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Conworld

Virtuelle Baustellen

Deutschland, USA, Kanada und Schweden – Arno Blickling hat Projekte auf Baustellen rund um den Globus gemanagt. Jahrelange Erfahrung als Bauleiter und seine Begeisterung für 3D-Welten hat er genutzt, um gemeinsam mit dem Spieleentwickler Ingo Slaby ein viel versprechendes Geschäftsmodell aufzubauen: Das Portal conworld.biz bietet eine mit Liebe zum Detail gestaltete Online-Bauwelt.

Blickling hat 2006 an der Bauhaus-Universität Weimar über interaktive Visuelle Bausimulation promoviert. „Dieses Gebiet war damals eher exotisch“, so der 40-Jährige im Rückblick. Als Geschäftsführer der in Nürnberg ansässigen Globe-PM GmbH trieb Arno Blickling das Projekt Online-Bausimulation voran und begegnete Ingo Slaby, einem Mitstreiter, der den Enthusiasmus für virtuelle Baustellen teilte und große Erfahrung in der Entwicklung von Computerspielen mitbrachte.

Slaby hatte bereits Baggersimulatoren realisiert, allerdings als Offline-Version für einzelne Spieler. Für das Portal conworld.biz ist aus der Zusammenarbeit zwischen Spieleentwickler und Architekt dann ein „Online-Multiplayer“ hervorgegangen: Bis zu acht Spieler können sich vernetzt auf einer realistisch gestalteten Baustelle bewegen und gemeinsam eine Mission erfüllen. Außerdem gibt es auf conworld.biz Simulationsspiele für Freizeit-Bauarbeiter, die lieber solo werkeln als in einer virtuellen Gruppe.

Um conworld.biz so authentisch wie möglich zu gestalten, begannen Blickling und Slaby vor drei Jahren, Baumaschinen-Modelle von Sennebogen, Liebherr, Komatsu und anderen Branchengrößen in die virtuelle Welt zu integrieren. Dieser Schritt erwies sich als entscheidend für die Erweiterung des Geschäftsmodells: „Uns wurde bewusst, dass wir die faszinierende Technologie nicht nur im Bereich Entertainment nutzen können, sondern auch für die Kompetenz- und Wissensvermittlung.“

Auf diese Weise hat sich conworld.biz ein weiteres Standbein geschaffen: Das Unternehmen bekam Anfragen, die Cockpits ausrangierter Baumaschinen umzurüsten und mit der Software von conworld.biz auszustatten. Die Frontscheibe wurde durch einen Monitor ersetzt; die Steuerung erfolgte mithilfe zweier Joysticks auf den Armlehnen des Fahrersitzes und zweier Pedale.

2011 wurde die erste Simulator-Einheit verkauft, die von einer Reha-Klinik für das Bewegungstraining in der physikalischen Therapie genutzt wurde. Inzwischen kommen die Simulatoren in Ausbildungszentren der Bauindustrie zum Einsatz. „Dieses Training bietet zahlreiche Vorteile: Es ist wetterunabhängig, risikolos und spart Diesel“, erklärt Blickling.

Die Software, die u.a. vom Bauindustriezentrum Nürnberg-Wetzendorf genutzt wird, ist so programmiert, dass zwei Bagger nebeneinander auf der virtuellen Baustelle arbeiten. Zusammenstöße mit anderen Fahrzeugen oder andere Unfälle werden mit Punktabzug bestraft, auch der laxe Umgang mit Sicherheitsvorschriften wird geahndet. Die Baggersimulatoren von conworld.biz haben sich bereits auf einigen Berufsbildungsmessen, beispielsweise in Nürnberg und Heilbronn, als Besucher-Magneten erwiesen. Im April 2013 stieß der Auftritt auf der Bauma in München, dem internationalen Treffpunkt der Baubranche, auf große Aufmerksamkeit.

conworld.biz hat sowohl Standard-Simulatoren im Portfolio als auch Maßanfertigungen: Auf Wunsch des Kunden werden Simulatoren in Originalcockpits mit den jeweils dazugehörenden Pedalen, Joysticks und Lenkrädern eingebaut. Für Baumaschinen-Hersteller bietet conworld.biz die Option, ihre neuen Modelle auf einer virtuellen Baustelle zu präsentieren und auf diese Weise nicht nur die Spielergemeinde, sondern auch Branchenprofis von den Vorteilen der Fahrzeuge zu überzeugen.

Arno Blickling hat keine Zweifel, dass die Nachfrage nach Simulationsspielen als Marketing-Instrument sowie im Bereich der Aus- und Weiterbildung zunehmen wird. Da es in diesem Marktsegment in Europa nur zwei Wettbewerber gibt, sehen Slaby und Blickling ihr Unternehmen auch künftig auf Expansionskurs. Dabei betrachten sich die beiden Geschäftsführer der Globe-PM GmbH als „Doppelspitze“, deren Know-how sich ideal ergänzt: Architekt Blickling bringt seine Kenntnisse und Kontakte in der realen Bauwelt ein, Ingo Slaby seine Erfahrungen als Spieleprogrammierer.

Autor/in: 
aw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2013, Seite 126

 
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