochschule absolvieren – diese Kombination ist bei jungen Leuten in der Region Nürnberg stark gefragt.

Es gibt im Wesentlichen zwei Arten des dualen Studiums: Zum einen das Verbundstudium, das ein Bachelor-Studium mit einer Berufsausbildung verbindet und damit zu zwei Abschlüssen führt (Bachelor und IHK-Zeugnis). Zum anderen ein Studium mit vertiefter Praxis – ein Bachelor-Studium, das durch Praxisphasen oder Teilzeittätigkeit in einem Unternehmen ergänzt wird.

Gute Erfahrungen

Der Herzogenauracher Schaeffler-Konzern bietet dieses Verbundstudium bereits seit 2001 an, allein am Stammsitz sind 90 „duale“ Studenten tätig. Ausbildungsleiter Bernhard Schwab hält das Modell für bestens geeignet, um fähige Führungskräfte heranzubilden. Den Beweis dafür liefern frühere Verbundstudenten, die heute bereits Abteilungsleiter seien. Hochschulabsolventen mit einem herkömmlichen Studium bräuchten deutlich länger, um sich einzuarbeiten, die entsprechenden Bereiche kennenzulernen und Kontakte zu den Kollegen zu knüpfen.

Einer der Schaeffler-Verbundstudenten ist Julian Ernst. Er absolvierte zunächst sein erstes Ausbildungsjahr als Industriemechaniker, dann ging es im Zuge der Verbundausbildung in den Hörsaal, um an der Ohm-Hochschule Maschinenbau zu studieren. Läuft alles nach Plan, hat Ernst nach neun Semestern beides in der Tasche: Eine abgeschlossene Ausbildung und einen Hochschulabschluss. Mit seiner Doppelrolle kommt er gut zurecht. Steht Blockausbildung auf dem Plan, erscheint er in grüner Latzhose, um etwa Maschinen zu warten. Zu Studienzeiten ist er entweder an der Hochschule oder sitzt während der Praxisphase im Sakko in einem Schaeffler-Büro, um beispielsweise Konzeptionszeichnungen anzufertigen.

Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch zeigte sich von den Zwischenergebnissen des dualen Modells überzeugt. „Das duale Studium wird ausgebaut“, unterstrich der Minister bei einem Pressegespräch in der IHK. Er hält das duale Studium für ein wichtiges „Rezept gegen Fachkräftemangel. Das ist genau das, was die Wirtschaft braucht.“ Zuletzt stieg die Zahl der dual Studierenden im Freistaat um mehr als ein Viertel auf rund 4 500, in Mittelfranken waren zur Jahresmitte insgesamt 900 „Azubi-Studenten“ bei 125 Unternehmen registriert. Sie sind u.a. eingeschrieben an der Universität Erlangen-Nürnberg, der Ohm-Hochschule Nürnberg, der Hochschule Ansbach oder der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg, bei denen vielfältige Kombinationen aus Studiengängen und Ausbildungsberufen möglich sind.

Förderung für besondere Talente

Zu den Studiengängen mit vertiefter Praxis gehört die Sonderform für besonders begabte Studenten, das I.C.S.-Fördermodell. I.C.S. steht für „International Cooperative Studies“, bei dem Stipendiaten ab dem vierten Semester von einem Unternehmen direkt gefördert werden, dort ihre intensiven Praxisphasen absolvieren und dort auch ihre Abschlussarbeit schreiben. Ein solcher I.C.S-Förderstudent ist Christian Helpad, der an der Ohm-Hochschule Werkstoffwissenschaften studiert. Seit dem vierten Semester ist der einstige Hamburger parallel beim Kfz-Zulieferer Conti-Temic angestellt und nutzt seine Semesterferien, um in der Firma mitzuarbeiten. Das besondere Plus: „Ich bekomme monatlich über 800 Euro Gehalt und muss mich nicht mit Nebenjobs herumschlagen.“ Zwar hat er nach Abschluss des Studiums kein zusätzliches IHK-Zeugnis in der Tasche, dennoch hat das I.C.S.-Modell für ihn Vorteile: „Wer zuerst ein Grundstudium absolviert, kommt nicht als Greenhorn in eine Firma. Man kennt sich zum Beispiel bei den Messmethoden schon aus.“

Das sieht auch IHK-Präsident Dirk von Vopelius so, der die Pluspunkte der dualen Modelle hervorhebt: „Sie wirken dem Arbeitgeberalbtraum entgegen, Mitarbeiter einzustellen, die alles wissen, aber nichts können.“ Auch Prof. Dr. Michael Braun, Präsident der Nürnberger Ohm-Hochschule, an der 533 Studenten in dualen Studienvarianten eingeschrieben sind, zeigte sich von dem Modell und dessen Qualität überzeugt. Er plädiert bayernweit „für den flächendeckenden Einstieg in den dualen Master“ – ein „Bestenangebot“ für die kommenden Eliten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2012, Seite 16

 
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