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Paessler

Digitaler Weichensteller

Das Hauptprodukt der Nürnberger Software-Schmiede liefert einen kompakten Überblick über Engpässe und Schwachstellen von Netzwerken.

Die Überwachung der betrieblichen Computer-Netzwerke macht Sinn – zumindest wenn nicht Fremde, sondern der hauseigene Systemadministrator die Infrastruktur im Blick hat. Genau hier setzt die von Dirk Paessler gegründete Paessler AG an. Ihre Monitoring-Software, der Paessler Router Traffic Grapher (PRTG), liefert Live-Daten über den Zustand von Computer-Netzwerken und visualisiert langfristige Auslastungstrends sowie die verfügbare Bandbreite.

Die Ergebnisse dieser Analysen helfen dabei, Netzwerkkomponenten wie Datenleitungen, Router und Server optimal auszulegen und anzupassen. Als weiteres Feature findet eine Lasttest-Software schon während der Entwicklung und später beim Betrieb mögliche Engpässe einer Website. Der PRTG setzt vorkonfigurierte Sensoren ein, die den Status einzelner Anwendungen wie Mail-Server oder Backup-Systeme überwachen und dem Administrator einen Gesamtüberblick liefern.

Insgesamt basiert das Netzwerk-Monitoring auf den vier Säulen Messen, Alarmieren, Analysieren und Optimieren. Fallen Server, Webseiten, lokale Netzwerke aus oder werden Abweichungen von bestimmten Grenzwerten festgestellt, versendet die Monitoring-Software eine Warnung per E-Mail oder SMS an den IT-Chef. „Wir haben Lösungen für generelle Probleme, die auf der ganzen Welt auftreten“, konstatiert Gründer und Vorstand Dirk Paessler selbstbewusst. Eine reibungslos funktionierende IT werde immer bedeutender für die Produktivität von Unternehmen. Intern können ganze Arbeitsprozesse ins Stocken geraten, wenn Anwendungen nicht funktionieren. Gleiches gilt für die Webseite der Firma, die nicht nur digitales Aushängeschild ist, sondern über die häufig auch Bestellungen und Aufträge von Kunden laufen. Der Erfolg eines guten Vertriebs oder einer gelungenen Marketing-Aktion kann verpuffen, wenn die Homepage nicht optimal funktioniert, Kunden verärgert oder sogar vom Kauf abhält. Durch die Digitalisierung industrieller Prozesse sieht Paessler immer neue Anwendungsbereiche für seine Software: Von der Walzstraße bis zur Kaffeemaschine mit Internet-Anschluss ließen sich viele Schnittstellen überwachen und Abläufe verbessern.

Die rund 150 000 Nutzer der Monitoring-Software sind über 200 Staaten verteilt. Das Spektrum reiche von Kleinunternehmen bis zu den „Fortune 100“, aber auch Organisationen und sogar eine Forschungsstation in der Antarktis nutzten PRTG, erklärt Paessler. Das Monitoring lässt sich am Bildschirm in der IT-Zentrale oder mobil über das Smartphone verfolgen, denn für alle gängigen Smartphone-Betriebssysteme bietet Paessler die entsprechende App an. Zu den außergewöhnlichen Anwendern gehören einige australische Krankenhäuser, die das Monitoring-Programm neben der Überwachung der hausinternen Software auch dazu einsetzen, die Temperatur in Kühlräumen für Blutkonserven zu regulieren. Dies erspart dem Personal die bisherigen zeitraubenden Kontrollgänge im Zweistundentakt. Ein anderes Anwenderbeispiel findet sich in Neukaledonien im südlichen Pazifik: Dort kontrolliert ein Garnelenzüchter Temperatur, Salzgehalt und pH-Wert des Wassers via Smartphone-App.

Den Grundstein für sein Unternehmen hatte der einstige Langzeitstudent Paessler – „es waren ungefähr 15 Semester“ – während seines Elektronikstudiums gelegt. Zwischen den Vorlesungen schrieb er kleine Programme, u.a. eine Websuchmaschine für einen Verlag. Als dieser wissen wollte, wie viel Nutzer die Suchmaschine gleichzeitig nutzen können, entwickelte Paessler kurzerhand ein Testprogramm, das er auch als Shareware für 35 Dollar anbot. Drei Tage später hatte das Programm den ersten Käufer aus den USA. Das war 1997. Im Jahr 2001 auf dem Gipfel des Dot-Com-Crashs in Deutschland wandelte Paessler sein Einzelunternehmen in eine GmbH um. Vier Jahre später firmierte er als AG um, um auf diese Weise Mitarbeiter direkter am Erfolg beteiligen zu können. Heute sind 55 Mitarbeiter zugleich Aktionäre. Sie profitieren von einer stattlichen, zweistelligen Umsatzrendite. Intern hat Paessler, der nach jahrelangem Aufbau nun die Früchte seiner Arbeit erntet, eine klare Parole ausgegeben: Fehler gehören zum innovativen Arbeiten dazu. „Hinfallen, wieder aufstehen, Krone zurechtrücken und weitermachen“, lautet sein Motto.

Der Umsatz von Paessler sprang im vergangenen Jahr um stattliche 43 Prozent auf 14,5 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter kletterte bis zum Jahresende 2013 auf 74, Anfang September lag sie bereits bei 101. Im laufenden Jahr wolle man das Wachstumstempo auf 30 Prozent drosseln, damit Prozesse, Service und Personalsuche Schritt halten können, erklärt der Unternehmensgründer. Obwohl der deutsche Umsatzanteil lediglich bei 15 Prozent liege, ist und bleibe der Hauptsitz in Nürnberg, erklärt Vorstandskollege Christian Twardawa. Im größten Einzelmarkt, den USA, werde künftig wohl das stärkere Personalwachstum stattfinden, um Vertrieb und hauseigenen Service vor Ort zu stärken. Dennoch sei eine Auslagerung des Supports ausgeschlossen. Ziel sei es, jedes Kundenticket innerhalb von 24 Stunden qualifiziert zu beantworten, erklärt Twardawa.

Weitere Wachstumsfelder sieht Paessler durch die zunehmenden Cyber-Bedrohungen. Einer Kundenbefragung zufolge betrachten drei Viertel der Anwender den PRTG als wichtige Sicherheitskomponente in ihrem Netzwerk. Als ergänzende Security-Instanz könne das Netzwerk-Monitoring das reibungslose Funktionieren der eigentlichen Sicherheitssysteme wie Viren-Scanner, Firewall, Verschlüsselungssoftware und Port-Scanner überwachen und ungewöhnliche Vorkommnisse im Netzwerk identifizieren.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2014, Seite 72

 
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