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Straßenkreuzer

Mehr als nur ein Magazin

Die Verkäufer des Magazins Straßenkreuzer gehören seit Jahren zum Nürnberger Stadtbild. An festen Standorten verkaufen sie die Zeitschrift, die von professionellen Journalisten, Fotografen, Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen gemacht wird und einen hohen journalistischen Anspruch verfolgt. Heute ist sie nicht nur in Nürnberg, sondern auch in Erlangen, Fürth und Neumarkt zu haben. Die Idee war bei der Gründung im Jahr 1994, ein hochwertiges Produkt zu schaffen, das der Kunde nicht aus Mitleid kauft, sondern weil es ihm einen tatsächlichen Mehrwert bietet. Mit Erfolg: Im November konnte der Verein seinen 18. Geburtstag feiern.

Die rund 50 Verkäufer des Magazins, die ausnahmslos Langzeitarbeitslose, Arme, Obdachlose und sozial Benachteiligte sind, erhalten 90 Cent des Verkaufspreises von 1,80 Euro. Außerdem haben sie die Chance, als Festangestellte bei dem Verein zu arbeiten, wenn sie regelmäßig und zuverlässig Hefte verkaufen. „Das Magazin soll eine gute Alternative zum Betteln bieten und unseren Mitarbeitern Handeln auf Augenhöhe ermöglichen“, erklärt Chefredakteurin Ilse Weiß.

Im Juni dieses Jahres ist der Verein in die Wilhelm-Spaeth-Straße umgezogen, weil angesichts der vielen Projekte größere Räumlichkeiten benötigt werden. Über die Jahre hat der Straßenkreuzer e.V. sein Angebot erweitert: Von der „Straßenkreuzer-CD“ ist vor Kurzem die elfte Ausgabe erschienen, die wieder einen Überblick über fränkische Musiker und Bands „jenseits des Mainstreams“ gibt. Außerdem hat der Verein zwei Bücher herausgebracht, die sich großer Beliebtheit erfreuen – das Kochbuch „Der Küchenkreuzer“ und der Geschichten- und Gedichtband „Eigengewächse“. Seit vier Jahren initiiert der Verein das Projekt „Schicht-Wechsel – Die etwas andere Stadtführung“, bei der Straßenkreuzer-Mitarbeiter Interessierte durch ein „anderes“ Nürnberg führen und ihnen Orte zeigen, an denen man sonst vorbeigehen würde. Besucht werden beispielsweise Einrichtungen und Anlaufstellen für sozial benachteiligte Menschen.

Besonders stolz ist Chefredakteurin Weiß auf die „Straßenkreuzer Uni“, die sich das Ziel gesetzt hat, „Bildung für alle“ zu vermitteln. Gemeinsam mit Barbara Kressmann und Gabi Pfeiffer bildet Weiß das Organisationsteam der „Uni“, die seit über zwei Jahren besteht. Die Vorlesungen, Vorträge und Exkursionen werden allerdings nicht für typische Studenten angeboten, sondern für Menschen, denen die Umstände eine Universitätsbildung verwehrt haben. „Was nicht bedeutet, dass andere ausgeschlossen sind. Jeder, den ein Thema interessiert, ist herzlich willkommen“, betont Weiß. Die Dozenten kommen aus verschiedenen Branchen und Tätigkeitsbereichen – vom Geschäftsführer über den Professor bis zum Politiker. Im aktuellen Semester, das noch bis Ende Januar 2013 läuft, standen bzw. stehen mehrere Vorlesungsreihen zu den Themen Tod und Teufel, Freiheit und Verbrechen auf dem Programm. Darüber hinaus bietet die „Uni“ den „Studenten“ Arbeitsgruppen und Lehrfahrten zu den jeweiligen Schwerpunkten an. Ilse Weiß hebt auch den menschlichen Aspekt der „Uni“ hervor: „Wir möchten, dass die Menschen hier durch Themen in Kontakt kommen, die sie interessieren, und nicht durch den Geldbeutel.“

Autor/in: 
am.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2012, Seite 70

 
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