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Medientreff Nürnberg, Bratwurst Röslein

BraWuRös verabschiedet sich "Der Wirt"

Am Ende seiner Rede an die Gäste des „Medientreff Nürnberg“ versagt Gregor Lemke doch ein wenig die Stimme und er bekommt feuchte Augen. Sprachlosigkeit sagt man dem 50-Jährigen, der in 16 Jahren als selbsternannter „Der Wirt“ das „Bratwurst Röslein“ vom abgewirtschafteten Traditionslokal zur Topadresse entwickelt hat, sonst nicht nach. Im Gegenteil: Durchdachte Kommunikation gehört zu den Kernqualifikationen im Erfolgsrezept des Münchners, neben einer soliden Ausbildung, Tatkraft und fast grenzenloser Einsatzbereitschaft.

Aber im Dezember ist Schluss hier, im Röslein ziehen die Förster-Brüder Thomas und Michael ein, Gregor Lemke verlässt sein Lokal und auch die ganze Familie zieht zurück nach München. Hier begann diese Wirtskarriere, er war unter anderem zehn Jahre Betriebsleiter im weltberühmten „Donisl“. Dort hat ihn der Unternehmer Jannik Inselkammer (Augustiner Bräu, zeitweise Tucher Bräu-Besitzer) entdeckt, ihm das Röslein mit 550 Plätzen zugetraut und nun hat er ihm ein Angebot gemacht, das der inzwischen in Franken verwurzelte Bayer nicht ablehnen konnte: Das auf einem Herzgrundstück in der Münchner Augustiner Straße 1, direkt an der Frauenkirche, neu aufgebaute Gasthaus „Augustiner Klosterwirt“. Immerhin geht er als fränkischer Botschafter: Unser Nationalgericht Schäufele und die Nürnberger Würste will er den Münchnern dort servieren.

Am 12. August 1996 begann die Röslein-Geschichte des Gregor Lemke, dessen Vorhaben es war, hier ein Stadtwirtshaus altbayerischer Prägung, einen Treff für Politiker, Prominente, Handwerker, Familien, Geschäfstleut’, ein gemütliches Lokal für alle zu etablieren. Das Konzept ist aufgegangen, er hat den Umsatz mehr als verzehnfacht, ohne dass im stets gut besetzten Lokal einmal Hektik zu spüren gewesen wäre. Gelassenheit, Überblick, klare Ansagen gegenüber dem Personal und viel Präsenz – das ist Lemkes Führungsstil. Mit traditionellen fränkischen Gerichten, einer überschaubaren Karte, frischen Zutaten und bodenständiger Kochkunst hat er Stammgäste und Touristen überzeugt. Überraschende Marketing-Ideen haben ihn und sein Haus immer wieder ins Gespräch gebracht: von Johannes Heesters über Boxchampion Nikolai Valuev bis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel reicht die Liste der Prominenten, mit denen er sich gerne sehen – und fotografieren ließ.

 Den Nürnbergern schenkte er Events wie die Trachtennacht, ein zünftiges Fest nach Münchner Vorbild, das am Ende auf zwei Tage erweitert werden musste. Patrick Kraft, Geschäftsführer der Event- und Fullserviceagentur „Projekt Quartett“, mit dem er die aufwändige Sause ins Leben rief, beschreibt den riesigen Aufwand: „Wir haben das ganze Lokal dekoriert, neue Möbel reingestellt, alle Fenster extra schallgeschützt. Am Ende verdient man da nichts, aber es bringt Aufmerksamkeit.“ Mit dem Werbestrategen Kraft und Sponsoren aus der Wirtschaft (BMW Nürnberg, Tucher Bräu, Breuninger und VR Bank) hat Lemke auch die Institution des Medientreffs Nürnberg belebt: Hier trafen sich viermal im Jahr zwischen 100 und 200 geladene Gäste, Journalisten, Medienmacher, Sponsoren, Prominente – ein exklusiv gehaltener Kreis, um zwangloses Begegnen zu fördern, bei dem Spezialitäten vom Röslein-Buffet lockten. Ein kommunikatives Marketing-Instrument – wie viele, die Lemke erfand oder nutzte.

So wurde das Netz engmaschiger. Als ein Autosponsor aus dem Stammtisch-Sponsorenpool ausstieg, brauchte Lemke nicht lange, den passenden Nachfolger zu finden: Peter Mey, der als BMW-Niederlassungsleiter vier Häuser vertritt und das Label mit dem höchsten Marktanteil im Luxussegment, gehört zu den vielen, die Lemke vermissen werden, als Mensch und Geschäftspartner. „Er hat die Menschen zusammengebracht, er hat ein Gefühl für Geben und Nehmen“.

So verabschiedete sich Mey vom „Wirt“, nicht aber vom Format: „Den Medientreff machen wir erst mal weiter im Röslein, mit den Nachfolgern.“

Autor/in: 
Peter Budig
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2012, Seite 67

 
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